Der Eingang zum Edeka-Markt im Signa-Neubau befindet sich in der Schulstraße. Foto: Signa

An der Ecke König-/Schulstraße in Stuttgart entsteht ein markantes Gebäude. Der Streit über die Bauabwicklung zwischen Projektentwickler, Stadt und Anrainer ist nicht beendet.

Bisher war der geplante Neubau der Signa Real Estate an der Ecke König-/Schulstraße im Herzen der Stuttgarter Innenstadt in erster Linie als Streitobjekt zwischen Projektentwickler, Anrainern (und deren Gutachtern und Anwälten) sowie der Stadtverwaltung (Chefsache von OB Frank Nopper) in den Schlagzeilen. Auch am Mittwoch, 18. Januar, geht es im Rathaus bei Gesprächen zwischen allen Beteiligten erneut um unterschiedliche Einschätzungen von Beeinträchtigungen der benachbarten Gebäude in der Abriss- und Bauphase, um die Zugänglichkeit des Straßenraums, um Wegeführungen und die Baustellenlogistik.

Streit mit Anrainern hält an

Und anders als die Signa, zu deren Gesellschafter der österreichische Immobilienunternehmer René Benko zählt, sieht die Gegenseite, die prinzipiell nichts gegen das Projekt haben will (und auch nicht dagegen unternehmen kann, weil innerhalb des gültigen Plans gebaut wird) wichtige Fragen zum Bauablauf unbeantwortet. Das Immobilienunternehmen hat es wohl auch deshalb für nötig erachtet, vor dem nächsten Aufeinandertreffen die Vorzüge seines Projekts zu preisen und in die Charmeoffensive zu gehen, indem es seinen (in Anlehnung an die Hausnummer 25, fünf Büro- und zwei Einzelhandelsgeschosse) „Zwei hoch Fünf“ genannten Neubau präsentiert.

Und zwar gemäß dem Motto: Wenn sich der Revolverdampf einmal verzogen hat, wird der Nutzen des Gebäudes für das Umfeld sicher sichtbar. Dazu zählt der Stuttgarter Signa-Verantwortliche Tobias Sauerbier, vor allem den Abschluss eines Mietvertrages mit Edeka Südwest. Der Lebensmittelhändler soll im ersten Untergeschoss auf 1500 Quadratmetern ein Vollsortiment anbieten. Der Laden wird von der Schulstraße aus erschlossen. Mit Rücksicht auf die gegenüber liegende Bäckerei Katz verzichte Edeka auf einen eigenen Backshop, sagt Sauerbier, der auch ein Zitat aus dem Hause der gegenüberliegenden dm-Drogerie in seiner Pressemitteilung veröffentlicht: Demnach ist sich Expansionschef Manuel Gramling sicher, eine „optimale Kombination für eine hohe Kundenfrequenz in der oberen Schulstraße“ zu bieten, von der das ganze Umfeld profitieren werde.

Provisorischer Steg geplant

Die Galerie, auf der sich gastronomische Betriebe befinden, soll während der Bauphase barrierefrei über einen provisorischen Steg erschlossen werden. Die Treppe neben der Rampe entfällt vorübergehend. Wie viel von der Rampe bleibt, wird auch am Mittwoch erklärt.

Nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Steidle, das auch den Wettbewerb für den Eiermann-Campus in Vaihingen für sich entschieden hat, baut Signa nach dem Abriss der ehemaligen „Sportarena“ (früher: Kaufhalle) ein Geschäftshaus mit zwei zur Königstraße orientierten Ladenflächen (zusammen 1025 Quadratmeter), einer kleinen Gastronomie (80 Quadratmeter) auf der die Schulstraße überspannenden Galerie und 5000 Quadratmeter Bürofläche auf fünf Büroetagen.

Hohe Büromieten aufgerufen

Dieser kleinteilige Mix habe sich bewährt, sagt Sauerbier, ebenso das Angebot hochwertiger Büroarbeitsplätze in attraktiver Lage, die sich bereits in der Vermarktung befänden. Dafür wird laut Maklern ein Quadratmeterpreis von rund 35 Euro aufgerufen. Ein begrünter Innenhof und zwei Dachterrassen mit 475 Quadratmeter Fläche und jeder Menge Aussicht sollen die Exklusivität des Standorts unterstreichen.

Die Beschäftigten werden allerdings auf die Anfahrt mit dem Auto verzichten müssen. Stellplätze gibt es nicht, dafür eine gute Anbindung an den ÖPNV und im dritten Untergeschoss ein per Lastenaufzug erreichbarer Fahrradabstellraum mit abschließbaren Schränken und Duschen.

Holz ersetzt in weiten Teilen Beton

Sauberbier und sein lokaler Bauleiter Guido Grosser, der einst für die LBBW Immobilien das Projekt Lautenschlagerareal verantwortete und danach bei der Bahn für Stuttgart 21 angeheuert hatte, verweisen auf eine „nachhaltige und ressourcenschonende Holz-Hybridbauweise“ und ein Gebäudekonzept, das einen „energieoptimierten Betrieb“ ermögliche. Die Klimaneutralität des Gebäudes sei gewährleistet, sofern die gelieferten Energie sauber produziert sei.

Trotz der weiterhin nicht ausgeräumten Differenzen mit Anrainern der Schulstraße, die sich um die Standsicherheit ihrer Immobilien, ums Mineralwasser im Boden und die künftige Erreichbarkeit der Ladengeschäfte sorgen, und der erwartbaren Debatte in den gemeinderätlichen Ausschüssen, wo die Frage der ausreichenden Dimensionierung der durch die Baustellenabsperrungen verengten Schul- und der Königstraße gestellt werden wird, geht die Signa davon aus, in den nächsten Wochen mit dem Abbruch beginnen zu können.

Fertigstellung für 2025 angekündigt

Grosser sagt, man beginne im Gebäude, erst in einigen Monaten werde die Baustelle dann von außen sichtbar. Die Fertigstellung sei für 2025 vorgesehen. Für den Transport des Abraums würden auch die Fußgängerzonen gequert werden müssen, allerdings nicht innerhalb der Hauptgeschäftszeiten.

Die Signa plant auch in der Eberhardstraße einen Neubau, und zwar anstelle des Kaufhof-Gebäudes. Dort soll die Zweigstelle der Deutschen Bundesbank einziehen. Das Parkhaus soll ebenfalls abgerissen werden. Ob der Projektentwickler an dieser markanten Stelle im Auftrag der Stadt das Haus der Kulturen erstellen wird, ist weiter unklar.