Kein Problem mit Schnee, Matsch und widriger Witterung: Die neue „OeArena“ auf dem Oeffinger Tennwengert bietet einen ganzjährig bespielbaren Untergrund. Foto: Gottfried Stoppel

Für 750 000 Euro hat der TV Oeffingen auf dem Sportgelände am Tennwengert in Eigenregie einen Kunstrasenplatz unter einem schützenden Dach gebaut. Das Großprojekt wird auch an Freizeitsportler vermietet – und stellt einen Befreiungsschlag bei der Suche nach Trainingszeit dar.

Dass die Nachwuchskicker in Oeffingen auch auf engstem Raum einen Doppelpass spielen können müssen, liegt nicht nur an einem besonders ausgeprägten Talent. Mit ein Grund für auch bei Körperkontakt gute Ballführung und die Fähigkeit zum Dribbling auf dem berühmten Bierdeckel ist auch die fast sprichwörtliche Platznot bei den Übungseinheiten. Weil in der Fußballabteilung des Turnvereins teilweise gleich drei Jugendteams gleichzeitig trainieren müssen, sind die Mädchen und Jungs an unübersichtliche Spielsituationen gewöhnt. Irgendein Bein ist immer im Weg – in der Praxis wird oft mehr gestochert als nach überlegten Spielzügen aufs Tor gezielt.

Weil sich knapp bemessene Trainingsmöglichkeiten nicht mit dem Wunsch nach sportlichem Erfolg vertragen, wird auf dem Oeffinger Tennwengert bereits seit Jahren über eine Lösung nachgedacht. Jetzt will der Verein, der in Sami Khedira immerhin einen Fußball-Weltmeister hervorgebracht hat, mit einer in Eigenregie erbauten Freilufthalle den Befreiungsschlag schaffen. „Die große Hoffnung ist, dass wir endlich mehr Hallenkapazität bekommen – und auch für andere Sportarten eine Trainingszeit freischaufeln“, sagt der TV-Geschäftsführer Gabriel Bieg.

Für die Lösung der Platzprobleme greift der Verein tief in die Tasche

Die Lösung für die Platzprobleme trägt den Namen „OeArena“, ist 30 Meter lang und 15 Meter breit und hat einen grasgrünen Kunstrasen als Bodenbelag. Noch wichtiger als die in den Vereinsfarben rot und weiß eingefärbten Fangnetze ist das aus einer 40 Tonnen schweren Stahlkonstruktion erstellte Hallendach, das auf dem Tennwengert auch in den Wintermonaten für einen bespielbaren Untergrund sorgen soll. Wer in der Freilufthalle dem Ball nachjagen darf, muss weder Schneematsch noch Pfützen fürchten – optimale Voraussetzungen, um den Jugendfußball in der kalten Jahreszeit aus der Turnhalle im Ortskern zu holen und endlich Platz für andere Sportler zu schaffen. Die Oeffinger Handballer etwa stecken in der Oberliga möglicherweise auch deshalb im Tabellenkeller, weil es für sie bisher nur zu zwei Trainingseinheiten pro Woche reicht – eine absolute Ausnahme auf diesem Niveau.

Die neu erbaute Arena dürfte auch bei anderen Sportvereinen im Rems-Murr-Kreis auf großes Interesse stoßen – dass es bei den Hallenzeiten hapert, ist schließlich nicht nur ein auf Oeffingen begrenztes Thema. Doch die Clubs müssen für eine Entlastung tief in die Tasche greifen. Mit Solarmodulen auf dem Dach und einer Doppelgarage als Stauraum für Fitnessgeräte hat sich der TV Oeffingen seine neue Arena gut 750 000 Euro kosten lassen. Das ist viel Geld für einen Verein, zumal sich die Fördermittel in Grenzen halten. Jeweils 90 000 Euro gab es von der Stadt Fellbach und aus dem Zuschusstopf des Landessportbunds WLSB – den Löwenanteil der Kosten trägt der Club selbst – weshalb Gabriel Bieg vom „größten Projekt der Vereinsgeschichte“ spricht.

Für Kindergeburtstage ist die Arena bis weit ins kommende Jahr belegt

Finanziert werden soll die Investition deshalb nicht nur durch Bandenwerbung und die Vergabe der Namensrechte, sondern auch durch die Vermietung an interessierte Nutzer. Freundeskreise und Betriebssportler können sich theoretisch bis Mitternacht zum Feierabendkick einbuchen, auch für Kindergeburtstage ist die Freilufthalle schon weit bis ins kommende Jahr belegt. „Wir haben da auch ein schönes Arrangement mit der Clubheim-Gastro getroffen“, rührt der Geschäftsführer die Werbetrommel. Die Mietkosten für die Arena liegen bei 48 Euro pro Stunde, es gibt allerdings auch diverse Sondertarife.

Reserviert aber ist gerade die Kernzeit am frühen Abend für den Jugendfußball, auch Fitnesskurse und Athletiktraining anderer Sportsparten des auf 2400 Mitglieder gewachsenen Vereins sind in der vom Backnanger Unternehmen McArena erbauten Kaltlufthalle denkbar. Zur Eröffnung findet an diesem Samstag ein Jugendturnier statt.