Vermessung einer unfassbaren Tat: Eine Handgranate sollte im Juni 2023 auf dem Altbacher Friedhof Gegner einer rivalisierenden Bande töten. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Der Handgranaten-Anschlag im Juni 2023 auf dem Altbacher Friedhof beschäftigt die Strafverfolgungsbehörden weiter. Nun klickten bei zwei weiteren Männern die Handschellen.

Anderthalb Jahre nach dem Handgranaten-Anschlag auf dem Friedhof in Altbach (Kreis Esslingen) gibt es weitere Verhaftungen. Wie Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt mitteilten, sitzen nun zwei weitere Männer in Untersuchungshaft, die zu der Meute gehört haben sollen, die den Angreifer auf eine Trauergemeinde nach der Tat lebensgefährlich verletzt hatten. Damit sitzen neben dem Attentäter nun insgesamt zwölf seiner Gegner in Straf- oder Untersuchungshaft.

Die Handschellen klickten bereits am vergangenen Freitag in Göppingen und Esslingen. Gegen einen 20-Jährigen serbischer Herkunft und einen 23-Jährigen mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit gab es bereits Haftbefehle, die von einem Haftrichter des Amtsgerichts Stuttgart in Vollzug gesetzt wurden. Sie sollen zu den rivalisierenden multiethnischen Gruppierungen gehören, die sich mindestens seit Sommer 2022 brutale Auseinandersetzungen selbst mit Kriegswaffen liefern.

Die Zahl der Verhaftungen steigt auf 88

Konkret sollen die Beschuldigten dabei gewesen sein, als Mitglieder ihrer Esslingen-Gruppierung am 9. Juni 2023 von einem damals 23-jährigen der sogenannten Zuffenhausen-Göppingen-Gruppe bei einer Trauerfeier in Altbach mit einer Handgranate angegriffen wurden – und sich dafür rigoros rächten. „Der Vorwurf lautet auf versuchten Totschlag“, sagt der Staatsanwaltssprecher Jonas Koslar.

Der 23-Jährige wurde zwischenzeitlich zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Aus der Gruppe der Rächer wurden insgesamt acht Beschuldigte für bis zu fünf Jahre hinter Gitter geschickt. Ein weiterer wurde freigesprochen. Nicht alle Urteile sind indes rechtskräftig. Neben den nun nachträglich Verhafteten warten derzeit auch noch ein 20-jähriger türkischer und ein 21-jähriger deutscher Tatverdächtiger, die Ende Oktober gefasst wurden, auf eine Anklage der Staatsanwaltschaft. Insgesamt hat die Gewaltwelle der schießwütigen Cliquen seit Sommer 2022 zu 88 Verhaftungen geführt.