Von Sebastian Steegmüller

Auch im Jahr 2016 war die Landeshauptstadt aufgrund rätselhafter Kriminalfälle bundesweit in den Medien. Im Frühjahr wurde Stephane V. nach einem zähen Indizienprozess am Landgericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Obwohl der damals 30-Jährige die Tat abstritt, sahen es die Richter als erwiesen an, dass er die 21-jährige Lena W. im Herbst des Vorjahres brutal ermordet hat. Sie waren der Überzeugung, dass der Koch die wehrlose Frau am 9. September 2015 auf den Pragfriedhof gelockt und sie dort mit einem Keramikgefäß und zahlreichen Tritten gegen Kopf und Oberkörper ermordet hat. „Nichts spricht gegen seine Täterschaft“, sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Hahn bei der Urteilsverkündung im April dieses Jahres. Laut Staatsanwaltschaft hatte der Angeklagte in Vernehmungen Täterwissen offenbart und unglaubwürdige Aussagen gemacht. Hahn führte eine „enorme Zahl an Indizien“ auf, die gegen den 30-Jährigen sprachen - etwa Blutspuren der Toten an seinem Hemd, passende Fußabdrücke am Kopf der Toten oder drei Knöpfe, die unter der Leiche gefunden wurden. Eine Frage konnte bis heute nicht abschließend beantwortet werden: Welches Motiv hatte der Täter?

Gleiches gilt auch für ein Tötungsdelikt, das sich am 11. Juli in einer Villa am Bubenbad ereignete. Ein 67-jähriger Mann stürmte in eine Rechtsanwaltskanzlei, tötete den Inhaber, einen 75-jährigen Juristen, mit einem Schuss in den Oberkörper und richtete sich danach selbst. Die Ehefrau des Opfers hatte den Täter zuvor mit der Waffe in der Hand ins Haus gehen sehen und deshalb Alarm geschlagen. Aufgrund der unklaren Gefahrenlage wurde das Haus umstellt. Das SEK rückte in Schutzanzügen an. Rund um das Bubenbad wurden ganze Straßenzüge abgesperrt, Stadtbahnen gestoppt und sogar eine Schule evakuiert.

Weil die Polizisten über einen längeren Zeitraum kein Lebenszeichen aus dem Haus wahrnehmen konnten, stürmten sie rund vier Stunden später das Gebäude in der Gerokstraße. Viel zu tun gab es letztlich nicht mehr. Als die Spezialisten in die Kanzlei vordrangen, waren der Anwalt und sein Besucher nicht mehr am Leben. Unklar ist, warum es zu den tödlichen Schüssen kam. Die Männer kannten sich seit Jahren, hatten geschäftlich miteinander zu tun. Plausibel ist, dass es um Geld ging. Während der Jurist wohlhabend war, lebte der Täter zuletzt in Offenbach in einem Männerwohnheim. Die ganze Wahrheit wird wohl nie ans Licht kommen, mittlerweile sind die Untersuchungen eingestellt.

Einfacher hatten es die Ermittler dagegen bei einem Mordfall, der sich am 9. März im Stuttgarter-Osten ereignete: Ein Mann hatte am 9. März die Mutter seiner Verlobten - offenbar aus Trennungsängsten - mit einem Küchenmesser erstochen. Der 31-Jährige war geständig, im November wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.