Sandsäcke sind die Hilfe im Notfall. Besser ist es, das Haus im Rahmen eines Umbaus wasserfest zu machen. Foto: picture alliance/dpa/Bodo Marks

Man sagt dann: Der Himmel kommt runter. Starkregen kann den Eindruck eines Weltuntergangs vermitteln. Wie kann man seinen Besitz schützen, wenn die Wassermassen Bäume mitreißen und Häuser fluten?

München - Der Sommer hat auch schlechte Seiten: Gewitter mit Starkregen setzen ganze Ortschaften unter Wasser. Man kennt die dramatischen Bilder mit vollgelaufenen Kellern und entsetzten Bewohnern, die ihr Hab und Gut nicht in Sicherheit bringen konnten.

Sie kommen inzwischen auch aus Regionen, die in der Vergangenheit von solchen Wetterkapriolen verschont wurden. Während man in Hochwassergebieten an Rhein und Donau seit Jahrhunderten mit häufigen Überschwemmungen lebt, werden Hausbesitzer in anderen, bisher ruhigen Landstrichen von plötzlichen Fluten überrascht. Aber: Damit muss man sich arrangieren.

„Diese Wetterphänomene sind eine Folge des Klimawandels, die uns wohl über längere Zeit begleiten“, sagt Professor Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „Bauherren und Hausbesitzer sind gut beraten, Know-how aus den klassischen Hochwassergebieten zu übernehmen und ihr Haus so gut wie möglich wasserfest zu machen.“ Das verlangen mitunter auch die Versicherungen, die solche Schäden absichern. Wichtig: Man muss dabei das ganze Haus im Blick haben, also nicht nur Keller und Erdgeschoss, sondern auch das Dach. Kellerfenster sollten druckdicht sein oder abgemauert werden. Aber selbst mit dieser Absicherung gilt: „Besteht die Gefahr, dass Wasser eindringt, eignet sich das Untergeschoss nicht als Wohn- oder Arbeitsraum“, sagt Gebbeken. „Man muss immer bedenken, dass der Keller im Ernstfall schnell ausgeräumt werden kann. Besser als eine Hausbar mit Holzvertäfelung ist ein Funktionsraum mit Industriefußboden und wasserfestem Anstrich.“

In den Hochwassergebieten haben Hauseigentümer oft Halterungen für mobile Barrieren vor Fenstern und Türen. „Das ist auch bei Starkregen und Überflutung eine gute Möglichkeit, das Wasser abzuhalten“, erklärt Gebbeken. Sein Tipp: „Man sollte in ruhigen Zeiten überlegen, wo solche Barrieren nützlich sein könnten und sie gleich bereitlegen.“

Häufig gelangt das Wasser auch nicht direkt, sondern als Rückstau aus dem Kanalnetz ins Haus. „Das Wasser sucht sich nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren immer den tiefsten Punkt, zum Beispiel den ungesicherten Bodenablauf im Keller, den Waschmaschinenanschluss oder die Toilette im Erdgeschoss“, erklärt Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Das Wasser drückt sich dadurch hoch und hinein ins Haus.

Liegt dieser tiefste Punkt unter dem Straßenniveau, muss der Hausbesitzer die Entwässerungsanlage extra gegen Rückstau sichern – mit sogenannten Rückstauklappen. Je nach Gebäudegeometrie ist auch eine Abwasserhebeanlage sinnvoll, so die Experten. Sie leitet das Abwasser rückstausicher ab oder pumpt es auf ein höheres Niveau, wo es in die Sammelleitung abfließen kann.

„Das ist Standard bei den Entwässerungssystemen“, sagt Braun. „Hausbesitzer sind verpflichtet, sich gegen rückstauendes Wasser aus dem Kanalnetz abzusichern, auch in Gebieten, wo es bislang keine Starkregen gab.“ Haben sie das bisher nicht getan, müssen sie nachrüsten. Die meisten Gebäudeversicherungen machen hier klare Vorgaben und haben starke Ausschlusskriterien.

Nicht nur Fluten sind ein Problem bei starken Gewittern. „Bei Starkwindereignissen können Dachabdichtungen, Dachdeckungen sowie Aufbauten beschädigt werden und Niederschlagswasser in die Dachkonstruktion eindringen“, erklärt Philip Witte vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Nicht immer werden solche Beschädigungen von den Hauseigentümern gleich erkannt, so dass unbemerkt über einen längeren Zeitraum Regen eindringt. Das bietet Schimmelpilzen und im Extremfall holzzerstörenden Pilzen optimale Wachstumsbedingungen.

Nach starkem Regen ist die Entwässerung der Dachfläche, insbesondere bei Flachdächern, sehr wichtig, um Schäden zu vermeiden. „Bei einer Verstopfung der Dachabläufe und der Notentwässerung, zum Beispiel durch Laub, kann im Extremfall das Wasser auf der Dachfläche so weit ansteigen, dass Anschlusshöhen nicht mehr ausreichen und das Wasser unkontrolliert abfließt“, erklärt Witte.

Sein Tipp: Da viele bestehende Gebäude mit Flachdächern oder Dachterrassen keine Notentwässerungen haben, sollten diese im Zuge einer Gebäudesanierung nachgerüstet werden.

Auch Balkone muss man im Blick haben. „Sie können nur eine bestimmte Höchstlast tragen“, sagt Braun. „Steht zu viel Wasser drauf, weil große Gefäße oder ein Kinderplanschbecken volllaufen, können sie bei starkem Niederschlag sogar abbrechen.“ Hier muss man also die statischen Grundvoraussetzungen beachten.