Erst im Oktober hat das Landratsamt den Katastrophenfall im Oberen Murrtal geprobt. Bei einem fiktiven Starkregen waren Feuerwehrleute mit Pumparbeiten beschäftigt Foto: Frank Eppler

Der Rems-Murr-Kreis plant zwar eine neue Integrierte Leitstelle, aber nicht wie der Nachbarkreis Ludwigsburg ein komplettes zentrales Katastrophenschutzzentrum.

Im Nachbarkreis Ludwigsburg hat man sich entschieden, für rund 15 Millionen Euro ein zentrales Katastrophenschutzzentrum zu bauen – als dreigeschossigen Neubau samt großer Lagerhalle. Die bisherige, primär dezentrale Aufstellung, so der Hintergrund, entspreche längst nicht mehr den Anforderungen der modernen Katastrophenszenarien. Und auch die Lehre aus Ahrtal-Katastrophe, drohenden Blackouts oder Gasmangellagen verlangen – so sieht es im Nachbarkreis nicht nur der dortige Landrat Dietmar Allgaier – neue Vorkehrungen für alle für möglich erachteten großen Notfälle.

Was plant der Kreis Ludwigsburg? Ein Ziel der Katastrophenplanung und des damit verbundenen zentral im Kreis gelegenen Neubaus samt Lagerhalle soll sein, dass für 5000 Menschen Einrichtungsgegenstände wie Tische, Schränke, Betten und Stühle sowie Hygieneartikel gelagert werden können. Das Zentrum soll zudem für die Unterbringung und Versorgung von 500 Menschen direkt vor Ort ausgelegt werden.

Die Halle, die sich im Erdgeschoss befindet, wird ansonsten für Schulungen und Training der Feuerwehr und des Bevölkerungsschutzes genutzt. Eingelagert werden in den Räumen der Lagerhalle für alle Eventualitäten auch Schutzkleidung, Schutzmasken und andere Hilfsmittel für die verschiedenen Ernstfälle. Ein wichtiger Bestandteil des neuen Zentrums ist ein neu organisiertes Lage- und Führungszentrum zur Gefahrenabwehr im Kreis. Im Katastrophenschutzzentrum wird zudem die Integrierte Leitstelle untergebracht. Gedacht ist im Ludwigsburger Neubau auch an eine Anlaufstelle für Spontanhelfer – eine direkte Konsequenz aus dem, was im Ahrtal schiefgelaufen ist.

Wie steht es im Rems-Murr-Kreis? Im Rems-Murr-Kreis ist die Ausgangslage etwas anders als bei den Nachbarn am Neckar. „Wir planen in der Tat den Neubau der Leitstelle mit DRK-Rettungswache und DRK-Kreisgeschäftsstelle, sozusagen als modernisiertes Blaulicht-Areal“, sagt Pressesprecherin Christine Keck mit Verweis auf die vor einiger Zeit beschlossenen Pläne nahe der Rundsporthalle in der Waiblingen Remsaue. Zur Gesamtimmobilienkonzeption der Kreisverwaltung am Standort Waiblingen gehöre überdies auch eine Neuausrichtung der Krisenstabsräume. Bislang sind diese im Keller des Landratsamtes am Alten Postplatz untergebracht „und technisch weit weg vom aktuellen Stand“.

Im Westflügel des Altbaus sollen im Rahmen der Gesamtsanierung der dortigen Kreisgebäude samt Neubauten neue Räume für den Krisenstab entstehen. Darüber hinaus, so Keck, gebe es weitere Überlegungen und Maßnahmen für den „Katschutz“ – auch zu einer optimierten Lagerhaltung.

Was passiert im Notfall? Was die direkte Ausrichtung auf große Katastrophenlagen angehe, verfüge man im Kreis über diverse Notfallpläne und regelmäßige Übungen wie Tunnelbrände, Massenanfall von Verletzten, Tierseuchen sowie die jüngst Ende Oktober durchgeführten an der Ahrtal-Katastrophe orientierten großräumigen Hochwassereinsätze.

Was tun bei einem Blackout? Auch für die Blackout-Problematik existierten für den Kreis Einsatzpläne zu vielerlei Szenarien. Im Rahmen eines Projektes habe die Landkreisverwaltung bereits im Jahr 2021 die Risikoanalyse „Flächendeckender Stromausfall“ durchgespielt – auch mit Blick auf Notstromversorgung in lebenswichtigen und versorgungsrelevanten Einrichtungen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und notwendigen Maßnahmen würden zurzeit umgesetzt. Hier trügen auch die Städte und Gemeinden Verantwortung für die Daseinsvorsorge und die Gefahrenabwehr innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs, heißt es. Der Landkreis werde generell bei allen überregional bedeutsamen, besonders koordinierungsbedürftigen Einsätzen tätig.

Ist die Kommunikation gesichert? Was die Kommunikation in Extremfällen angeht, sind alle sogenannten „Blaulichtorganisationen“ über Funk verbunden. Das neue, digitale Funknetz, so die Rems-Pressesprecherin, werde vom Land verantwortet und derzeit so aufgerüstet, dass es bis zu 72 Stunden nach einem Stromausfall funktioniert.

Im Falle eines flächendeckenden Stromausfalles werden die Rems-Murr-Kliniken mit Notstromaggregaten versorgt. Diese können theoretisch unbegrenzt laufen, solange der dafür notwendige Dieselkraftstoff geliefert werden kann. In Schorndorf ist ein Betrieb des Notstromaggregats für 72 Stunden gesichert, bis Kraftstoff nachgefüllt werden muss. In Winnenden ist dies für 24 Stunden gesichert. Es gebe verbindliche Lieferverträge mit einem Treibstoffhändler, der innerhalb von zwölf Stunden liefere.

Wo gibt es Notunterkünfte? Was Notunterkünfte oder Wärmehallen angehe, empfiehlt der Landkreis den Kommunen, für die Bevölkerung Notfalltreffpunkte einzurichten. Diese könnten auch zum Absetzen von Notrufen in medizinischen Notfällen und zur Information der Bevölkerung dienen. Denkbar sei der Notfalltreffpunkt auch als Aufwärmort im Winter und als Ausgabeort von Lebensmitteln. Viele Rems-Murr-Kommunen seien hier längst in der Planung und Umsetzung der entsprechenden Rahmenempfehlungen des Landes. Keck: „Der Rems-Murr-Kreis unterstützt die Kommunen aktiv bei deren Planungen.“