Kalaluna-Wirt Matthias Kalafatis liegt im Clinch mit CDU-Stadtrat Klaus Dobler. Foto: Eva Herschmann/privat

Hat sich der Wirt des bekannten Schorndorfer Lokals Kalaluna bei der Verteidigung seiner Parkplätze im Ton vergriffen? Oder droht ein CDU-Stadtrat mit politischer Einflussnahme bei künftigen Genehmigungen? Ein Parkplatzstreit erhitzt die Gemüter.

Für einen gemütlichen Feierabend mit Bundesliga-Fußball auf dem Bildschirm und einem gepflegten Bierchen an der Theke wird sich der Schorndorfer CDU-Stadtrat Klaus Dobler künftig wohl nicht mehr ins Kalaluna aufmachen. Denn mit dem Wirt der Sportsbar, Matthias Kalafatis, ist der Lokalpolitiker dieser Tage offenbar so heftig aneinandergeraten, dass der Ärger noch immer nicht verraucht scheint.

Der Gastronom, beklagt Klaus Dobler, habe ihn in einem derart unhöflichen Tonfall vom Parkplatz des Lokals verwiesen, dass sich die Lust auf weitere Kneipenbesuche nachhaltig verflüchtigt habe. „Ich bin da ab und zu mal als Gast gewesen, aber so rüde will man nicht zusammengefaltet werden“, sagt der CDU-Mann über den denkwürdigen Abend.

Der Kalaluna-Wirt ist genervt, dass seine Parkplätze ständig belegt sind

Auch die Dame seines Herzens, in seiner Begleitung auf dem Beifahrersitz, habe sich entsetzt über das unliebsame Erlebnis gezeigt – und sich gefragt, ob schlechte Umgangsformen in Schorndorf zum guten Ton gehören. Klaus Dobler: „Mir geht es nicht um Sonderrechte. Aber es ist nicht angezeigt, einen Stadtrat, der sich jedes Jahr viele hundert Stunden ehrenamtlich einbringt, so anzumachen.“

Was passiert ist? Weil nebenan im Kulturzentrum Manufaktur der auch zu später Stunde noch äußerst besucherträchtige Nachtflohmarkt stattfand, hatte Kalaluna-Wirt Kalafatis vor seiner Sportsbar auf Falschparker gelauert. Denn der Gastronom ist schwer genervt, dass bei Veranstaltungen im Club auch die fürs Lokal reservierten Stellflächen dauerbelegt sind – und die Kneipengänger in die Röhre schauen.

Kalaluna-Parkplatz : In anderthalb Stunden fast drei Dutzend Sünder

Also nahm Kalafatis im Kampf gegen das Verkehrschaos das Heft in die Hand, statt Bier zu zapfen, und verscheuchte nach einem komfortablen Parkplatz suchende Flohmarkt-Fans höchstpersönlich. „Weil es keinen Parkplatzwächter gibt, bin ich selber raus, um meine Parkplätze zu verteidigen“, bekannte er in der Lokalzeitung – und gab an, in gerade mal anderthalb Stunden knapp drei Dutzend Parksünder des Feldes verwiesen zu haben.

Auch Klaus Dobler und seine weibliche Begleitung gehörten zu den Menschen, die vom Chef der Sportsbar die Rote Karte gezeigt bekamen – auch wenn der CDU-Stadtrat von dem Abend in einer leicht abweichenden Version erzählt. Geplant hatte das Pärchen laut Dobler nämlich durchaus, nach einem Bummel über den Nachtflohmarkt noch auf ein Kaltgetränk in der Kneipe einzukehren.

Dass ihm das verwehrt blieb, muss den Inhaber eines Elektro-Fachgeschäfts so gewurmt haben, dass er dem Gastronomen nach dem Umparken seines Autos noch einen Tipp mit auf den weiteren Lebensweg geben wollte. „Einen Stadtrat jagt man nicht in so einem Ton vom Parkplatz“, will Dobler zu Kalafatis gesagt haben – und ansonsten freundlich darauf hingewiesen haben, dass die Lokalpolitik bei der Genehmigung für den Sportsbar-Betrieb ja das eine oder andere Auge zugedrückt hätte.

An kam beim Wirt allerdings nur ein Bruchteil der Botschaft: „Einen Stadtrat jagt man nicht vom Parkplatz“, habe Dobler ihn belehrt, berichtet der Gastronom mit einiger Entrüstung. Außerdem habe der CDU-Mann ihm gedroht, dass er als Wirt ja bestimmt irgendwann wieder mal eine Genehmigung brauche. „Muss ich der Lokalpolitik den Roten Teppich ausrollen?“, fragt sich der Sportsbar-Chef.

Schon springt die politische Konkurrenz auf den Parkplatz-Streit auf

Welche Version des Vorfalls die Wirklichkeit besser trifft, wissen nur die Beteiligten. Sicher aber ist, dass sich die Wogen zwischen dem Barbetreiber und Bürgervertreter nach wie vor nicht geglättet haben. Auch bei einem nachträglichen Telefongespräch der beiden Männer ging es dem Vernehmen nach recht emotional zu. Vertragen jedenfalls haben sich die Parkplatz-Streithähne offensichtlich weiterhin nicht.

Dafür springt jetzt die politische Konkurrenz auf das Thema auf: „Das Fehlverhalten von Klaus Dobler beschädigt das Ehrenamt“, kabelt Lars Haise, Vorsitzender der AfD-Fraktion in Schorndorf und Bundestagskandidat für den Wahlkreis Waiblingen, in die Redaktion. Den Bericht der Lokalzeitung quittiert der Rechtsausleger mit Entsetzen, er fordert den Ratskollegen zum Rückzug aus dem Gremium auf: „Wer seine Nase so hoch trägt, gehört nicht in ein Ehrenamt, sondern ins politische Abklingbecken“, sagt Haise.

Reges Treiben in der Sportsbar Kalaluna Foto: Eva Herschmann

Kalaluna-Wirt sei für Emotionalität bekannt

CDU-Mann Dobler will der markigen Empfehlung übrigens nicht folgen. „Der Haise soll nach sich und seiner eigenen Fraktion schauen, da hat er genug Probleme“, sagt der Einzelhändler. Viele Kunden hätten ihn in den vergangenen Tagen auf den Zeitungsbericht angesprochen und gefragt, wie sich die Geschichte wirklich zugetragen habe – schließlich sei der Kalaluna-Wirt für emotionale Ausbrüche durchaus bekannt.

 

Für Gesprächsstoff sorgt in der Daimlerstadt inzwischen freilich auch die Frage, weshalb es für die Lokalpolitik eigentlich eine Sondergenehmigung für öffentliche Stellplätze gibt. Beim Parken in Schorndorf müssen sich Stadträtinnen und Stadträte weder um eine Parkscheibe kümmern noch eine Höchstparkdauer beachten. Auch ein kostenpflichtiges Ticket am Automaten müssen die Bürgervertreter nicht ziehen – ebenso wenig wie Ortsvorsteher übrigens. Hintergrund ist eine seit Jahrzehnten gültige Ausnahmeregel, die ehrenamtlich tätigen Kräften die Wahrnehmung ihrer Aufgaben erleichtern soll. Für private Stellflächen wie den Parkplatz vor der Sportsbar Kalaluna gilt die Sondererlaubnis allerdings ausdrücklich nicht.