Im Fernsehen ist „Shaun das Schaf“ schon lange ein Star, und auch im Kino macht der knuddelige Knete-Kerl eine gute Figur. Nun bringen die Aardman-Studios mit „Shaun das Schaf 2: Ufo-Alarm“ ein Fortsetzung in die Kinos.
EsslingenModerne Tricktechnik macht heutzutage die effektvollsten Filme möglich. Dass das Kinopublikum nicht nur auf immer neue technische Höhenflüge steht, beweisen die Knete-Männchen Wallace & Gromit. Die treiben seit Ende der 80er-Jahre in altbewährter Stop-Motion-Technik ihre Späße – erst als Kurzfilme, dann im Fernsehen und schließlich auch im Kino. Und natürlich waren Wallace & Gromit nicht alleine. Eine der Nebenfiguren ist Shaun das Schaf, das in der Episode „Unter Schafen“ versehentlich kahl geschoren worden war. Weil das Schicksal des knuddeligen Gesellen offenbar auch den Filmemachern zu Herzen ging, spendierten sie ihm zunächst eine eigene Trickfilm-Serie und schließlich auch einen Kinofilm. Und „Shaun das Schaf“ war so erfolgreich, dass die Filmemacher Richard Phelan und Will Becher mit ihrem trickreichen Team nun eine Fortsetzung produziert haben. „Shaun das Schaf 2: Ufo-Alarm“ nennt sich dieser Streifen, und er schickt den Titelhelden in ein Abenteuer, das dem armen Kerl allerhand abverlangt.
Shaun (Aardman-Animations-Foto links) und seine tierischen Freunde haben nur Unsinn im Kopf. Da hat der strenge Hofhund Bitzer alle Hände voll zu tun, um die Herde im Zaum zu halten, doch Shaun lässt sich von Bitzers Verbotsschildern nicht aufhalten und bestellt Pizza für alle. Als der Bote vor der Stalltüre steht, sind alle Kartons leer. Am folgenden Morgen wird Shaun klar, dass ein merkwürdiges violettes Wesen dahintersteckt, das ihn mit großen Augen ansieht: das Alien-Mädchen Lu-La (Foto rechts), das im Raumschiff seiner Eltern aus dem Weltall zur Erde geflogen ist. Auf einer Waldlichtung war sie gelandet und dem Duft der Pizza zum Bauernhof gefolgt. Nun ist die Kleine verzweifelt, weil sie ihr Raumschiff nicht mehr findet.
Doch Lu-La hat ein überraschendes Talent: Mit Hilfe der Energiestrahlen, die sie aus ihren langen Ohren sendet, setzt sie alles Mögliche in Bewegung – auch den Mähdrescher. In wilder Fahrt rast sie mit Shaun auf dem riesigen Gefährt durch die Felder. Die beiden heben sogar kurz ab und legen eine veritable Bruchlandung hin. Damit ist klar, dass der Mähdrescher sie kaum nach Hause bringen wird – ein neues Raumschiff muss her. Unterdessen hat der Bauer das zerzauste Kornfeld entdeckt, das Shaun und Lu-La bei ihrem wilden Ritt auf dem Mähdrescher hinterlassen haben. Er glaubt an Kornkreise außerirdischer Besucher und beschließt, seinen Hof zum Ufo-Freizeitpark zu machen, um viel Geld mit der Alien-Hysterie im Dorf zu verdienen. Unterdessen finden Shaun und Lu-La auf der Lichtung das versteckte Raumschiff. Dummerweise ist Bitzer, den der Bauer zu Werbezwecken in ein Astronauten-Kostüm gesteckt hat, den beiden auf den Fersen und findet sich plötzlich selbst im Raumschiff wieder. Ehe er ins All abheben kann, wird er von Agenten einer geheimen Regierungsorganisation entdeckt, die fremde Lebensformen aus dem All aufspüren soll. Wer Shaun jedoch kennt, der weiß, dass das findige Schaf trotzdem nichts unversucht lassen wird, Lu-La zu ihrem Heimatplaneten zurückzubringen. Und dabei kommen sie ganz schön weit herum ...
„Als Kind habe ich natürlich ‚Wallace & Gromit’ geschaut“, verrät Regisseur Will Becher. „Shaun hat eine kleine Nebenrolle, aber auch darin war er schon einmalig und total knuffig. Seine Geschichte ist seitdem gewachsen, aber sie hat ein sehr stabiles Fundament durch diese klar definierte Figur. Es geht letztendlich um die Familie. Shauns Geschichten sind die eines Jungen und seiner Kumpels. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, was die Schafe in ihrer Welt hinter dem Rücken der Menschen anstellen können. Gerade weil es so unendlich viele Möglichkeiten gibt, ist das eine Herausforderung. Ohne Dialog zu arbeiten, gibt einem natürlich gewisse Dinge vor. Wir müssen die Entwicklung der Charaktere erzählen und nicht nur Quatsch und Slapstick zeigen.“
Wie gut das funktionieren kann, zeigt „Shaun das Schaf 2: Ufo-Alarm“. Die Aardman-Studios haben die altbekannte Stop-Motion-Technik perfektioniert und lassen Shaun und seine Knete-Truppe in liebevoll animierten Szenerien agieren. Die einzelnen Charaktere sind liebevoll gezeichnet und tragen – wie sollte es anders sein? – ziemlich menschliche Züge. Mag sein, dass der neue „Shaun“-Film nicht ganz so originell und überraschend daherkommt wie sein Vorgänger – amüsant ist er allemal. Shaun, Bitzer und ihre Kumpels auf dem Bauernhof kennt inzwischen jedes Kind. Mit Lu-La kommt nun eine weitere Identifikationsfigur hinzu, die viele Kinder ins Herz schließen werden – nicht nur des Endlos-Rülpsers wegen, mit dem das Alien-Mädchen den Supermarkt zum Beben bringt. Es ist einfach rührend, zu sehen, wie die Freundschaft zwischen ihr und Shaun wächst und wie das stets zu Streichen aufgelegte Schaf kein Risiko scheut, um seine neue Freundin nach Hause zu bringen.
In altbewährter und immer weiter perfektionierter Stop-Motion-Technik stricken die Aardman-Studios die Geschichte vom Knete-Schaf Shaun und seinen Freunden munter weiter. Eine originelle Story, liebevoll gezeichnete Charaktere und trockener Humor, der auch ohne viele Worte funktioniert, machen diesen Trickfilm, der ohne Altersbeschränkung zu sehen ist, zum Vergnügen.