Bildung und Betreuung gehören neben vielen anderen Bereichen zu den Aufgaben des Dezernats IV der Stadtverwaltung . Foto: Ines Rudel

Große Veränderungen stehen an. Wie bewältigt das eine Stadt mit fast 100 000 Einwohnern? Wie verwaltet sie sich, wer treibt die Projekte voran? Eine Serie in vier Teilen zeigt, wie Esslingen funktioniert.

Das Dezernat IV im Rathaus umfasst ein breites Spektrum an verschiedenen Bereichen: Neben Ordnungs-, Standes- und Kulturamt fallen auch das Amt für Bildung, Erziehung und Betreuung sowie das Amt für Soziales, Integration und Sport in die Verantwortung des Dezernenten Yalcin Bayraktar. Von Sportanlagen, Museen und der Bücherei, Kitaplätzen, Schulen und Wohnraumkonzepten bis hin zur Verwaltung der städtischen Pflegeheime, der Volkshochschule und den Städtepartnerschaften – Sozialbürgermeister Bayraktar hat ein weites Feld, um das er sich kümmern muss. „Eigentlich ist alles dabei, was zur gesellschaftlichen Teilhabe dazugehört“, sagt er. Vermutlich finde man in anderen Kommunen kaum ein Dezernat mit einem so großen Spektrum. Aber gerade das mache für ihn den Reiz aus. „Ich bin von diesen Themen überzeugt“, sagt Bayraktar.

Die Vielfalt bringt auch sehr viel Gremienarbeit mit sich: Als Dezernent leitet er sechs Ausschüsse. „Es ist sehr viel Mitsprache und Beratung“, sagt er, „aber das motiviert mich auch und ist sehr spannend“. Zu schaffen sei das Pensum mit „System und Struktur“, außerdem habe er ein sehr gutes Team. „Ich versuche, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die auf Vertrauen basiert. Ver- und Zutrauen sind für mich die Grundlage für eine gute und effiziente Zusammenarbeit“, betont Yalcin Bayraktar. Für ihn bedeutet das, dass er viel und aufmerksam zuhört: Ein Mal in der Woche gibt es eine Rücksprache mit jedem Amtsleiter, die mindestens eine Stunde dauert. Dazu kommen die Amtsleiterrunde alle vier Wochen und die Dezernentenrunde. „Feste Kommunikationsstrukturen sind mir wichtig. Darüber hinaus wissen alle, dass sie mich in wichtigen Dingen jederzeit anrufen können“, sagt er über seinen Führungsstil. Man nimmt Bayraktar ab, dass er tatsächlich „mit Herzblut und Tatendrang“ an die Arbeit geht. Ob Kita, Schulen oder Pflegeeinrichtungen – das Dezernat IV war von der Pandemie besonders betroffen und musste schnell Lösungen finden. Mit dem Aufbau der Testzentren kam sogar noch ein weiterer Aufgabenbereich dazu, kurzerhand musste eine Taskforce aufgebaut werden. Gesellschaftliche Teilhabe in konkrete Maßnahmen umzusetzen ist dem Sozialbürgermeister ein besonderes Anliegen. „Teilhabe ist für mich die Grundlage für ein friedvolles Zusammenleben“, sagt Bayraktar. Zahlreiche Beteiligungsprozesse hat er bereits angestoßen, von der Stadtbücherei bis zum Sportpark Weil, weitere sollen folgen. Vor allem die Quartiersarbeit soll intensiviert werden, auch die älteren Bürgerinnen und Bürger sollen mehr in den Fokus rücken. Und er kündigt einen Aktionsplan „Integration“ an. Auch die Schulentwicklung und die Personalgewinnung in den Kitas werden weiterhin oben auf der Agenda stehen. Im Bürgeramt wird zudem der Veränderungsprozess rasch fortgesetzt. „Wir werden 2022 eine neue Qualität beim Bürgerservice haben“, verspricht Yalcin Bayraktar.

Das Ordnungs- und Standesamt

Insgesamt 151 Beschäftigte arbeiten im Amt 32, dem Ordnungs- und Standesamt. Jede Esslingerin und jeder Esslinger dürfte bereits in irgendeiner Weise mit einem Bereich dieses Amtes zu tun gehabt haben – in erfreulichen und weniger erfreulichen Angelegenheiten. „Das Amt stärkt das Sicherheitsgefühl in der Stadt kontrolliert und sanktioniert die Regeln eines respektvollen Miteinanders“, wie es die Stadt selbst formuliert. Zu den Aufgaben gehören also auch Bußgelder, Strafzettel und Geschwindigkeitskontrollen. Viel zu tun hatte das Amt 32 in diesem Jahr durch die OB-Wahl und die Bundestagswahl. Besonders im Fokus standen zuletzt auch das Bürgeramt in der Beblinger Straße und das Ausländeramt. Wer einen Ausweis beantragen oder sich ummelden wollte, musste oft monatelang auf einen Online- Termin warten. Jetzt sollen die Corona- Rückstände aufgearbeitet und der Service verbessert werden.Große Veränderungen stehen an. Wie bewältigt das eine Stadt mit fast 100 000 Einwohnern? Wie verwaltet sie sich, wer treibt die Projekte voran? Eine Serie in vier Teilen zeigt, wie Esslingen funktioniert.

Amt für Bildung, Erziehung, Betreuung

Im Dezember 2020 ist das Amt 40 für Bildung, Erziehung und Betreuung in die Räume des ehemaligen Notariats in der Schelztorstraße 46 umgezogen. Vom Aktenmief ist nichts mehr übrig: Hell, modern und mit einer Naturmooswand im Treppenhaus präsentiert sich das Amt. Auch an den internen Abläufen wird ständig gearbeitet. So hat sich etwa die Abteilung Kindertageseinrichtungen ein gemeinsames Leitbild gegeben, zu dem auch Mitarbeiterzufriedenheit und Kundenservice gehören. Das Amt gehört mit seinen rund 700 Beschäftigen zu den größten der Stadtverwaltung. Es ist Ansprechpartner unter anderem bei der Schulentwicklung und Schulverwaltung sowie der Grundschulbetreuung. Auch die Essensversorgung wird hier koordiniert. Hier sitzt die Fachberatung für Kindertageseinrichtungen, die Eltern-Service-Stelle und es gibt ein Netzwerk für die sprachförderliche Arbeit. Auch Fort- und Weiterbildung sind hier angesiedelt.

Der Bürgermeister Yalcin Bayraktar

Yalcin Bayraktar ist seit Januar 2020 Bürgermeister in Esslingen und als Dezernent für Ordnungs-, Sozial-, Kultur-, Schul- und Sportwesen zuständig. Bayraktar, der gerade seinen 43. Geburtstag gefeiert hat, wurde im Esslinger Gemeinderat auf Vorschlag der Grünen mit einer deutlichen Mehrheit von 25 gegen 13 Stimmen gewählt. Seit 2018 war Bayraktar, der Philologie, Politikwissenschaften und Medienpädagogik studiert hat, Leiter des Amts für Soziales, Familie und Jugend in Friedrichshafen. Davor war er vier Jahre lang beim Landratsamt des Bodenseekreises beschäftigt – bis Juli 2015 als Integrationsbeauftragter, dann bis Juni 2016 als Sachgebietsleiter für Migration und Integration und schließlich als Leiter des Amtes für Migration und Integration der Kreisverwaltung. Vor seiner Zeit in der Kommunalverwaltung hat Yalcin Bayraktar unter anderem bei einem evangelischen Bildungsträger im Bereich Integration und Jugendsozialarbeit gearbeitet. Er ist am 2. November 1978 in Bopfingen geboren und in Nördlingen aufgewachsen. Einst war sein Großvater aus der Türkei zum Arbeiten nach Deutschland gekommen.

Der Eigenbetrieb Volkshochschule

Von Arabisch lernen bis Zumba tanzen: Die Volkshochschule Esslingen ist als Eigenbetrieb der Stadt eine der größten Erwachsenenbildungseinrichtungen in Baden-Württemberg. Sie macht verlässliche Angebote der außerschulischen Bildung in den Programmbereichen Gesellschaft und Leben, Kultur und Gestalten, Gesundheit und Fitness, Sprachen und Integration, Beruf und Karriere und bietet im Rahmen des Zweiten Bildungswegs das Abendgymnasium an. Umstritten war einst der Umzug der Volkshochschule vom Dick auf das Hengstenberg- Areal, nachdem 2010 für die alten Räume die Kündigung ins Haus geflattert war. Inzwischen hat sich der Standort an der Mettinger Straße etabliert. Anzahl der Mitarbeitenden: 27,7 (in Vollzeit), 34 (in Teilzeit).

Die städtischen Pflegeheime

Der Eigenbetrieb Städtische Pflegeheime Esslingen ist Träger von fünf Pflegeheimen und vier Tagespflegeeinrichtungen sowie Betreuungsträger von zwei Anlagen des Betreuten Wohnens an insgesamt sechs Standorten. Rund 460 Menschen beschäftigt der Eigenbetrieb Pflegeheime an den Standorten Badstraße, Seracher Straße, Weiherstraße, Hindenburgstraße, Weilstraße und Zollernplatz. Den Pflegeheimen angeschlossen sind fünf Cafés , die teilweise gewerblich betrieben werden und somit auch für Gäste von außen offen sind. Die Cafés erfüllen somit eine wichtige Funktion, denn sie öffnen die Heime in das Gemeinwesen hinein. Die städtischen Pflegeheime werden als offene Einrichtungen, so genannte Quartiershäuser, mit engem Bezug zum Stadtteil und der Bürgerschaft geführt. Dabei erfährt der Eigenbetrieb große Unterstützung aus der Bürgerschaft: Es gibt fünf Fördervereine und rund 200 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen.

Das Amt für Soziales, Integration, Sport

Das Amt 50 für Soziales, Integration und Sport, geleitet von Marius Osswald, hat das Selbstverständnis, Förderer des Gesellschaftlichen Zusammenhalts und des Sozialen Friedens zu sein. Seine strategischen Schwerpunkte trägt das Amt ja bereits in seinem Namen: Soziales, Integration und Sport. Konkret setzen sich die 84 Beschäftigten, die in der Beblinger- und Fleischmannstraße sitzen, beispielsweise dafür ein, Wohnraum für finanziell und sozial Benachteiligte zu schaffen, den generationen- und kulturübergreifenden Dialog zu fördern und Existenzen abzusichern. Das Amt 50 hat sich auf die Fahnen geschrieben, das vielfältige Bürgerengagement zu fördern und Inklusion zu schaffen. Auch die Generationen hat das Amt im Blick: Gefördert wird die Seniorenplanung genauso wie die kommunale Jugendarbeit. Für schwer und länger andauernd psychisch erkrankte Menschen hält die Stadt Esslingen mit dem Gemeindepsychiatrischen Dienst zudem ein differenziertes Netzwerk an Hilfen bereit.

Das Kulturamt

Esslingen hat eine breit aufgestellte Kulturlandschaft mit Aushängeschildern wie die Villa Merkel oder das Literaturfestival Les- ART. Auch die vielen Vereine gehören zum kulturellen Leben. Die Fäden laufen im Amt 41, dem Kulturamt, zusammen. Es beschäftigt 169 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich 100 Stellen teilen. Zu den Aufgaben gehören die Konzeption und der Betrieb des Stadtarchivs, der Stadtbücherei, des Schreiber- und Stadtmuseums, der Musikschule und eben auch der Villa Merkel. Entsprechend verteilt sind die Standorte des Amtes, die von Hafenmarkt bis Merkelpark reichen. Wie wichtig den Esslingerinnen und Esslingern die Kultur ist, hat nicht zuletzt die Büchereidiskussion gezeigt. Sie hat zum ersten Bürgerentscheid der Stadt überhaupt geführt hat. Genauso rege ist die Beteiligung beim Umgestaltungsprozess am alten Bücherei- Standort im Beblinger Pfleghof.

Referat für Städtepartnerschaften

Esslingen versteht sich als Europastadt und hat elf Partnerstädte, um die sich das Referat 48 kümmert: Vienne in Frankreich, Neath in Wales/Großbritannien, Udine in Italien, Norrköping in Schweden, Schiedam in den Niederlanden, Sheboygan im US-amerikanischen Bundesstaat Wisconsin, Velenje in Slowenien, Molodetschnoin Belarus, Eger in Ungarn, Piotrkow Trybunalski in Polen, Coimbatore in Indien. Die Partnerschaften werden auch über gegenseitige Besuche, Schüleraustausche, verschiedene gemeinsame Programme und Projekte gelebt. Das Referat Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen, das im neuen Rathaus untergebracht ist, hat insgesamt zwei Mitarbeiterinnen. Geleitet wird es von Katrin Radtke. Zu den Aufgaben des Referats gehört zudem der Kontakt zu weiteren internationalen Städten und die Förderung länderübergreifender Projekte.