Quelle: Unbekannt

Zum Glück gibt es Menschen, die in einer zunehmend von Einzelinteressen geleiteten Gesellschaft bereit sind, der Allgemeinheit zu dienen und sich in der Kommunalwahl engagieren.

Kreis EsslingenZweieinhalb Monate vor dem 26. Mai hört man von den Ortsvorsitzenden der Parteien und Wählergruppen allenthalben Vertröstungen: „Geduld. Mit den Kandidatenlisten für die Kommunalwahl sind wir noch nicht so weit.“ Ein Zeichen dafür, dass es zunehmend schwieriger wird, für Gemeinderat, Kreistag oder Regionalparlament geeignete Bewerber zu finden. Auch die Vereine kennen das Problem: Kaum einer ist bereit, ein zeitraubendes Ehrenamt zu übernehmen, bei dem man sich mit Entscheidungen, die manchen zuwider laufen, schnell mal Gegner macht.

Keine Frage: Ein öffentliches Mandat in einem der Gremien kann erfüllend sein. Zum Beispiel wenn man anderen Menschen helfen kann oder wenn man mitgestalten darf an wirklich Großem. Der Bau des Scharnhauser Parks und der Anschluss Ostfilderns an das regionale Stadtbahnnetz waren historische Marksteine, die mitzusetzen nicht jedem vergönnt sind. Doch sind das Ausnahmen. Der kommunalpolitische Alltag besteht stattdessen meist aus Kärrnerarbeit, für die es nur eine kleine finanzielle Entschädigung gibt und die alles andere als vergnügungssteuerpflichtig ist. Schnell macht man sich mit dem einen oder anderen Beschluss unbeliebt. Denn das, was dem Gemeinwohl dienen soll, passt längst nicht jedem: Wenn die Kitagebühren wieder mal erhöht werden müssen; wenn Anwohnern auf einer über viele Jahre freien Wiese plötzlich ein riesiger Neubau-Klotz vor die Nase gesetzt wird; oder wenn die Finanznot einer Kommune so groß ist, dass ein hochdefizitäres Hallenbad geschlossen werden muss. Da seinen Mann oder seine Frau zu stehen und trotz mancher Beschimpfungen von Wutbürgern nicht einzuknicken, erfordert Mut und Rückgrat.

Zum Glück gibt es Menschen, die auch in einer zunehmend von Einzelinteressen geleiteten Gesellschaft gerne der Allgemeinheit dienen, Menschen, die hinstehen und mit Blick auf das große Ganze auch unpopuläre Entscheidungen mittragen. Der eine oder andere Mandatsträger mag sich gerne mal mit schönen Reden in der Öffentlichkeit sonnen, doch die allermeisten verfolgen ihre Aufgaben frei von persönlicher Eitelkeit und um des Gemeinwohls willen. Und das ist aller Ehren wert.

Gut, dass unsere Demokratie auf starke Kommunalparlamente baut. Gut aber auch, dass sich immer wieder Menschen finden, die trotz Widrigkeiten bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.