In einem mit Stahlketten gesicherten Netz schwebt der Belugawal über der Seine. Foto: AFP/JEAN-FRANCOIS MONIER

Über 20 Taucher und 80 Helfer arbeiten sechs Stunden lang, um einen Belugawal aus einer Schleuse an der Seine zu befreien. Jetzt wird der Meeressäuger aufgepäppelt, bevor er freigelassen werden kann.

Happy End nach einer dramatischen Rettungsaktion: Der tagelang in einer Seine-Schleuse in Frankreich feststeckende Belugawal ist in einer rund sechsstündigen Rettungsaktion mit einem Kran aus dem Fluss gehoben worden. „Nach langen Stunden der Vorbereitung und Mühen wurde der Beluga aus dem Wasser geholt“, schrieb die Organisation „Sea Shepherd France“ am frühen Mittwochmorgen auf Twitter. Auf beigefügten Fotos war zu sehen, wie der Weißwal in einem von Stahlketten getragenen Netz an der Schleuse von Saint-Pierre-la-Garenne über der Seine schwebte. Der vier Meter lange und etwa 800 Kilogramm schwere Meeressäuger sei untersucht worden und befinde sich in einem schlechten Zustand, sagte die stellvertretende Präfektin Isabelle Dorliat-Pouzet am Morgen dem Sender BFMTV.

Zahlreiche Tierärzte kümmerten sich um den Wal

Der Belugawal wurde dann zunächst auf einem Frachtkahn abgelegt, wo sich umgehend zahlreiche Tierärzte um ihn kümmerten. Die aufwendige Rettungsaktion in der Normandie, an der unter anderem 24 Taucher und 80 weitere Helfer beteiligt waren, hatte am Dienstagabend kurz vor 22 Uhr begonnen. Es dauerte rund sechs Stunden, bis der Belugawal eingefangen und aus dem Wasser gehoben werden konnte.

Der Wal befinde sich nun in einem Kühllaster, wo er mit Tüchern feucht gehalten werde, erklärten die Behörden. Er werde nun nach Ouistreham am Ärmelkanal gebracht. Im dortigen Hafen wurde ein Meerwasser-Becken für den Belugawal vorbereitet. Das Tier soll dort drei Tage lang untersucht und gepflegt und dann ins offene Meer gebracht werden - „recht weit von der Küste entfernt“, wie die Generalsekretärin der Präfektur des Départements Eure sagte.

Der Beluga war am Wochenende rund 70 Kilometer von Paris entfernt in einer Flussschleuse lokalisiert worden – 130 Kilometer von der Seine-Mündung am Ärmelkanal entfernt. In dem warmen Süßwasser kann das Tier nach Angaben von Experten nicht lange überleben. Normalerweise leben Belugawale in arktischen Gewässern vor den Küsten Russlands, Alaskas und Kanadas.

„Er ist schrecklich dünn für einen Beluga“

„Er ist schrecklich dünn für einen Beluga und das verheißt nichts Gutes für seine mittelfristige Lebenserwartung“, sagte Dorliat-Pouzet. Sie warnte, die Rettungsaktion sei kein „Selbstläufer“: Sie könne bei dem Wal Stress auslösen, der zum Tode führen könne. In den vergangenen Tagen waren mehrere Versuche, das abgemagerte und geschwächte Tier zu füttern, erfolglos geblieben. Sein Appetitmangel könnte nach Einschätzung von Experten ein Anzeichen für eine Krankheit sein.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein großer Wal in den französischen Fluss verirrt hat: Im Mai verhungerte ein Orca nach wochenlanger Odyssee in der Seine, im Juli wurde mutmaßlich ein Finnwal in der Flussmündung bei Le Havre gesichtet.

Das Interesse und die Spendenbereitschaft in Frankreich sind riesig. Unter anderem die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd hat Spenden für die Rettungsaktion gesammelt.