Ein wichtiges, künftiges Projekt von Baubürgermeister Hans-Georg Sigel: der Umbau der Stadtbücherei Esslingen. Foto: Bulgrin

Große Veränderungen stehen an. Wie bewältigt das eine Stadt mit fast 100 000 Einwohnern? Wie verwaltet sie sich, wer treibt die Projekte voran? Eine Serie in vier Teilen zeigt, wie Esslingen funktioniert.

Esslingen - Auf ihn baut eine ganze Stadt: Hans- Georg Sigel ist ein wichtiger Akteur in der Esslinger Stadtverwaltung. Seit Mitte August ist er als Nachfolger von Wilfried Wallbrecht Baudezernent und Bürgermeister. Mit einem Team aus insgesamt etwa 360 Mitarbeitenden ist er dafür verantwortlich, dass die Bauangelegenheiten laufen – oder eben nicht. Doch in sein Ressort fallen auch Altes und Neues, Beton und Natur, Theorie und Praxis, Wasser und Abwasser. Und ein Jobsharing mit Finanzbürgermeister Ingo Rust muss er auch stemmen. Wenn es auf einer Baustelle nicht vorangeht oder die Sanierung einer der vielen sanierungsbedürftigen Brücken stockt, dann kriegt er es ab – Baubürgermeister sind qua Amt beliebte Schuldige für Stammtische und Unzufriedene.

Sigel braucht daher gute Nerven und breite Schultern. Zumal seine Zuständigkeit weit über anrückende Bagger und hohe Bauzäune hinaus geht: „Mobilität, Klimaschutz, Wohnen und die Gestaltung des öffentlichen Raums“ führt er als seine Schwerpunkte an. Die vielen Esslinger Baustellen sondiere er noch und er verschaffe sich derzeit einen Überblick über seinen Tätigkeitsbereich, sagt der 41-Jährige. Doch als Hauptvorhaben vor Ort bezeichnet er die Arbeiten an der Hanns-Martin-Schleyer- Brücke, die Stadtbücherei, Schulsanierungen, die Radfahrverbindungen und die Belebung der Innenstadt. Aber alle Projekte stünden unter dem Diktat des angespannten Esslinger Stadtsäckels. Nach der Eingewöhnungsphase muss er aber loslegen. Kümmern muss sich Hans- Georg Sigel als Baubürgermeister um Denkmalschutz und Städtebau. Er ist für Beton und Natur, für die Sanierung städtischer Einrichtungen und die Umsetzung des Esslinger Klimaschutzkonzepts verantwortlich. Praktische Vorhaben – etwa Planung, Bau und Unterhaltung von Gebäuden – verantwortet er ebenso wie theoretische Arbeiten, beispielsweise durch die Erstellung staatlicher und kommunaler Statistiken. Versorgungsleitungen, auch für Wasser, müssen auf den Baustellen gelegt werden, doch Sigels Team kümmert sich auch um die Entsorgung des Abwassers. In einem Aufgabenbereich arbeitet der Baubürgermeister im Teamwork mit Finanzbürgermeister Ingo Rust. Bei der Städtischen Gebäude Esslingen (SGE) gibt es ein Jobsharing. Ingo Rust ist für den kaufmännischen, Hans-Georg Sigel für den technischen Teil zuständig. Zu erledigen gibt es genug: Die SGE mit ihren etwa 120 Mitarbeitenden ist auch für Erstellung, Sanierung, Instandhaltung und den Betrieb von städtischen Gebäuden verantwortlich.

Ansprechpartner für viele Baufragen

Baubürgermeister Hans-Georg Sigel ist Chef von vier städtischen Ämtern. Eines davon ist das Baurechtsamt. Zuständig sind die 29 Mitarbeitenden der Behörde natürlich für das Baurecht. Aber auch Denkmalschutz und Denkmalpflege oder der Vollzug spezieller Vorschriften durch die Energiewende gehören zu ihrem Portfolio. Immissionsschutz, Naturschutz oder Wasserrecht werden hier erledigt. Und das Amt kümmert sich um das Straßenrecht. Diese Aufgaben müssen nach Angaben des städtischen Pressereferats fristgemäß und rechtssicher erledigt werden. Das Amt sollte auch für Bürgernähe stehen: Im angegliederten Bürgerbüro Bauen werden erste Fragen zum Thema Bauen beantwortet, Auskünfte erteilet oder Kopien aus Planunterlagen erstellt. Berechtigten kann Einsicht in Bebauungspläne oder das Baulastenverzeichnis gewährt werden.

Tiefschürfendes und Tiefgreifendes

Ihre Arbeit geht in die Tiefe. Die 145 Mitarbeitenden des Tiefbauamtes kümmern sich um den Esslinger Untergrund. Sie schauen nach dem etwa 310 Kilometer langen Netz der Abwasserkanäle, durch das Schmutz- und Regenwasser abgeleitet werden. Aber auch Brücken, Unterführungen und Stützmauern fallen in ihre Zuständigkeit. Wenn es schüttet wie aus Kübeln, dann müssen sie ran – Gewässerunterhaltung, Hochwasserschutz und Starkregenrisiko- management hat das Tiefbauamt zu regeln. „Verkehrstechnische Ausstattungen“ gehören zum Jobprofil. Das sind Verkehrszeichen, Absperrungen, über 12 000 Leuchten, 160 Lichtsignalanlagen und ein zentraler Verkehrsrechner. Das Planen, Bauen, Unterhalten und Sanieren von Infrastruktureinrichtungen oder die Verkehrssicherheit landen ebenfalls auf den Schreibtischen des Amtes.

Nach dem Umzug ist vor dem Umzug

Kaum ist er umgezogen, steht schon der nächste Umzug an. Mitte August kam Hans- Georg Sigel als Baubürgermeister nach Esslingen. Doch viel Zeit zum Einrichten seines Büros im Technischen Rathaus in der Ritterstraße blieb ihm nicht. Denn Esslingens neuer Oberbürgermeister Matthias Klopfer möchte seine engste Mannschaft um sich haben und ordnete einen erneuten Umzug ins Neue Rathaus an. So saß Sigel ständig auf gepackten Koffern. Dabei ist er von Haus aus solider Schwabe: 1980 wurde er in Münsingen geboren, aufgewachsen ist er in Römerstein auf der Schwäbischen Alb, in Nürtingen studierte er das Fach Stadtplanung. In Kassel sattelte er die Studiengänge Stadtentwicklungsplanung und Umweltrecht drauf. Nach der Tätigkeit für ein Fachbüro in Stuttgart und dem Referendariat zum Regierungsbaumeister im Regierungspräsidium wurde er 2010 Stadtbaumeister in Nördlingen. Seit Mitte August ist der vierfache Vater Esslingens neuer Baubürgermeister.

Eine Stadt wird verplant

Neue Baumaßnahmen und aktuelle Problemfelder in einer alten Stadt umzusetzen und zu lösen – das ist der Job des Stadtplanungsamts. Die Aufzählung der Zuständigkeiten ist lang: Die Stadtentwicklung mit Statistiken, Verkehr und Klimaschutz sowie der Städtebau mit Planungs- und Gestaltungsberatung stehen ganz oben auf der „To-Do-Liste“. Aufgeführt wird dort aber auch das Stichwort „Informationsdesign“. Unter dieses griffige Schlagwort fallen Tätigkeiten wie die Führung von Karten und Geodaten, vermessungstechnische Ingenieurleistungen oder Umlegungsverfahren nach dem Baugesetzbuch. Das 59-köpfige Team im Stadtplanungsamt ist aber auch für die Erhebung des Zensus, also die Volkszählung, zuständig, und das Amt muss als Gutachterausschuss Markt- und Preisanalysen durchführen oder Wertgutachten erstellen.

Sie sorgen für ein „grünes“ Esslingen

Es grünt und blüht vielerorts in Esslingen. Die Grünflächen gedeihen allerdings nicht von alleine. Das Grünflächenamt mit seinen 124 Mitarbeitenden ist dafür zuständig, denn es kümmert sich um das „grüne Esslingen“. Die Behörde möchte einen „Beitrag zu einer l(i)ebenswerten, nachhaltigen und bürgerfreundlichen Stadt am Neckar“ leisten. So sorgt das Team für die Parks, die städtischen Grünflächen, Spiel- und Bewegungsräume, die Gestaltung der Friedhöfe, die biologische Vielfalt oder einen möglichst gesunden Stadtwald bei einer kränkelnden Umwelt. Dem Klimawandel möchte der Mitarbeiterstab durch ein anpassungsfähiges Stadtgrün begegnen. Das Grünflächenamt hat aber auch einen handfesten wirtschaftlichen Auftrag: Es möchte Vermögenswerte erhalten und einen Substanzverzehr durch Unterhaltungsmaßnahmen vermeiden.

Damit es den Bürgern nicht gewaltig stinkt

Amtshilfe? Aber sicher. Warum auch nicht? Die Stadtentwässerung (SEE) ist zwar ein Eigenbetrieb der Stadt Esslingen. Ihr steht aber kein eigenes Personal zur Verfügung, sondern sie nimmt zur Erfüllung ihrer Aufgaben Dienstleistungen des Tiefbauamtes in Anspruch. Denn würde die SEE ihren Job nicht richtig machen, dann würde das der Bevölkerung ganz gewaltig stinken. Schließlich hat sie sich um die ordnungsgemäße Entsorgung von Abwassern zu kümmern. Und die Einwohner müssen mit der SEE rechnen, denn sie erhebt die Entwässerungsbeiträge sowie die Schmutzwasser- und Niederschlagsgebühren.

→ Mehr Informationen stehen auf der städtischen Homepage unter https://www.esslingen. de/aemterfinder. Man muss einfach das gesuchte Amt in die Suchfunktion eingeben