Sara Dahme startet ein neues Kunstprojekt: ihren Kultur Kiosk. Foto: Max Kovalenko

Im Stuttgarter Züblin-Parkhaus eröffnet ein neuer Kultur-Kiosk – die Macherin Sara Dahme erklärt im Interview, worum es geht und warum die Einrichtung notwendig ist.

Stuttgart - Das Züblin-Parkhaus hat sich zu einem vielseitigen Kulturtreff in der Stadt entwickelt. Jetzt eröffnet die Stuttgarter Kunstvermittlerin Sara Dahme hier einen Kultur-Kiosk für Ausstellungen, Veranstaltungen und vor allem Gesprächen.

Frau Dahme, viele Kultureinrichtungen ächzen, Sie machen einen neuen Kulturraum im Züblin-Parkhaus auf. Das ist mutig.

Nein, eher notwendig. Ich glaube, Kunst und Kultur suchen ihren Platz – und wir haben die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Wir wurden im März gefragt, ob wir Interesse an dem Raum haben. Wir haben überlegt, entschieden und uns getraut.

Wie kann man sich den Kultur-Kiosk vorstellen? Diskussionen auf dem Parkdeck?

Wir haben einen Raum von knapp vierzig Quadratmeter, also miniklein, vorne dran ist unser Ausstellungsraum, ein Mini-White-Cube. Und es gibt eine Bar. Es ist total toll, schon als wir renoviert haben, kamen Anwohner vorbei. Es ist viel Austausch da, und wir haben tolles Feedback aus dem Quartier.

Warum sind in Stuttgart Parkhäuser eigentlich so beliebt bei Kulturschaffenden?

Als der Lockdown kam, war das Auto die einzig sichere Kapsel, mit der man sich bewegen konnte. Ich denke, dass da viele Ideen entstanden sind und diese Nicht-Orte entdeckt wurden, weil sie öffentlich zugänglich sind. Die Stuttgarter haben ihre Stadt gern, aber die Kulturorte waren eben nicht mehr zugänglich.

Was wird im Kultur-Kiosk stattfinden, was es nicht schon andernorts gibt?

Wir versuchen tatsächlich, die Nische zu bespielen. In den Ausstellungen werden nicht nur klassisch Malerei und Zeichnung gezeigt, ich werde auch angewandte Kunst ausstellen von Fotografie bis zu Mode, auch Politisches wird es geben. Das Besondere ist, dass wir bisher nur drei oder vier Tage die Woche geöffnet haben – und wir anderen Akteure anbieten, an den übrigen Tagen ihre Projekte umzusetzen. Es wird nicht nur Kultur im klassischen Sinne geben.

Da heißt?

Ich bin überzeugt: Allein wenn zwei Menschen ins Gespräch kommen, entsteht eine Möglichkeit. Die Idee des Kiosks ist, nicht nur etwas zu kaufen, sondern auch miteinander zu reden.

Wer ist die Zielgruppe?

Alle. Wir haben Platz für Kinderwagen, während die Zusatznutzungen ganz andere Gruppen ansprechen werden. Ich möchte, dass sich Menschen begegnen, die sich im Alltag nicht begegnen würden - und vielleicht bei uns beim einem Kaffee ins Gespräch kommen.

Am Kiosk wird aber auch etwas gekauft. Wie finanzieren sie ihren Kultur-Kiosk?

Durch das Café. Die einzelnen Projekte selbst sollen über Förderanträge finanziert werden. Außerdem wollen wird auch auf Stiftungen zugehen.

Solche Projekte haben oft eine kurze Lebensdauer. Wie viel Zeit geben Sie sich?

Bis das Ding abgerissen wird – oder auch nicht. Jetzt sollen es erst einmal drei Jahre sein. Vielleicht kommen aber so viele interessante Leute zusammen, dass man sich vielleicht auch ein anderes Konzept für das Parkhaus überlegen könnte.

Die Kulturvermittlerin

Projekt:
Der Kultur- Kiosk ist ein Veranstaltungsort in den Räumen des ehemaligen Kulturprojekts Ebene 0 im Züblin-Parkhaus in der Lazarettstraße 5. Zur Eröffnung an diesem Freitag findet um 19 Uhr eine Performance des „KOLLEKTIVs“ zum Thema häusliche Gewalt statt. Am 31. Juli spielen Putte & Edgar ein Ständchen. Im Ausstellungsraum werden Arbeiten von Nico Schützinger gezeigt. Ausstellung und Café sind von Donnerstag bis Sonntag 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Person:
Sara Dahme, Jahrgang 1984, ist als Kulturvermittlerin in Stuttgart tätig. Sie leitet Workshops, hat eine eigene Gesprächsreihe, legt auch als DJane auf – und ist immer bemüht, neue und ungewöhnliche Zugänge zur Kunst zu entdecken.