Ein Prosit auf den Geburtstag (von links): Jürgen Zieger, Eli Roderburg-Schnierle und Gerhard Polacek. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Die Standortinitiative Neue Neckarwiesen (SiNN) hat ihren zehnten Geburtstag gefeiert. Längst gilt die Unternehmergemeinschaft als Vorbild und findet auch bundesweit mehr Nachahmer.

EsslingenManchmal kommt es vor, dass man zehn Jahre oder sogar länger mit seinem Nachbarn Seite an Seite gelebt hat, ohne ihm jemals die Hand geschüttelt zu haben. Und dann passiert etwas, das die Nachbarn endlich zusammen bringt. Im Falle zweier Unternehmer in Esslingens größtem Gewerbegebiet Neue Neckarwiesen war es SiNN, die Standortinitiative Neue Neckarwiesen, die als Bindeglied gewirkt hat. Das war vor zehn Jahren, als sich die Gemeinschaft aus Unternehmern gründete, weil ihnen die Zukunft ihres Gewerbegebietes nicht gleichgültig war. Diese zehn Jahre, oder vielmehr das, was in dieser Zeit entstanden ist, war nun Grund zum Feiern. Im Showroom des Autohauses Jesinger empfing Gastgeberin und SiNN-Vorsitzende Eli Roderburg-Schnierle mehr als 100 Gäste. Schon diese Zahl zeigt, wie sich die Gemeinschaft in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

Von dem Begriff SiNN geht ganz offenbar eine besondere Faszination aus. Eignet er sich doch vortrefflich für Wortspiele, die weit über den offiziellen Slogan „SiNN macht Sinn“ hinaus reichen. Da war in den Reden von FeinSiNN, GemeinschaftsSiNN, FrohSiNN und gelegentlich auch von UnSiNN die Rede, wenn sich die Wortspiele der Schmerzgrenze näherten. Aber unter dem Strich herrschte Einigkeit, wonach die Standortinitiative ein sinnvolles Instrument ist, um Menschen, Interessen, Ideen und sogar Leidenschaften zusammen zu führen.

„Aus einem Fest wurde eine Gemeinschaft“, brachte es die SWR-Moderatorin und Journalistin Sonja Faber-Schrecklein auf den Punkt, die charmant durch den Abend führte. Eine Anspielung auf das vor allem von Vorstandsmitglied Thomas Eger initiierte Neckarwiesenfest, welches 2009 zusammen mit Impulsen durch die städtische Wirtschaftsförderung zur Gründung von SiNN geführt hat. Damals ging es mit 27 Mitgliedsfirmen los, heute sind es 53 und mit im Boot sind sogar drei Firmen aus dem Gewerbegebiet Sirnau, die dem guten Beispiel gefolgt sind.

Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger sprach sogar von einem „Musterbeispiel für partnerschaftliche Kooperation“ und meinte damit nicht nur das Miteinander der Unternehmen in den Neuen Neckarwiesen, sondern auch das mit der Stadtverwaltung gepflegte Verhältnis. Das war nicht immer so, wie Eli Roderburg-Schnierle deutlich machte: „Was die Kommunikation mit der Stadt betrifft – da lagen anfangs Felsbrocken im Weg. Jetzt ist der Weg geebnet, weil gegenseitiges Vertrauen da ist.“

Als erste Gewerbegebietsmanagerin hat die heutige Wirtschaftsförderin der Stadt Fellbach, Hannah Schröder-Jung, die Entwicklung der Gemeinschaft mit geprägt. Aus der Erkenntnis heraus, wonach das Gewerbegebiet in die Jahre gekommen war und dringend einer Aufwertung bedurfte, zog die damals schon „sehr engagierte Unternehmerschaft“ an einem Strang und heute sind die Früchte von Teamgeist und Engagement unübersehbar. Dazu gehören das Projekt Sonnenwerke mit schwenkbaren Fotovoltaik-Modulen, ein Leitsystem für das Gewerbegebiet, die bessere Einbindung des Neckars, mehr Grün, die Neuordnung von Parkplätzen, das Businessfrühstück mit wechselnden Gastgebern, Themenveranstaltungen, Azubi-Aktionen oder Schülerprojekte.

Das Netzwerk funktioniert und findet längst Nachahmer. Für Hannah Schröder-Jung das wichtigste Indiz für den Erfolg, weil SiNN auf diese Weise weit über Esslingen hinaus strahlt. Eli Roderburg-Schnierle kann sich noch gut an die Gefühlslage erinnern, als sich die Gemeinschaft vor zehn Jahren formierte: „Wir waren total euphorisiert, hatten so eine Art Start-up-Gefühl“. Mit Herzblut war und ist man bei der Sache, was auch dem Schauspieler Gerhard Polacek nicht verborgen geblieben ist. Er hatte sich zur Feier seine eigenen Gedanken zu den Neuen Neckarwiesen gemacht und philosophierte über die Sinnhaftigkeit im Allgemeinen und im Speziellen, was die Neuen Neckarwiesen und die handelnden Akteure anbelangt. „Alles, was wir erleben, macht Sinn.“ Alles andere sei Unsinn, meinte Polacek. Wer wollte dem ernsthaft widersprechen?

Am Ende gab es dann noch einen Scheck von SiNN über 2.500 Euro für die Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge, deren Vorsitzende Sonja Faber-Schrecklein ist. Auch in diesem Fall dürfte der Sinn unstrittig sein.