Edmund Wörner hofft, dass wenige seiner Schafe betroffen sind. Foto: Simon Granville

Das Leistungshüten beim Schäferlauf in Markgröningen (Kreis Ludwigsburg), das für diesen Freitag geplant war, muss kurzfristig abgesagt werden. Die Herde des Markgröninger Stadtschäfers Edmund Wörner ist von der Blauzungenkrankheit betroffen.

Seit Anfang August breitet sich die Blauzungenkrankheit mit dem Serotyp 3 (BTV-3) in Baden-Württemberg aus. Nun hat es auch die Herde des Markgröninger Stadtschäfers Edmund Wörner getroffen. „Ein paar meiner Tiere zeigen erste Anzeichen der Krankheit“, berichtet der 54-jährige Schäfer. Aus diesem Grund wurde das für Freitag, 23. August, beim Schäferlauf Markgröningen geplante Leistungshüten abgesagt.

Der Landesschafzuchtverband als Veranstalter hat sich mit dem baden-württembergischen Schafherdengesundheitsdienst und dem Betrieb zu diesem Schritt entschieden. „Es soll sehr warm werden. Die Tiere bekommen Fieber und haben Stress. Deshalb haben wir die Veranstaltung aus Tierschutzgründen abgesagt.“

Tierarzt rechnet mit noch mehr betroffenen Tieren

Das Landratsamt im Rems-Murr-Kreis hat am 8. August in einem Schafbestand in Weissach im Tal die Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 festgestellt. Seither verbreite sich die Krankheit rasant. „Der Seuchezug, der uns aktuell trifft, ist heftig“, berichtet Anette Wohlfarth, Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg. Innerhalb der vergangenen zwei Wochen seien nun 30 bis 40 Prozent der Betriebe in Baden-Württemberg von der Blauzungenkrankheit betroffen. „Unser Tierarzt sagte, das sei erst der Anfang“, so Wohlfarth. „Wir kommen jetzt schon an unsere Grenzen, ich weiß gar nicht, wo das noch hinführen soll.“ Die Seuche betrifft ausschließlich Tiere und ist für den Menschen nicht gefährlich.

Das Leistungshüten zieht bei jedem Wetter das Publikum an. Foto: Werner Kuhnle

Übertragung ausschließlich durch Gnitzen

Übertragen wird die Krankheit nicht etwa von Tier zu Tier, sondern über Insekten, die als Gnitzen oder Bartmücken bekannt sind. „Das ist wichtig zu erwähnen. Die Tiere werden ausschließlich über die kleinen infizierten Mücken angesteckt“, erklärt Wohlfahrt. Auch Rinder können infiziert werden, da sei die Sterberate aber deutlich geringer. „Etwa 70 Prozent der kranken Schafe sterben an der Blauzungenkrankheit. Entweder direkt oder später an Organversagen.“ Die betroffenen Betriebe seien in den letzten beiden Wochen im Dauerstress. Die Behandlung der kranken Schafe sei sehr kosten- und zeitintensiv.

Impfung durch Eilverordnung möglich

Um die rasante Verbreitung eindämmen zu können, hat der Bund Anfang Juni per Eilverordnung für drei selektive BTV-3-Impfstoffe ohne offizielle Zulassung die befristete Möglichkeit geschaffen, empfängliche Tiere in Deutschland gegen BTV-3 zu impfen. „Wir haben aber auch betroffene Tiere in geimpften Betrieben.“ Der Impfschutz trete erst nach drei bis vier Wochen ein und biete keinen 100-prozentigen Schutz gegen die Krankheit.

Die 250 Schafe von Edmund Wörner sind nicht geimpft. Er müsse nun abwarten, wie viele Tiere wirklich krank werden und wie die Krankheit verläuft. Noch seien es wenig betroffene Schafe und diese hätten milde Symptome. „Ich mache mir natürlich Sorgen, da ich nicht weiß, wie viele meiner Tiere krank werden oder sterben“, sagt der Schäfer.

Die Stadt Markgröningen hat die Entscheidung zur Kenntnis genommen und arbeitet bereits an einem Alternativprogramm für Freitagvormittag. Der restliche Verlauf des Markgröninger Schäferlaufs ist von der Absage nicht betroffen, und das Programm findet wie geplant statt.