Die Zahl der Nichtschwimmer steigt seit Jahren. DLRG und Schwimmvereine tun ihr Möglichstes, Schwimmkurse anzubieten. Allein, die Schwimmflächen fehlen. In Remseck am Neckar (Kreis Ludwigsburg) steht derzeit deshalb ein mobiles Schwimmbad.
Remseck liegt am Neckar und sitzt doch auf dem Trockenen. Die Große Kreisstadt hat weder Hallen- noch Freibad. Das macht den Schwimmunterricht zur Herausforderung. Die Schüler und Schülerinnen werden dafür mit dem Bus in die umliegenden Bäder- und Lehrschwimmbecken gebracht. Damit ist Remseck kein Einzelfall. Es fehlt an Schwimmflächen, zuletzt wurden Bäder in Schwieberdingen, Asperg und Marbach geschlossen. „Wir vermissen natürlich die Wasserflächen in Schwieberdingen und Asperg. Noch dazu sind die Situationen in Vaihingen an der Enz und Marbach mit den Bädern unsicher“, sagt Andreas Hein. Er ist der Vorsitzende des Bezirks Ludwigsburg bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).
Der Landkreis Ludwigsburg bildet allerdings eher die Regel als eine Ausnahme im Bundestrend, hinsichtlich der für das Schwimmenlernen verfügbaren Wasserflächen und das hat Folgen. Laut einer Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat sich der Anteil der Nichtschwimmer bei Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren von 2017 bis 2022 bundesweit verdoppelt. Jedes fünfte Kind in dem Alter kann demnach nicht Schwimmen.
200 Kinder nutzen Chance
Um möglichst viele Kinder zu Schwimmern auszubilden, steht im badlosen Remseck seit Mitte Mai ein mobiles Schwimmbecken. Es kommt von der Josef-Wund-Stiftung aus Stuttgart. Zehn Wochen steht die „Wundine“ in Remseck und hat nur einen Zweck: Kindern auf dem Weg vom Nichtschwimmer zum Schwimmer zu helfen. Rund 200 Kinder aus 13 Kitas und sieben Schulen erhalten Schwimmunterricht in Kleingruppen von fünf bis sechs Kindern.
In zehn Unterrichtsstunden sammeln die Kinder Schwimmerfahrungen, lernen Grundkompetenzen und Schwimmbewegungen. „Wir sind der Josef-Wund-Stiftung dankbar, dass wir den Kindern in Remseck dieses wohnortnahe Angebot machen können“, sagt der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger.
Auch Andreas Hein ist über jede Möglichkeit dankbar, Kinder zum Schwimmen zu bringen, merkt aber an, dass ein solches mobiles Schwimmbecken aber aufgrund der Größe kein Hallenbad ersetzen kann. Sechs Meter lang und 2,30 Meter breit ist das Becken in Remseck. Ziel ist laut Josef-Wund-Stiftung vor allem die Wassergewöhnung und Wasserbewältigung. „Nach dem Tauchen erlernen die Kinder das Schweben in Bauch- und Rückenlage und mit dem Gleiten findet das Schwimmenlernen seine Fortsetzung“, sagt Sabeth Flaig von der Stiftung. Erfahrungsgemäß könnten Kinder innerhalb der zehn Wochen sichtbare Fortschritte machen, „trotzdem können wir den Eltern nur empfehlen, begleitend dazu im Schwimmbad die Lernfortschritte weiter zu festigen“, ergänzt Flaig.
Hein vom DLRG ist pessimistisch, was die kommenden Jahre angeht. Die DLRG-Ortsgruppen im Landkreis Ludwigsburg versuchten überall die durch Corona – als keine Kurse angeboten werden konnten – entstandene Delle bei der Schwimmfähigkeit, auszubessern, „aber uns fehlen eben die Schwimmflächen“, sagt er. Auch wenn es manche Gegenden mit mehreren Hallenbädern gebe, wie Ludwigsburg oder Bietigheim-Bissingen, könne der Bedarf an Schwimmkursen insgesamt nicht gedeckt werden. Gleichzeitig sieht er auf Sicht keine Chance, dass es im Kreis mehr Schwimmflächen werden. „Für die Kommunen ist ein Hallenbad ein riesiger Kostenfaktor, da überrascht es nicht, wenn dort gespart wird.“
Hinzu komme, dass es große Konkurrenz um die wenigen vorhandenen Schwimmflächen gebe. „Die Städte sagen natürlich auch verständlicherweise, dass sie Bahnen für die Öffentlichkeit brauchen“, sagt Hein. Da die Kurse von Ehrenamtlichen geleitet werden, könnten die meist nur zu Zeiten abends oder am Wochenende stattfinden, an denen zugleich die meisten zahlenden Badegäste erwartet werden. Besserung ist nicht in Sicht.