Weingenuss zwischen Fachwerk und Lichterketten in Schorndorf Foto: Eva Herschmann

Das besondere Flair der Schorndorfer Weintage beeindruckt auch die amtierende württembergische Weinkönigin Larissa Salcher, die als Ehrengast in die Daimlerstadt gekommen war.

Es gibt Abendtermine, die machen Thorsten Englert richtig Spaß. Das seien, verriet Schorndorfs Erster Bürgermeister, Sitzungen im Rathaus – und die Weintage. „Für mich ist das unser schönstes Fest, hier passt einfach alles“, sagte Englert, der am Freitagabend die dreitägige Genussveranstaltung eröffnet hatte, bei der diesmal sechs Weingüter insgesamt 106 unterschiedliche Weine kredenzt und vier Gastronomiebetriebe bewirtet haben.

Als sich der Spätsommerabend über den historischen Schorndorfer Marktplatz senkte, erstrahlte das Rathaus in rotem Scheinwerferlicht und die bunten Lichterketten unter den großen Marktschirmen gingen an. „Die Beleuchtung können wir leider nur bei stabiler Wetterlage aufhängen. Wenn es windet oder gewittert, wie in den vergangenen beiden Jahren, müssen wir die großen Schirme aus Sicherheitsgründen zumachen können“, sagte Alina Giedat vom Eigenbetrieb Tourismus und Citymanagement. Doch dank der stabilen Wetterlage verzauberten die bunten Lichter zum ersten Mal seit zwei Jahre wieder die beeindruckende Kulisse.

Der Bürgermeister hat „anstandshalber an jedem Stand etwas genippt“

Auch Larissa Salcher, Württembergs amtierende Weinkönigin, die als Ehrengast in die Daimlerstadt gekommen war – und zuvor schon das 48. Weindorf in Stuttgart besucht hatte – war angetan. Die Schorndorfer Weintage gefielen ihr nicht nur wegen der vinologischen Vielfalt, erklärte die 23-jährige Hoheit aus Bretzfeld im Landkreis Hohenlohe. „Es ist auch sehr gemütlich hier“, so Larissa Salcher nach einem Rundgang über den Platz mit seinen Fachwerkhäusern. „Wir haben natürlich anstandshalber an jedem Stand etwas genippt“, sagte Thorsten Englert, der die 58. württembergische Weinkönigin begleitet hatte.

Die Weintage, einst als Weinmarkt gestartet, wurden bereits zum 28. Mal gefeiert. Und sie hatten wieder viel zu bieten, vor allem eine Vielzahl von Weinen und Speisen für jeden Geldbeutel und Geschmack. So gab es beim Weingut Jürgen Ellwanger ein Viertele vom trockenen Schorndorfer Trollinger für 7 Euro, aber auch einen Hebsacker Linnenbrunnen Spätburgunder GG zum Preis von 14 Euro. Durch das einheitliche Pfandsystem konnten die Gläser der Remstalkellerei auch beim Weingut Bernhard Ellwanger, bei Doblers oder der Weinkellerei Knauer abgegeben werden. „So kann man sich durch unsere schöne Altstadt treiben lassen“, sagte Thorsten Englert. Entweder nach Lust und Laune oder geführt bei den „Weinverführungen“, bei denen es zu edlen Tropfen im Glas auch Wissenswertes über die Stadtgeschichte gab. Der Tisch war auch kulinarisch reichlich gedeckt: von der Rostbratwurst vom Grill bis zum ofenfrischen Schweinekrustenbraten mit Dunkelbiersauce, Weißkrautsalat und hausgemachten Laugenknödeln sowie süßen Crêpes zum Nachtisch. Es gab Livemusik und am Familiensonntag Kutschfahrten, Hüpfburg, Spiel- und Bastelangebote.

An den Tafeln auf dem Marktplatz fanden rund 1000 Gäste Platz

Der Marktplatz mit seinen langen Tafeln, an denen rund 1000 Gäste Platz fanden und zahlreichen Stehtische war bald nach Festbeginn gut gefüllt. Auch in der Weinlaube an der Stadtkirche, wo das Weingut Sterneisen einschenkte, herrschte Hochbetrieb. Die Garnituren und Liegestühle reichten für den Andrang nicht aus, also saßen die Gäste auf den Treppen und Mauern rund um das Gotteshaus. „Wir sind quasi die kulinarische Verbindung zwischen der Sommermeile in der Gottlieb-Daimler-Straße und den Weintagen“, sagte Claudia Dorn, die mit ihrem Mann Hagen und ihrem Team erstmals dabei war. Vor allem die Weiß- und Roséweine des Grunbacher Weinguts, das rund einen Hektar Rebfläche auf dem 361 Meter hohen Schorndorfer Grafenberg bewirtschaftet, waren an den Weintagen gefragt. „Wir kommen gern nächstes Jahr wieder“, sagte die Chefin. Das gilt auch für Schorndorfs Ersten Bürgermeister Thorsten Englert.