Nach anderthalb Jahren aufwendiger Probenzeit: Schüler zweier Marbacher Schulen führen ein Gesangs-, Schauspiel- und Tanzstück in der Ludwigsburger Karlskaserne auf.
Die Vorfreude auf das Großereignis ist bei den letzten Proben in der Marbacher Karl-Nusser-Halle spürbar. Die Akteure wollen endlich auf die Bühne bringen, was sie sich schweißtreibend erarbeitet haben. Der Countdown läuft: Am Freitag , 17. Oktober, findet die Premiere des Musicals „Hairspray“ in der Ludwigsburger Karlskaserne statt.
Eine neue Kooperation
Eineinhalb Jahre intensiver Probenarbeit liegen hinter den rund 40 Darstellern und dem sie betreuenden Team. Weitere rund 30 Schülerinnen und Schüler arbeiten hinter der Bühne. Sie sorgen, etwa als Technikhelfer, Requisiteure oder auch beim Schminken dafür, dass die ehrgeizige Musical-Produktion an den kommenden fünf Veranstaltungstagen, reibungslos abläuft. „Drei Schülerinnen haben im Vorfeld fleißig genäht“, berichtet Helen Volz, die erneut die Gesamtleitung für das umfangreiche Projekt inne hat. Das Ensemble aber setzt sich zum ersten Mal aus Schülerinnen und Schülern des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums und der Anne-Frank-Realschule zusammen.
Die Kooperation ist neu – die Stimmung bei der Probe richtig gut. Quasi altbewährt aber ist das Team aus Lehrkräften, das die Jugendlichen betreut und trainiert. Zu ihm zählen neben Volz, Martina Braden – und auch Tochter Paula. Beide sind für die Choreografien zuständig, die in der Produktion zu sehen sind. Der FSG-Musiklehrer Cornelius Mader als Co-Repetitor ist ebenfalls wieder an Bord. Neu ist Christian Langer, der als Mitglied bei der Band Füenf aktiv war und jetzt im Musical-Team als Vocal-Coach fungiert.
Beim Projektstart waren die verantwortlichen Lehrkräfte jedoch erst einmal über Wochen hinweg damit beschäftigt, mittels Castings auszuwählen, wer den besonderen Anforderungen des Musicals gerecht werden könnte. „Denn dieses Mal müssen alle ALLES können“, betont Helen Volz, die von den ausgewählten Jugendlichen verlangt, dass sie auf der Bühne singen, tanzen und schauspielern. Die schulübergreifende Produktion mit Live-Band, sehr viel Schwung und mitreißender Musik, setzt sich inhaltlich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinander, die laut Volz „so aktuell sind wie nie“.
Appell gegen Rassismus
Es geht um Vielfalt, Gleichberechtigung und soziale Teilhabe, Toleranz und Akzeptanz. „Bis hin zu dem Umstand, dass man sich selbst im eigenen Körper wohlzufühlen lernt.“ Genau darum geht es beim Musical „Hairspray“, das basierend auf dem gleichnamigen Kult-Film von John Waters entstand. Es entführt sein Publikum in die US-Stadt Baltimore der 1960er Jahre. Dort träumt das übergewichtige Teenie-Mädel Tracy Turnblad (in der Marbacher Version wird es von Lara Durlach dargestellt) in der Corny-Collins-Show mitzutanzen und berühmt zu werden. Für ihre Rolle trägt Lara einen speziellen Fatsuit, um umfangreicher zu erscheinen.
Und was wie eine locker-leichte Teenager-Komödie daherkommt, entwickelt sich zu einem mitreißenden Appell gegen Rassismus und für mehr Toleranz. Schon die Proben machen deutlich, wie charmant die Produktion die nach wie vor brandaktuellen Themen verbindet und dabei gleichzeitig für großen Unterhaltungswert sorgt.
Viel Kondition ist nötig
Was im letzten Jahr in der Pippin-Produktion vorrangig akrobatiklastig war, zeigt sich heuer als tanzlastig. Aber auch hierbei findet sich, je nach Rolle, eine unterschiedliche Gewichtung. Tatsache jedoch ist, dass viel Kondition für die zweieinhalb Stunden andauernde Darbietung nötig ist. „Für die Sommerferien hatte Martina Braden sogar einen Trainingsplan entworfen, damit die Jugendlichen ihre Kondition aufrecht erhalten“, erzählt Helen Volz schmunzelnd und blickt stolz auf die vielen Akteure, die ihren jeweiligen Part absolut überzeugend präsentieren.
Geradezu profi-like wirkt das selbstbewusste Auftreten der jungen Darsteller, die sich tänzerisch geschmeidig und souverän bewegen und gute Laune beim Betrachter initiieren. Fasziniert konstatiert auch Helen Volz, „was für eine tolle, persönliche Entwicklung die Jugendlichen in dieser Zeit hingelegt haben“. Und wie bei der Originalvorgabe, schlüpft auch bei der Schüleraufführung ein Mann in die Rolle von Tracy´s Mutter, Edna. Nämlich Patrick Fischer.
Dass es keine ganz so einfache Aufgabe war, sich in die Rolle hineinzudenken, erzählt der Schüler: „Ich musste erst mal reinkommen, um das Feeling für die Rolle zu haben. Und ich musste ein Gespür für den besonderen Witz entwickeln, der sich an manchen Stellen zeigt.“
Am 17./18./19./24. und 25. Oktober wird das Musical in der Karlskaserne Ludwigsburg aufgeführt. Karten online unter https://pretix.eu/hairspray/musical/.