Aktuell können an der Ampel Ecke Marconistraße noch drei Fahrzeuge Richtung Porscheplatz stehen. Das soll sich ändern. Foto: Torsten Ströbele

An der Schwieberdinger Straße in Stuttgart-Zuffenhausen sollen für einen Radweg Fahrspuren wegfallen. Doch nicht einmal der ADFC ist mit den Plänen zufrieden.

Schon seit den 1980er Jahren soll die viel befahrene Schwieberdinger Straße in Stuttgart-Zuffenhausen vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Im Streckenabschnitt zwischen der Marconi- und der Bessemerstraße am Bahnhof Zuffenhausen sind die Fahrstreifen der Schwieberdinger Straße zwischenzeitlich von vier auf zwei reduziert worden. Der Straßenraum wurde begrünt, Gehwege verbreitert, es gibt einen Radweg. Nun soll der Bereich zwischen Marconi- und Waldheimstraße folgen. Doch das wird nicht ohne Konflikte umzusetzen sein. Davon ist Bürgermeister Peter Pätzold überzeugt. In einer Vorlage an den Gemeinderat, die am 14. Januar, im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik verabschiedet werden soll, weist Pätzold darauf hin, dass unter anderem ein Vollanschluss Neuwirtshaus und eine Alternativ-Verbindung nach Feuerbach fehlen, da der Neubau der Meabrücke derzeit nicht weiterverfolgt wird.

„Durch die Maßgabe, die hier vorhandene Lücke in der Radverkehrsinfrastruktur der Schwieberdinger Straße zu schließen und auch die ehemalige Bundesstraße teilweise rückzubauen ist es unumgänglich, dass es zu Beeinträchtigungen für den Kfz-Verkehr kommen wird“, betont Pätzold. Dies betreffe zwangsläufig auch den Linienbusverkehr.

Andere Verkehrsführung ins Zuffenhäuser Ortszentrum

Geplant ist, am Knotenpunkt Lorenzstraße die Bushaltestelle Marconistraße (Linien 52, 99, 501 bis 503) in Fahrtrichtung Bahnhof Zuffenhausen am bisherigen Standort als Busbucht neu und barrierefrei zu gestalten. Damit soll der Kfz-Verkehr an den haltenden Bussen ungehindert vorbeifahren können. Die Bushaltestelle in Fahrtrichtung Porscheplatz wird hinter die Lorenzstraße verlegt, barrierefrei ausgebaut und weiterhin als Haltestelle am Fahrbahnrand betrieben. „Mit diesen und anderen Maßnahmen kann am Knotenpunkt Lorenzstraße auf die ursprünglich vorgesehene Einrichtung eines zweiten Linksabbiegestreifens verzichtet werden“, heißt es in der Vorlage.

Am Knotenpunkt Marconistraße muss Platz für einen Radweg in der Schwieberdinger Straße gewonnen werden. Deshalb fällt einer der beiden Fahrstreifen aus Richtung Zuffenhäuser Bahnhof kommend weg. Zudem wird das Linksabbiegen aus der Schwieberdinger in die Marconistraße für die Fahrzeuge, die vom Porscheplatz kommen, nicht mehr möglich sein. Künftig wird man über die Strohgäu- und Ade- oder Stammheimer Straße fahren müssen, um ins Zuffenhäuser Ortszentrum zu gelangen.

Gemeinsamer Geh- und Radweg stößt auf Kritik

Der geplante Radweg zwischen der Waldheim- und Marconistraße soll zwischen 4,5 und 5,5 Meter breit sein. „An den bisher südlich der Marconistraße endenden Zweirichtungsradweg schließt sich ein gemeinsamer Geh- und Radweg bis zur Bushaltestelle Marconistraße an“, heißt es in der Vorlage. Im Bereich der Bushaltestelle und weiter bis zur Waldheimstraße stehe für einen gemeinsamen Geh- und Radweg allerdings nicht genug Platz zur Verfügung. Deshalb werde die Regelung „Gehweg mit Freigabe für den Radverkehr“ getroffen – wie schon zwischen Porscheplatz und Waldheimstraße.

ADFC ist nicht begeistert

Und was sagen die Radexperten zu dem Vorhaben? Lohnt sich der Aufwand aus ihrer Sicht? „Der ADFC Stuttgart wundert sich sehr über die aktuelle Vorlage zur Schwieberdinger Straße“, betont Tobias Willerding, der Vorsitzende des ADFC-Kreisverbands Stuttgart. Die Pläne widersprächen „eklatant dem Zielbeschluss zur Fahrradstadt sowie allen Bemühungen, die Dominanz des Kfz-Verkehrs in der Stadt zu reduzieren“. Anstatt einer Zunahme des Kfz-Verkehrs aktiv zu begegnen, solle diese laut der Vorlage einfach hingenommen werden. „Wir vom ADFC sind der Meinung, dass diese Vorlage so nicht beschlossen werden darf.“

Bemängelt wird unter anderem, dass die Planung stadteinwärts zu Lasten des Busverkehrs gehe. Der stünde erst einmal im Stau. „Es wäre für den ganzen Umweltverbund besser, die auf dem Plan vorgesehene Busfläche dem Geh- und Radweg zuzuschlagen und den Bus auf der Fahrbahn halten zu lassen. Noch besser als diese Änderung wäre eine Lösung mit richtungsbezogener Radverkehrsführung, was innerorts Standard ist“, sagt Willerding.

Auch in dem nördlich angrenzenden Abschnitt vermisse man eine zeitgemäße Radverkehrsführung. „Es ist auch nicht einzusehen, dass die Lorenzstraße noch eine Ausfahr-Kfz-Spur mehr haben soll als bisher“, betont Willerding. „Und wo bleibt hier die Radspur?“ Auch hier sei nur ein „Gehweg/Rad frei“ vorgesehen. An anderen Stellen zeige die Stadtverwaltung, dass sie durchaus zu innovativen Konzepten fähig sei, wie zum Beispiel bei der „Leipziger Kombispur“ an der Ludwigsburger/ Frankenstraße in Zuffenhausen. „Ähnliche Konzepte sollten auch hier erwogen werden, anstatt den Radverkehr im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand zu drängen.“