Kriminaltechniker vor der Wohnung des Verdächtigen. Foto: Thumilan Selvakumaran

Was im Raum stand, ist jetzt klar: Die Polizei hat in Zusammenhang mit den möglichen Serienmorden in Schwäbisch Hall einen Tatverdächtigen gefasst.

Der gewaltsame Tod mehrerer Seniorinnen hat die Menschen in der Region Schwäbisch Hall schwer verunsichert, nun scheint den Ermittlern ein Fahndungserfolg gelungen zu sein: Ein 31-Jähriger wird verdächtigt, mehrere Rentnerinnen getötet zu haben. Laut Polizei wurde der Tatverdächtige von Spezialkräften festgenommen, einem Haftrichter vorgeführt und anschließend in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Zu seiner Festnahme haben nach Polizeiangaben unter anderem DNA-Spuren geführt. Er habe keinen Widerstand geleistet, teilte die Polizei am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Schwäbisch Hall mit.

Es ist Haftbefehl wegen Mordes und Totschlages erlassen worden. Der Verdächtige habe zu den Vorwürfen bislang keine Angaben gemacht, sagte Oberstaatsanwalt Harald Lustig. Der 31-Jährige sei nach eigenen Angaben Anfang Dezember nach Deutschland mit seiner Frau sowie zwei Kindern eingereist. Eine Meldeadresse in Deutschland habe er nicht. Die Ermittler prüfen, ob der Verdächtige für weitere Taten infrage kommt.

89-Jährige vergangene Woche tot in Wohnung entdeckt

In der vergangenen Woche war eine 89 Jahre alte Frau in Michelbach an der Bilz tot in ihrer Wohnung entdeckt worden. In diesem Zusammenhang hatte die Polizei auch den Tod einer 77-Jährigen im Dezember vergangenen Jahres erneut überprüft. Die Leiche der Frau war in Schwäbisch Hall in ihrer Wohnung gefunden worden. Die Polizei geht davon aus, dass beide Frauen getötet wurden.

Bei der Pressekonferenz am Mittwoch kamen weitere Details zu dem Verdächtigen an die Öffentlichkeit. Er soll auch einen Raubüberfall begangen haben. Der Überfall soll sich am 17. Januar in Ilshofen in Landkreis Schwäbisch Hall ereignet haben, wie die Polizei mitteilte. Dabei soll er einen 83-Jährigen an seiner Wohnung mit einer Schusswaffe bedroht haben. Ein dadurch entstandenes Phantombild habe den Polizisten bei der Überführung geholfen.

Parallelen zu den Fällen ausgemacht

Ungeklärt war bis zuletzt auch der Tod einer 94 Jahre alten Seniorin, deren Leiche im Oktober 2020 in Schwäbisch Hall und ganz in der Nähe der Wohnung der toten 77-Jährigen gefunden worden war. Auch hier geht die Polizei von einem Tötungsdelikt aus. Im September 2021 hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungsakte zunächst geschlossen, weil es keine weiteren Erkenntnisse gab.

Die Ermittler hätten Parallelen in den drei Fällen ausgemacht und Verdacht geschöpft, weil die drei Opfer zum Beispiel ältere Frauen aus der gleichen Region gewesen und mittwochs getötet worden waren. Bis Dienstag hatten sie die Ermittlungen und die Überprüfung noch „Routine“ und „Automatismus“ genannt.

Wohnblock am Dienstag besucht

Am Dienstag war ein Wohnblock im Schwäbisch Haller Stadtteil Tullauer Höhe durchsucht worden. Dort liegen auch zwei der drei Tatorte. Rund ein Dutzend Zivilbeamte hatten dort das Gebäude vor Passanten abgeschirmt und unter anderem in einem Müllcontainer Spuren gesichert.

Zeugen hatten nach eigener Aussage einen Mann in Handschellen gesehen. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Aalen steht der Einsatz in Zusammenhang mit der Sonderkommission „Höhe“, die in den drei Tötungsdelikten an Seniorinnen ermittelt und auf nunmehr 75 Beamte aufgestockt wurde.