Smart Meter gelten als Weichensteller fürs künftige Stromsystem. Foto: picture alliance/dpa/Markus Scholz

98 Prozent der deutschen Haushalte haben noch keinen Smart Meter, Erwin Stegmaier aus Filderstadt schon. Zufrieden ist er trotzdem nicht.

Die wichtigste Frage findet Erwin Stegmaier nicht, wie er das hinbekommen hat. Dabei ist es ja durchaus eine Besonderheit, dass der Mann aus Filderstadt seit etwa einem Jahr hat, was in 98 Prozent der deutschen Haushalte noch fehlt: einen Smart Meter. Anders als in anderen EU-Staaten: In Spanien oder Dänemark ist das Standard.

Dabei handelt es sich um ein intelligentes Messsystem. Smart Meter können – anders als moderne Messeinheiten – Daten versenden und Signale von außen empfangen. Sie sind neben analogen und digitalen Zählern die dritte Variante. Und sie gelten als Weichensteller für ein dezentrales Stromsystem, das auf erneuerbaren Energien basiert. Weil sie im besten Fall helfen können, Angebot und Nachfrage besser zueinander zu bringen. Allerdings verläuft die Einführung der intelligenten Messeinheiten höchst schleppend. Erst zwei Prozent aller Haushalte haben Schätzungen der Smart-Meter-Initiative zufolge einen Smart Meter.

Erwin Stegmaier aus Filderstadt vor seinem Zählerschrank Foto: privat

Wie also hat Erwin Stegmaier das geschafft? „ Ich habe relativ stark Druck gemacht “, sagt er. Aber die wichtigere Frage findet er: Was bringt ihm das eigentlich ? Erwin Stegmaier hat seit Kurzem einen dynamischen Stromtarif, wie ihn seit Jahresbeginn alle Stromanbieter im Portfolio haben müssen. Was er heute spare, zahle er morgen drauf, sagt aber Erwin Stegmaier.

„Augenblicklich gibt es dann, wenn mittags die Sonne scheint, Strompreise von 19 Cent pro Kilowattstunde“, sagt er. „Da ich zu diesen Zeitpunkten über die PV-Anlage selbst meinen Strom erzeuge, kann ich die niedrigen Preise nicht nutzen.“ Dynamische Stromtarife bringen einem dann etwas, wenn man große Energiemengen – beispielsweise mit E-Auto oder Wärmepumpe – verschieben kann. Erwin Stegmaier plant, den Tarif voraussichtlich zum Herbst wieder zu kündigen .

Seine Solaranlage hat eine Leistung von zehn Kilowattpeak. Ab einer Nennleistung von sieben Kilowattpeak braucht man einen Smart Meter – wenn man einen ergattert. Erwin Stegmaiers Problem ist, dass sein Smart Meter seit Januar immer wieder stottert. „ Die Aufzeichnung der Verbrauchswerte hat tageweise Lücken “, sagt er. „Gerade an Tagen, wo es sehr starke Preisschwankungen gibt, werden tagelang keine Werte übermittelt oder aufgezeichnet“, sagt er.

Laut seinem Netzbetreiber, der NetzeBW, handelt es sich dabei um kein generelles Problem. „Es kann in manchen Fällen dazu kommen, dass die Messwerte nicht direkt zugestellt werden können“, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage. „Der Smart Meter versucht diese dann mehrfach, oder aber immer am Folgetag zuzustellen.“ Grund könne sein, dass beispielsweise die Funkverbindung zum Zeitpunkt des Messwertversands gestört sei.

Fest stehe: „Wenn die Werte mal nicht versendet werden können, sind wir auf Basis gesetzlicher Vorgaben dazu verpflichtet, Ersatzwerte zu bilden und zur Verfügung zu stellen“, so die Sprecherin. „Sobald die Werte nachgesendet wurden, werden natürlich diese Messwerte für die Folgeprozesse herangezogen. Dadurch wird sichergestellt, dass der Lieferant die korrekten Daten für die Abrechnung erhält.“

Für 98 Prozent sind diese möglichen Probleme noch Zukunftsmusik, sie haben ja noch keinen Smart Meter. Und selbst dort, wo sie verbaut sind, können sie ihre Wirkung noch nicht ausspielen. Eben weil sie noch Einzelfälle sind und das Stromsystem noch nicht transformiert ist.