15 Bäume, die vor allem auf den Pausenhof des Otto-Hahn-Gymnasium stehen, können verpflanzt werden – mehr nicht. Die Verwaltung hatte dazu ein Baumschutzgutachten in Auftrag gegeben. Foto: Simon Granville

Bald geht es los mit dem Megabau: Bis in den Herbst geht es mehr als 100 Bäumen an den Kragen. Bei den Anwohnern der Schulen in der Ludwigsburger Weststadt indes steht eine andere Sorge im Vordergrund.

Das neue Bildungszentrum West in Ludwigsburg ist ein Mammutprojekt – nicht nur wegen der Kosten in Höhe von rund 200 Millionen Euro. Gebaut werden muss aber, vor allem weil die alten Gebäude mit Schadstoffen belastet sind, energetisch sind sie ohnehin eine Katastrophe.

Wie groß und vor allem langwierig – nämlich rund zehn Jahre – die Baustelle in der Weststadt wird, das bekamen nun erstmals die Anwohner bei einer Infoveranstaltung vor Augen geführt. Denn allzu lange ist es nicht mehr hin, bis die Maschinen auf dem Campus zwischen Kaiser- und Heinrich-Schweitzer-Straße anrollen.

Mit den Schritten, die nötig sind, um den eigentlichen Bau vorzubereiten, wird in den kommenden Tagen begonnen. Insgesamt fallen auf dem Gelände 138 Bäume, die ersten 38 – auf dem Schulhof, an den Lehrerparkplätzen und entlang der Kaiserstraße – voraussichtlich in den Faschingsferien, 80 weitere im Herbst.

Viel Aufwand zur Rettung von Bäumen

Welche Bäume umgesiedelt werden können, darüber hat ein Experte ein Gutachten verfasst. Einige seien dafür zu alt und zu groß und würden deshalb zu großen Schaden nehmen, an andere komme man nicht so heran, dass man sie samt Wurzeln aus der Erde heben könne, sagt Projektleiter Michael Habermann. Gerade einmal 15 Bäume können verpflanzt werden, sie finden unterhalb des Römerhügel, wo sie künftig eine Allee bilden, ein neues Zuhause. Aus der Erde geholt werden sie mit speziellem Gerät. Mit Kosten von 10 000 Euro pro Baum rechnet die Stadt.

Sie weiß wohl um die Eingriffe in die Natur, „wir haben aber wirklich alles ganz genau überprüft und einen immensen Aufwand betrieben“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen, Ulrike Schmidtgen. Insgesamt werden auf dem Gelände am Ende 184 neue Bäume stehen. Bis die so groß und kräftig sind wie die jetzigen, wird es allerdings Jahre dauern.

Die Anwohner der Schule, die bald Großbaustelle wird, treiben indes andere Sorgen um: zuvorderst, wo sie künftig ihre Autos abstellen können. Die Stadtwerke (SWLB) schließen ab Juli das Bildungszentrum an das Fernwärmenetz an und baggern dazu die Kaiserstraße auf, die Stellplätze dort fallen weg. Während die Leitungen gelegt werden ist die Straße über insgesamt 20 Wochen gesperrt – allerdings in drei Abschnitten. Ein Anwohner drohte postwendend mit einer Klage. Es könne der Verwaltung nicht entgangen sein, dass sich am Anfang der Kaiserstraße 36 Garagen befinden. Andere verwiesen auf Probleme mit der Müllabfuhr, Einkäufen oder der Zufahrt für die Feuerwehr.

Fragen zu Sicherheit und Lärm

Die Bürgermeisterriege und SWLB-Geschäftsführer Johannes Rager versuchten die Wogen zu glätten. „Wir haben solche Arbeiten auch schon in engeren Straßen hinbekommen“, sagte Mobilitätsbürgermeister Sebastian Mannl. Bei der Parkplatzproblematik verwies er auf die Fläche vor der Rundsporthalle. Dort sind aus Sicht der Verwaltung genug Kapazitäten vorhanden.

Weitere Fragen gab es zur Sicherheit auf dem Schulweg und dem Lärm. Die Stadtverwaltung wird zusätzliche Zebrastreifen im Norden und Westen des Campus, die in der Kaiserstraße ohnehin geplant sind, prüfen. Ohne Lärm wird die Baustelle freilich nicht auskommen. Viele Bauteile sollen aber vorgefertigt sein, wenn der alte Bau abgerissen wird, steht die neue Schule schon, sodass sie auch als Schallschutz dient.