Noch ist das Dach der Oskar-Schwenk-Schule dicht. Foto: Claudia Barner

Der Leiter des Waldenbuch Hochbauamts ist fassungslos. Um die Schule zu sanieren, schrieb die Stadt Handwerkerleistungen aus. Entweder fand sich gar kein Anbieter, oder die Preise waren völlig überzogen.

Ein Gebäude ist sanierungsbedürftig, die Arbeiten werden ausgeschrieben, der günstigste Anbieter bekommt den Zuschlag. Jahrzehntelang war die Vergabe von Bauarbeiten für Waldenbuch kein Problem. Das hat sich nun grundlegend geändert. Die zunehmenden Lieferengpässe und die globalen Verwerfungen durch Putins Krieg in der Ukraine haben die Pläne für dringende notwendige Erneuerungsarbeiten an der Oskar-Schwenk-Schule platzen lassen. Für einige Gewerke fand sich gar kein Anbieter, oder die Preise waren derart überzogen, dass die Kommune nun die Reißleine zieht.

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Der Leiter des Waldenbuch Hochbauamts ist fassungslos. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Es ist das erste Mal, dass wir in einer solchen Lage sind“, stellt Wolfgang Kloker mit Blick auf Rückläufe der städtischen Ausschreibung für die Sanierung von Dach und Fenstern an der Verbundschule auf dem Kalkofen fest. In den Sommerferien sollten die maroden Dachstrukturen der Bauteile vier und fünf erneuert werden. Jetzt heißt es: improvisieren. „Noch ist das Dach dicht. Sollten aber bis zur Sanierung Schäden auftreten, müssten diese provisorisch gerichtet und repariert werden“, sagt er. Über die Höhe der einzelnen Angebote darf der Hochbau-Experte aus Datenschutzgründen nichts verraten. Doch so viel lässt er wissen: „Die Preise für das Hauptgewerk der Dacharbeiten lagen mehr als doppelt so hoch, als nach den bisherigen Kalkulationen zu erwarten war.“ Auch die Elektriker fielen durch saftige Zuschläge auf. Für die Klempnerarbeiten sowie die Lieferung und Montage von Fenstern fand sich erst gar kein Anbieter.

Saftige Zuschläge bei Elektrikern

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Die massiven Verschiebungen am Markt erklärt sich Wolfgang Kloker durch mehrere Faktoren: Volle Auftragsbücher bei den Handwerksbetrieben, extreme Preissteigerungen bei Energie und Material sowie massive Probleme bei der Erarbeitung einer soliden Finanzkalkulation. „Wer in den letzten Wochen zum Beispiel die Stahlpreise beobachtet hat, konnte sehen, dass es keine Verlässlichkeit mehr gibt. Die Situation ändert sich täglich“, berichtet er. Das gelte auch für andere Baumaterialien, vor allem jene, zu deren Herstellung viel Energie benötigt werde. Jetzt ist guter Rat teuer. „Wir müssen die Vergabe der Arbeiten aufheben und abwarten, wie sich die Situation entwickelt“, riet der Waldenbucher Bürgermeister dem Gemeinderat. Dabei geht sein Blick bereits ins nächste Jahr. „Aufgrund der aktuellen Situation ist für mit der Dachsanierung im Jahr 2022 nicht zu rechnen“, stellt er ernüchtert fest und plant die Verschiebung der Baumaßnahmen in den Sommer 2023.

Sanierung des Schuldachs muss verschoben werden

Ob sich die Lage bis dahin wesentlich gebessert hat? Verlassen will man sich im Waldenbucher Hochbauamt darauf nicht. „Wir entwickeln nun alternative Konzepte“, erklärt Wolfgang Kloker. Er könne sich beispielsweise vorstellen, dass die Arbeiten zeitlich entzerrt werden, so dass nicht alle Gewerke im engen Zeitfenster der Sommerferien ausgeführt werden müssten.

Zunächst ist jedoch auch das nur ein Versuch, den Mangel zu verwalten. „Wir bereiten uns vor, aber wie’s weitergeht, weiß keiner so genau“, sagt der Bauamtsleiter und beobachtet gespannt, welche Rückmeldungen es auf die aktuelle Ausschreibung der Tiefbauarbeiten am Lerchenweg, im Panoramaweg und an der Hauptstraße gibt. Der Baustart soll im Juli 2022 sein, insgesamt sind knapp 1,5 Millionen Euro dafür eingeplant. Bis Ende April haben die Unternehmen Zeit, ihre Angebote einzureichen.