In der Alten Strickfabrik herrscht wieder Hochbetrieb beim Schlemmen, Schauen und Kaufen. Es sind aber weniger Teilnehmer als früher dabei. Einige haben auch Personalmangel.
Es ist ein milder sonniger Oktobertag, an dem auch in diesem Jahr viele Menschen zum Regionalmarkt Heckengäu in die Alte Strickfabrik nach Weissach strömen. Zum 14. Mal findet dieser bereits statt, zweimal fiel er wegen Corona aus. „Wir hatten immer Glück mit dem Wetter“, erzählt Petra Herter vom Organisationsteam, zu dem der lokale Umwelt- und Naturschutzbund BUND, die Unabhängige Bürgerliste Weissach sowie die Gemeinde Weissach gehören. „Nur beim ersten Mal, als wir in der Festhalle in Flacht waren, hat es geregnet.“
An diesem Mittag sitzen viele Gäste im Hof hinter der Halle, genießen die Sonne und die kulinarischen Angebote, von frischen Waffeln bis Schlachtplatte, von Linsen bis Kaffee und Kuchen. Von Weitem hallt das Hämmern der Kinder bei der Holzwerkstatt her und vom anderen Ende, am Stand von Simon Essig aus Flacht, ist das Mähen eines Schafes zu hören, das zur Freude der Kinder zwei Lämmchen dabeihat. 30 Landwirte, regionale Produzenten und Händler, und damit etwas weniger als in den Vor-Corona-Jahren, sind gekommen. Manche können mangels Mitarbeitern nicht teilnehmen, lassen sie ausrichten. „Aber es ist immer noch absolut wichtig, dass hier regionale Produkte vorgestellt werden“, betont Petra Herter.
Topseller Sauerkraut
So sieht das auch Klaus Schenk aus Perouse, der mit seinem Saisonangebot an Kartoffeln, Sellerie, Karotten und vor allem Sauerkraut wie schon die Jahre zuvor wieder nach Weissach gekommen ist. Er sieht die Veranstaltung als „super Präsentationsmöglichkeit“. Das Publikum sei toll, und es komme viel Stammkundschaft vorbei. „Unser Topseller ist der Ein-Kilogramm-Sauerkraut-Eimer“, sagt der Landwirt, der noch hinzufügt, dass früher der Anteil von Lebensmittelhändlern auf dem Markt deutlich höher gewesen sei. Augenscheinlich habe das Kunsthandwerk zugenommen.
Gegenüber von Karl Schenk präsentiert die Flachter Getreidemühle Bentel ihr Angebot von Mehlen über Müsli bis hin zu Linsen aus Weil der Stadt. Mit dabei ist auch der Unverpackt-Laden aus Renningen, der zum Jahresende schließen wird, wie Geschäftsführerin Christine Berg sagt. Die Einkaufspreise seien stark gestiegen, die Stromkosten doppelt so hoch und schließlich habe es an Kundschaft gemangelt. „Es war ein schöner Versuch, aber es hat nicht funktioniert“, sagt sie mit Bedauern.
Probieren geht nicht online
Bei den örtlichen Landfrauen herrscht hingegen beste Stimmung. Die Preise für ihre Marmeladen, Stricksocken und die Ringelblumensalbe seien wie im letzten Jahr, „weil wir halt viel selber machen“, so die Begründung. Entsprechend gut würden sich die Sachen verkaufen. Zufrieden zeigt man sich auch bei Erich Gentner aus Hemmingen, der verschiedene Apfelsorten und Marmeladen aus eigenen Früchten anbietet. Es laufe hier besser als auf dem Wochenmarkt.
Nicht nur kaufen, sondern auch probieren kann man fast überall, etwa den leckeren Apfelsaft von Günther Till, der vor Jahren den Weissacher Regionalmarkt mit aus der Taufe gehoben hat, oder verschiedene spanische Olivenöle bei Yoliva sowie italienische Spezialitäten, die Davide Filadoro aus Weissach dabeihat. „Wir sind ein Feinkostanbieter, alles ist etwas teurer geworden, sagt er. „Doch die Leute nehmen es so an, wie es ist.“ Man könne zwar viele Waren online kaufen, aber probieren gehe eben nur im Geschäft oder auf dem Markt.
Schmuck und Olivenöl-Seife
Zum Regionalmarkt Heckengäu gehört neben Lebensmitteln traditionell auch Kunsthandwerkliches wie schöne Holzarbeiten, Preziosen eines örtlichen Schmuckgeschäftes oder Exotisches wie Ölivenöl-Seifen aus Syrien sowie Handschuhe und Mützen aus Alpaka-Wolle aus Peru, angeboten vom Weissacher Forchenhof. Große Augen bekommen kleine Mädchen beim Anblick handgemachter Stoffpuppen und investieren ihr Taschengeld in das eine oder andere. Oft seien es aber die Großmütter, die die mit Schafwolle gefüllten Geschöpfe kaufen, sagt „Puppenmutter“ Magdalene Kocher.