Der Ostersamstag ist der letzte Öffnungstag. Laut Betreiber deckt der Umsatz nicht mehr die laufenden Kosten des gemeinnützigen Betriebs. Die Gemeinde fürchtet um die Nahversorgung.
Die Denkendorfer Gemeindeverwaltung gibt sich schlichtweg „bestürzt“ über dieses äußerst unwillkommene Osterei, das ihr der Lebensmittelmarkt-Betreiber Nintegra ins Nest legt: Nach fünf Jahren macht der Denkendorfer CAP-Markt in der Berkheimer Straße just am Ostersamstag (19. April) mit dem Ladenschluss für immer dicht.
Bei aller Nächstenliebe: Drauflegen ist nicht drin
Aus Betreibersicht gleicht die Schließung allerdings weniger einem faulen Osterei, eher geht es um den Schwarzen Peter, den man an die Kundschaft weitergibt: „Es haben nicht ausreichend Kundinnen und Kunden die Einkaufsmöglichkeit bei uns genutzt. Leider reicht der Umsatz nicht aus, um die laufenden Kosten zu decken“, sagt Burim Sabani, der Fachbereichsleiter des gemeinnützigen Unternehmens. Als Tochterfirma der zur Evangelischen Gesellschaft zählenden Neuen Arbeit gibt Nintegra behinderten und benachteiligten Menschen eine Chance auf Integration in den Arbeitswelt – zum Beispiel in den CAP-Märkten. Aber bei aller Nächstenliebe: Drauflegen ist nicht drin.
Die Gemeinde fürchtet nun nicht ums Nächste, sondern ums Nahe: „Gerade für ältere und eingeschränkte Personen ist die innerörtliche Versorgung mit Lebensmitteln sehr wichtig“, teilt das Rathaus mit. Die Schließung des CAP-Markts reißt aus Gemeindesicht eine gravierende Lücke ins Nahversorgungsnetz. „Eine bittere Nachricht und ein herber Verlust“ für die Bürger rund ums Oberdorf – und „ein Rückschlag für die Bemühungen der Gemeinde in Sache Belebung der oberen Ortsmitte“, kommentiert Bürgermeister Ralf Barth. Dass sich Barth „tatkräftig“ für die Eröffnung und den Bestand des Lebensmittelmarktes eingesetzt habe, bestätigt auch Nintegra-Bereichsleiter Sabani. Der Bürgermeister habe beispielsweise an verschiedenen Marketingaktionen mitgewirkt. Und die Gemeinde gewährte im Rahmen der Quartiersentwicklung einen auf zehn Jahre ausgelegten Investitionskostenzuschuss von 150 000 Euro, der nun anteilig zurückgezahlt wird. Weitere Förderung erhielt der nicht gewinnorientierte Markt laut Mitteilung der Gemeinde vom Kommunalverband für Jugend und Soziales sowie von der Aktion „Mensch“.
Am Ende konnten auch Unterstützung und, so der Betreiber, „viele verkaufsfördernde Aktionen und Marketingmaßnahmen“ kein solides wirtschaftliches Fundament legen. Dabei hatte alles ganz ordentlich angefangen: Nach der Eröffnung am 28. Mai 2020 „lief der Umsatz anfangs zufriedenstellend“, teilt Nintegra mit. Aber das sollte sich im Laufe der Corona-Pandemie ändern: Ab 2021 ging es laut dem Unternehmen umsatzmäßig bergab. Jetzt läuft die letzte Marketingaktion an, die aber keine Wende mehr bringen wird: Bis zur Schließung sollen Preisnachlässe bis zu 20 Prozent die Leute in den Laden locken.
Personal wechselt in andere CAP-Märkte
Und was wird aus dem Personal? Die zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen vier schwerbehindert sind, werden in CAP-Märkten in Köngen, Neuhausen und Stuttgart weiterbeschäftigt, heißt es in der Nintegra-Mitteilung.