Der Vorhang fällt, und allen ist ein wenig mulmig: Das soll sich ändern in der Stadt. Foto: Lichtgut//Achim Zweygarth

Wer nachts vom Theater durch den Schlossgarten zum Bahnhof geht, hat oft ein mulmiges Gefühl. Das soll sich ändern. Die Polizei, die Stadt, die Staatstheater und das Finanzministerium haben sich nun einiges einfallen lassen.

Stuttgart - Im Innenstadtrevier an der Theodor-Heuss-Straße liegt eine neue Lektüre. Neben dem aktuellen Lagebericht und den Einsatztagebüchern studiert man dort nun auch regelmäßig den Spielplan der Stuttgarter Staatstheater. Und das nicht etwa, weil man ein kulturelles Weiterbildungsprogramm für die dort diensttuenden Beamtinnen und Beamten auflegen wollte. Sondern aus Gründen der Einsatzplanung: „Wir schauen nach, wann die Vorstellungen sind, die spät enden“, erläutert der Revierleiter Joachim Barich. Denn dann ist die Polizei verstärkt im Schlossgarten auf Streife unterwegs.

Die Polizei reagiert damit auf etwas, was sie eigentlich nicht so ganz erklären kann: Das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen, die nachts nach der Vorstellung durch den dunklen Park gehen. Zu der Zeit sei es dort nicht sonderlich gefährlich, sagt der Leiter des Innenstadtreviers. Doch die Theaterbesucher und die Mitarbeiter der Staatstheater empfinden es anders – auch wenn die meisten Überfälle und sonstigen Straftaten dort erst deutlich später in der Nacht geschehen. Unübersichtliche Ecken zwischen Hecken, eine etwas zu schummrige Beleuchtung und – inzwischen nicht mehr viele, aber in den zurückliegenden Jahren sind sie häufig zu sehen gewesen – campierende Bettlergruppen verursachten das mulmige Gefühl, fasst Barich zusammen, was er regelmäßig hört.

Mehr Licht und weniger Gestrüpp

Die Polizei ist nicht allein, wenn es darum geht, das Sicherheitsgefühl auf dem Heimweg nach dem Theater- oder Opernbesuch zu stärken. Die Verantwortlichen der Staatstheater, das Finanzministerium als Hausherrin des Schlossgartens (der Park ist Landesfläche), die Stadt und die Polizei haben sich gemeinsam überlegt, wie man das bewerkstelligen kann.

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„Bei uns waren es sogar weniger die Rückmeldungen der Besucher, als die der Mitarbeiter. Die gehen ja etwas später durch den Park, wenn die große Menge des Publikums bereits weg ist“, sagt Marc-Oliver Hendriks, der geschäftsführende Intendant der Staatstheater. Er schwärmt von der Lage der Oper und des Kleinen Hauses – fußläufig zu den Haltestellen am Hauptbahnhof und Charlottenplatz, also perfekt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, dazu noch mitten im Schlossgarten.

Verschmutzung und Partymüll

Jedoch verstehe er das schwindende Sicherheitsgefühl der Kolleginnen und Kollegen und mancher Gäste der Häuser. Denn Verschmutzung, Partymüll auf den Treppenstufen des Großen Hauses und Büsche, bei denen man nicht weiß, was sich dahinter verbirgt: Zusammengenommen verfehlten diese Faktoren ihre Wirkung nicht. Zum einen haben die Mitarbeiter nun trainiert, wie man sich in heiklen Situationen verhält. Zum anderen soll etwas für die Umgebung getan werden. „Der öffentliche Raum hier ist so kostbar. Er darf nicht verwahrlosen“, sagt der geschäftsführende Intendant.

Hier kommt auch das Finanzministerium ins Spiel. Es ist verantwortlich für die Flächen des Landes. Mitarbeiter der Wilhelma pflegen sie. „Und die sind gut. Als Sabine durch die Stadt fegte, lagen morgens alle Wege voller Äste im Schlossgarten. Als ich später zurückradelte, war alles sauber“, lobt der Pressesprecher Benjamin Hechler vom Finanzministerium die Parkpfleger.

Kosten noch unklar

Nun soll noch mehr geschehen. Unübersichtliches Gestrüpp soll gekürzt werden. Zudem will das Ministerium am Neuen Schloss eine Hausordnung aufhängen, um das Feiern – mit zerdepperten Flaschen am nächsten Morgen – einzudämmen. Es bedürfe des Aushangs, um das Hausrecht durchzusetzen, erläutert Hechler. Zu den weiteren Maßnahmen im Schlossgarten könne er noch keine Details nennen: „Wir erarbeiten ein Beleuchtungskonzept, da kann man noch keine Kosten sagen“, erklärt er. Bis das Konzept stehe, werde man schon mal Leuchtmittel austauschen lassen für mehr Licht entlang der Wegstrecken zu den Haltestellen und zum Schlossplatz.

Ein Beitrag der Stadt kommt von der Kriminalprävention: Im Schlossgarten soll bald etwas zu finden sein, was im Zeitalter der Smartphones etwas anachronistisch wirken mag: eine Notrufsäule. „Es ist ein Pilotprojekt“, sagt dazu der Präventionsbeauftragte Gregor Belgardt. Die Säulen sind ursprünglich gedacht, um bei Unfällen am Straßenrand den Kontakt zu Rettungskräften zu ermöglichen. „Aber wir setzen sie ein, falls jemand etwas melden möchte – eine gefährliche oder bedrohliche Situation oder Vorgänge, die ihm verdächtig vorkommen“, erläutert Belgardt. Noch ein Baustein im gemeinsam erarbeiteten Plan für einen Schlossgarten, in dem sich wieder alle wohlfühlen sollen.