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Die Schulpartnerschaft mit Bierawa in Polen ist zwar erst 16 Jahre alt. Anlass zur Erneuerung gibt es dennoch gleich in doppelter Form.

OstfildernSeit 1992 besteht die Städtepartnerschaft zwischen Ostfildern und der polnischen Kleinstadt Bierawa, die vergleichbar mit Ostfildern aus zwölf verschiedenen Ortsteilen besteht. Elf Jahre nachdem der „Freundschaftsvertrag“ zwischen den beiden Städten geschlossen wurde, wurde die junge Generation der Partnerstädte mehr in den Fokus gerückt: Am 13. September 2003 wurde ein Vertrag für eine Schulpartnerschaft zwischen der Riegelhof Realschule und dem Gimnazijum Bierawa unterzeichnet. 16 Jahre später haben sich jetzt Vertreter beider Städte im Musiksaal der Riegelhofschule eingefunden, um die bewährte Partnerschaft auf breitere Füße zu stellen. „Das Wort ‚erneuern’ passt sehr gut zu diesem Ort“, befand Schulleiter und Hausherr Markus Fritz angesichts der derzeit laufenden umfangreichen Schulsanierung. Zwar sei die Schulpartnerschaft erst 16 Jahre alt, Anlass, diese zu erneuern gebe es aber dennoch gleich in doppelter Form: Zusätzlich zur Nellinger Realschule ergänzt künftig das benachbarte Heinrich-Heine-Gymnasium die Schulpartnerschaft, aus Bierawa stehen nun alle vier statt bislang eine Schule im Partnerschaftsvertrag. So soll mehr Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, sich an dem Austausch zu beteiligen.

„Vor zwei Jahren gab es in Polen eine Schulreform“, erklärt Lehrerin Sonia Geller aus Bierawa, die von Beginn der Schulpartnerschaft an mit im Boot ist. „Bis zur Reform hatten wir eine sechsjährige so genannte Grundschule, jetzt dauert diese acht Jahre. Das Alter der Austauschschüler liegt zwischen 13 und 16 Jahren. Im alten System haben diese also gerade die Schule an eine weiterführende verlassen, als sie alt genug für den Austausch gewesen wären. Dadurch, dass sie nun acht Jahre auf dieselbe Schule in ihrem Ort gehen, haben sie die Möglichkeit, am Austausch mit Ostfildern teilzunehmen“, erklärt Sonia Geller. An der Riegelhofschule und dem Heinrich-Heine-Gymnasium richtet sich das Partnerschaftsangebot vergleichbar an die Klassenstufen sieben bis neun. Jedes Jahr im Mai macht sich eine Gruppe Schüler und Lehrer aus Ostfildern und Bierawa im jährlichen Wechsel für fünf Tage auf den Weg in die Partnerstadt. In diesem Jahr begrüßen die Ostfilderner Schüler ab dem 20. Mai ihre polnischen Freunde. Anders als beim klassischen Schüleraustausch mit Ländern wie England oder Frankreich steht hier nicht der Sprachaustausch im Vordergrund, bei dem die Schüler auch jeweils die Schule im Partnerland besuchen, sondern vielmehr der kulturelle Austausch. Zum Programm zählen beispielsweise gemeinsame Ausflüge und sonstige Freizeitaktivitäten. „In die jeweilige Schule gehen die Austauschschüler mal für ein bis zwei Stunden mit, um das andere Schulsystem kennenzulernen“, erklärt Schulleiter Markus Fritz, „im Vordergrund stehen die Begegnungen zwischen Menschen. Das ist das, was wir heute in Europa benötigen. Allein schon wenn man die über 30 Nationen der Schüler der Riegelhofschule und des Heinrich-Heine-Gymnasiums anschaut, kann nur ein gemeinsames Europa eine gute Zukunft für die jungen Leute bieten.“

Genau das ist das Hauptziel der Schulpartnerschaft, wie es im Vertrag geschrieben steht: Sie soll das „gegenseitige Verständnis und die Beziehungen zwischen der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland, den Kulturen, den Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern fördern.“ Gegenseitiger Respekt, Toleranz und Verständnis für den Anderen sollen gelebt werden. „Schulpartnerschaften wirken besser und bauen viel mehr Brücken als aller Schulunterricht im Klassenzimmer. Kinder und Jugendliche begegnen sich, über Grenzen, Vorbehalte und Sprachbarrieren hinweg“, ist Markus Fritz überzeugt. Die letzten Jahre hätten das bereits eindrücklich gezeigt. Durch den Zugewinn an Schulen für die Partnerschaft soll die Zahl der teilnehmenden Schüler auf beiden Seiten wieder erhöht werden. „Aktuell sind es je etwa zehn Schüler, früher waren es schon doppelt so viele. Das wollen wir gern wieder erreichen“, sagen Markus Fritz und sein Schulleiterkollege Volker Müller (HHG).

Seinen Vorgänger Norbert Simianer, ehemaliger Schulleiter der Riegelhofschule und bis heute gleichzeitig Fraktionsvorsitzender der CDU im Ostfilderner Gemeinderat, bezeichnete Markus Fritz als „Pionier der Schulpartnerschaft“. Er brachte die Partnerschaft für die Ostfilderner Schulen als Ergänzung zur bestehenden Städtepartnerschaft damals federführend ins Rollen. Simianer selbst freut sich, dass die Partnerschaft fortgesetzt und nun auch erweitert wird: „Es war anfangs ein Versuchsballon, der sich zum Glück gut entwickelt hat. Am Anfang sind wir noch in einer kleinen Gruppe in einem VW Bus nach Bierawa gefahren. Von Beginn an war das ein sehr freundschaftlicher Austausch mit vielen guten Begegnungen.“