Corona bedeutete den „großen Zusammenbruch“ für den Schwäbischen Chorverband. Doch die Chormusik lebt weiter – allerdings ein bisschen anders.
Der Liederkranz Endersbach ist kein Einzelfall, wie ein Gespräch unserer Zeitung mit dem Geschäftsführer des Schwäbischen Chorverbands, Johannes Pfeffer, zeigt. So verzeichnete man allein in den Pandemiejahren 2020 und 2021 einen Mitgliederschwund um sechs Prozent.
Nach diesem „großen Zusammenbruch“, wie Pfeffer die Entwicklung nennt, seien die Mitgliederzahlen zwar weiter leicht gesunken, von 2022 auf 2023 um ein Prozent. „Aber wir bekommen auch neue Mitglieder dazu.“ Zahlenmäßig jedoch seien die Ensemble kleiner und damit die Gesamtzahl der Sänger im Verband geringer. Aktuell gehörten dem Verband 1450 Vereine an. Über sie dem Verband angeschlossen seien rund 2300 Chöre mit 53 000 aktiven Sängern.
Ein Chorsterben im Land sieht Pfeffer trotz des Abwärtstrends in den vergangenen Jahren nicht. „Wir sind weit davon entfernt, dass das Chorwesen zusammenbricht. Es ist ein großer Veränderungsprozess, der durch die Pandemie ins Rollen kam.“ So habe Corona bei Chören, die zuvor schon „angeschlagen waren“, zu deren Auflösung geführt. Manche hätten danach noch versucht, auf die Beine zu kommen, merkten aber nach drei Jahren, dass sie es nicht mehr schaffen. Pfeffer spricht von einem „Katalysator-Effekt durch die Pandemie“.
Genau genommen hätten die Veränderungen indes schon früher begonnen in den 1990er und 2000er Jahren, als die jungen Chöre aufgekommen seien, die Popmusik und Bewegung auf die Bühne gebracht hätten. Auch die Vereinsstruktur habe sich seither verändert. Große Feste und Gemeinschaft seien nicht mehr so wichtig. Stattdessen bildeten sich zunehmend nicht als Verein eingetragene Chöre oder auch Projektformationen auf Zeit. Dafür habe man sich auch der Schwäbischen Chorverband erst öffnen müssen. „Die Vereine haben die Veränderungen unterschiedlich mitgemacht. In einigen gibt es parallel junge Chöre. Andere haben den Anschluss verpasst und sind als Ensemble älter geworden“ – so wie der Liederkranz Endersbach.
„Es ist um jeden Chor schade, der geht“, sagt Pfeffer. Daher unterstütze der Schwäbische Chorverband Vereine, die Schwierigkeiten haben – sowohl bei der Mitgliedergewinnung als auch dabei etwas Neues entstehen zu lassen, wenn eine Wiederbelebung nicht mehr gelinge. Eine Möglichkeit neue Sänger anzusprechen seien Projektformationen. „Denn was es bedeutet, im Chor zu singen, ist nicht zu leicht zu kommunizieren wie es zu erleben.“