Damian Marjanovic (links) hat mit seinem Vater und seinem Onkel das BaWü selbst renoviert. Hier erklärt Alessandro Nuara, wie er ins Zentrum kommt. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Rund 155 Beherbergungsbetriebe mit 20 500 Betten gibt es in Stuttgart. Nur 59 Betriebe haben unter 50 Betten. Wie behaupten sich die kleinen Häuser? Wir stellen einige vor. Heute: das Hotel BaWü.

Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig gewesen: Die Eröffnung des Hotels BaWü an der Kriegerstraße hinter dem Hauptbahnhof fiel ausgerechnet in die heiße Corona-Phase. „Am 1. Januar 2020 haben wir das Hotel gepachtet, dann in Eigenarbeit mit dem Renovieren begonnen. Im März ging es mit Corona rund“, sagt Damian Marjanovic (27). „Wir“: Das sind Damian Marjanovic, sein Vater und der Onkel. Da die Drei ein Baugeschäft haben, war klar, dass sie das Hotel mit 28 Zimmern auch selbst renovieren. Trotz der ungünstigen Vorzeichen hatten das Trio dann Glück im Unglück: „Als wir am 7. Juli eröffnen konnten, waren die Corona-Regeln schon wieder etwas locker“, erinnert der 27-jährige Hotelchef.

Viele Gäste bleiben nur eine Nacht

Vom Bauunternehmen in die Hotelbranche: ein ungewöhnlicher Schritt, der durch Damian Marjanovics Onkel in die Wege geleitet wurde: Die Familie war aus Ex-Jugoslawien wegen des Kriegs nach Stuttgart geflüchtet. Der Onkel arbeitete im Hotel BaWü, das damals noch Hotel Mack hieß, als Hausmeister. Er lernte die Eigentümer des Gebäudes kennen. Und im Lauf der Jahre entwickelte sich zwischen der Eigentümerfamilie und dem Onkel eine Art Freundschaft. Der Onkel deutete an, dass er sich vorstellen könne, das Hotel zu übernehmen. „Und irgendwann sagte der Eigentümer zu meinem Onkel, er solle schon mal mit Sparen anfangen, denn er könne das Hotel pachten, sobald der Vertrag mit dem alten Pächter ausläuft“, sagt Marjanovic.

Die Familie hat kräftig gespart und rund 500 000 Euro in die Renovierung des Hauses und der Zimmer gesteckt. Eine Investition, die sich gelohnt hat. In dem kleinen, gepflegten Hotel mit Blick auf Hauptbahnhof und Fernsehturm entstanden zweckmäßige Zimmer mit modernem Standard ab 70 Euro pro Nacht. Alle Zimmer sind gleich eingerichtet. Die Farbe türkis dominiert.

„Unser Konzept richtet sich an Gäste, die zentrumsnah und preiswert wohnen möchten, um Stuttgart zu erkunden oder geschäftliche Termine wahrzunehmen“, sagt Marjanovic. Unter der Woche buchen entsprechend viele Geschäftsleute, an den Wochenenden sind es junge Menschen, die Veranstaltungen oder Partys in der Landeshauptstadt besuchen. „Viele sind nur eine Nacht da“, sagt Marjanovic. Wie Alessandro Nuara (31), der mit seinem Zwillingsbruder aus Mailand kommt, dann nach Nürnberg weiterreist, um dort einen Freund aus Genua zu treffen.

Der neue Name musste kurz sein

Das 1950 erbaute Gebäude war schon immer Hotel. Den Namen Mack änderten die jetzigen Eigentümer in Hotel BaWü, weil der frühere Pächter kaum etwas in das Hotel investiert hatte und die Bewertungen auf den Hotelportalen wie Booking entsprechend negativ waren. „Wir haben per Rechnungen nachgewiesen, dass wir von Grund auf renoviert haben und unser Hotel nichts mehr mit dem Vorgänger zu tun hat“, sagt Marjanovic. Auf den neuen Namen kam die Familie, weil sie die Kosten für neue Leuchtschilder sparen und die alten weiter benutzen wollten. Marjanovic: „Deshalb musste der Name kurz sein, und er sollte mit der Region zu tun haben.“ Damit war BaWü ideal. Die Beobachtung des jungen Hoteliers, der sich als Mädchen für alles bezeichnet, da er sowohl im Service mithilft als auch an der Rezeption steht: „Die Gäste aus dem Ausland haben sich im Internet über den Namen schlau gemacht und wissen, dass er für Baden Württemberg steht. Die deutschen Gäste, die von weiter her kommen, halten ihn häufig für türkisch oder französisch.“

Marjanovic ist überzeugt, dass sich kleine Hotels nur halten, wenn sie preislich mit Ketten wie Motel One konkurrieren können oder ihre Nische im Luxussektor finden. Der Erfolg scheint ihm recht zu geben: Das Hotel BaWü ist laut Marjanovic mittlerweile zu 90 Prozent ausgelastet.