Bezahlbarer Wohnraum ist sehr rar. Foto: Lichtgut/Leif-Hendrik Piechowski

Der Mangel an preiswertem Wohnraum ist ohne Zweifel ein drängendes, weil existenzielles Problem. Trotz aller Emotionalität bei dem Thema sollte man aber genau hinschauen und niemanden unter Generalverdacht stellen.

Keine Frage: Ein Preis von 2350 Euro für eine 130-Quadratmeter-Wohnung, und das in einer Kleinstadt wie Marbach, lässt einem den Atem stocken. Und zu Recht fragt man sich: Wer kann sich das eigentlich noch leisten? Umso mehr, als auch die Mietnebenkosten enorm gestiegen sind, ganz zu schweigen von den Preisen für Lebensmittel und alles andere, das man sonst noch so braucht. Und ja: Es gibt sie leider, die Miethaie, die die Not anderer Menschen eiskalt ausnützen.

Auch Vermieter von steigenden Kosten betroffen

Vor Pauschalverurteilungen von Vermietern sollte man sich aber ebenso hüten wie vor wohlfeilen Forderungen wie einem Mietendeckel. Zum einen sind Vermieter weder schuld an zu niedrigen Einkommen noch am Wohnungsmangel. Zum anderen sind auch sie von steigenden Kosten betroffen – beim Neubau ebenso wie beim Erhalt von Bestandsgebäuden. Kaum eine Handwerkerstunde unter 80 Euro, die meisten darüber. Hinzu kommen ständig neue und in der Umsetzung teure Vorschriften, beispielsweise im Hinblick auf Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Das ist sicher sinnvoll im Sinne des Klimaschutzes, aber auch mancher Hausbesitzer fragt sich: Wer soll das bezahlen? Denn längst nicht jeder, der vermietet, ist automatisch ein Krösus.

Hört man sich unter Privatvermietern um, so sind die meisten so froh darüber, anständige Mieter gefunden zu haben, dass sie über Jahre die Miete nicht erhöhen – trotz gestiegener Kosten. Denn – auch das ist eine Tatsache – viele Vermieter haben so schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie lieber ganz auf eine Mieteinnahme verzichten, wenn es ihnen möglich ist. Wie groß der Leerstand und wie groß aber auch das soziale Engagement von Vermietern ist, hat sich daran gezeigt, dass viele Ukraineflüchtlinge rasch eine Wohnung gefunden haben. Doch solange die Möglichkeiten, den schwarzen Schafen unter den Mietern zu kündigen, gering bleiben und mit jeder Menge Ärger und Unkosten verbunden sind, wird sich am Leerstand auch nichts ändern. Dabei könnte schon viel Wohnungsnot alleine dadurch gelindert werden, dass solche Wohnungen wieder auf den Markt kommen. Und je größer das Angebot, desto niedriger die Preise.