Unbekannte haben den Tower zur politischen Litfaßsäule gemacht. Foto: Michael Käfer

Unbekannte haben am SLT 107 ein riesiges Banner aufgehängt. Die Aktion aus dem mutmaßlich linken Spektrum sorgt im Netz allerdings eher für Lacher als für ein Aufbegehren der Arbeiterklasse.

Keine Litfaßsäule würde so viel Aufmerksamkeit erregen: Am Sonntagvormittag flatterte in luftiger Höhe über Fellbach eine politische Botschaft aus dem mutmaßlich linken Spektrum. Unbekannte hatten an der insgesamt 107 Meter hohen Bauruine ein Banner befestigt. Welche Gruppe genau hinter der Aktion steckt, ist allerdings bisher noch unklar. „Wir ermitteln wegen Hausfriedensbruchs, haben aber noch keinen Anhaltspunkt zu den Verantwortlichen“, so ein Sprecher der Polizei Aalen.

Ein Hingucker war das Plakat aber für viele Fellbacher allemal: Immerhin war das Banner ganze sechs Stockwerke hoch, es trug die Parole „Kriege, Krisen, Klimakollaps – Gegenmacht aufbauen“. Darunter befand sich noch der Hinweis auf eine Veranstaltung auf dem Stuttgarter Schlossplatz sowie ein rotes Sternsymbol. Das Banner hing allerdings nicht lange – bereits gegen Mittag wurde es wieder entfernt.

Auf Facebook sorgte das Banner weniger für eine Vereinigung aller Proletarier, sondern vielmehr für Hohn und Spott – vor allem, weil es nur an der Oberseite befestigt war und entsprechend unleserlich im Aprilwind flatterte. „Welche Amateure waren denn das – wenn ihr schon eine Botschaft senden wollt, macht es wenigstens richtig fest“, schrieb ein Facebook-Nutzer. „Eine verdrehte Botschaft“, befand ein anderer. Weitere brachten die Aktion in Zusammenhang mit den Protesten der „Letzten Generation“ – ob ihnen denn der Kleber ausgegangen sei, mutmaßte jemand. Schließlich konstatierte ein anderer Fellbacher: „Wie der Turm – das Ergebnis von Amateuren.“

In seiner Geschichte war die Dauerbaustelle des 107 Meter hohen Wohnturms immer wieder das Ziel von ungebetenen Besuchern. Einige Zeit musste die Polizei wiederholt ausrücken, weil meist Jugendliche einen Weg in das Hochhaus gefunden hatten und sich dort in schwindelnder Höhe aufhielten. Zur Zeit der nächtlichen Ausgangssperre im Jahr 2020 etwa holte die Polizei zwei Männer vom Dach, denen dann eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs drohte.

Schon 2016 wurde an einem Towerkran ein Banner gehisst

Doch es ist auch nicht das erste Mal, dass die Bauruine, die lange Zeit Gewa-Tower hieß, für politische Aktionen herhalten musste. Am 1. Mai 2016 nutzten Gegner des geplanten Nord-Ost-Rings einen Baukran, um bei dem schon damals im Bau befindlichen Wohnturm ein riesiges Plakat gegen das Projekt sowie die Fahne des Stadtteils Oeffingen zu hissen.

Eine andere Aktion hatte dagegen offiziellen Segen: Im Juni 2020 wurde der Turm, der inzwischen in Schwabenlandtower 107 umbenannt worden war, angestrahlt. Mit der „Night of Light“ machten Kulturschaffende damals auf ihre Notlage in der Coronapandemie aufmerksam.