Der Kostendeckel von rund 60 Millionen Euro soll eingehalten werden. Foto: Karin Ait Atmane

Die Baustelle bereitet der Stadt weiter Bauchschmerzen. Der Kostenpuffer ist fast aufgebraucht. Einzige gute Nachricht: Der Hauptbau soll bis zum Sommer fertig saniert sein.

Jetzt ist der Kostenpuffer für die Sanierung des Plochinger Gymnasiums so gut wie ausgeschöpft. Die verbleibende Reserve dürfte die aktuelle Bauphase kaum überstehen, womit voraussichtlich bei den noch anstehenden Gebäudeteilen abgespeckt werden muss.

Die Stadt Plochingen fühlt sich teilweise ausgenommen: Von manchen Firmen bekomme er „wöchentlich mehrere Nachträge“ auf den Tisch, bei jeder kleinen Änderung, berichtete Bürgermeister Frank Buß in der Sitzung des Ausschusses für Bauen, Technik und Umwelt. In der Verwaltungsvorlage ist von „unverschämter Vorgehensweise“ mancher Unternehmen die Rede, und Projektsteuerer und Controller Frank Henkel vom Büro Ernst2 bestätigte, dass zumindest eine Firma sich „erpresserisch“ verhalten habe – in dem Sinn, dass sie erst weiterarbeitete, als ihre Nachträge bezahlt waren.

Jede Verzögerung am Gymnasium Plochingen zieht Folgekosten nach sich

Jürgen Marky vom Architekturbüro Baurconsult, das bei der Sanierung die Bauleitung hat, versuchte das zu relativieren. „Es gab an vielen Stellen Situationen, die man vorher nicht erahnen, geschweige denn planen konnte“, sagte er und nannte den Dachaufbau oder die Haustechnik. An diesen Stellen habe weitaus mehr verändert werden müssen, als ursprünglich gedacht. Das erfordere Diskussionen und Klärungsprozesse, und jede Verzögerung ziehe weitere Folgekosten nach sich, weil die Unternehmen umplanen müssten oder Maschinen länger gebraucht würden.

Ralf Schmidgall (CDU) hätte gern eine Zahl gehabt, wie viele der Änderungen auf Unvorhergesehenes und wie viele auf Ausschreibungs- oder Planungsfehler zurückgehen, denn das Gremium war in der Vergangenheit nicht immer mit der Bauleitung durch Baurconsult zufrieden. Diese Aufschlüsselung gibt es allerdings bislang nicht. Joachim Hahn (SPD) fragte nach, ob möglicherweise Firmen durch Nachträge ihre zu knapp kalkulierten Angebote wieder wettzumachen versuchten. Controller Frank Henkel konnte da nur hilflos die Schultern zucken. Das deutsche Vergaberecht, bei dem in der Regel der günstigste Bieter den Zuschlag erhält, könnte dazu jedenfalls verführen.

Der Ausschuss hat zähneknirschend, wie schon des Öfteren, die aktuellen Nachträge genehmigt. Der verbleibende Puffer von 30 000 Euro wird nicht weit reichen, es stehen aber nach dem Hauptbau noch der Unterstufenbau, der Bau Tannenstraße und die „kleine Turnhalle“ zur Sanierung. Dort wird also voraussichtlich eingespart werden müssen, denn die aktuell gesetzten insgesamt 57,8 Millionen Euro sind für den Gemeinderat derzeit die Obergrenze. Über mögliche Einsparungen werden die Ratsgremien zu entscheiden habe, ebenso über weitere Nachträge und Kostensteigerungen.

Rodungen: Zukunft einer Eiche am Gymnasium Plochingen ungewiss

Dabei müsse man schnell reagieren, um weitere Verzögerungen zu vermeiden, betonte Buß, was einige kurzfristig anberaumte Sondersitzungen für die Ratsgremien mit sich bringen könnte. Denn seinen eigenen Verfügungsrahmen von bis zu 100 000 Euro will der Bürgermeister nicht erweitern. „Ich habe überhaupt keine Ambitionen, anstelle des Ausschusses oder des Gemeinderats zu entscheiden.“ Damit spielte er darauf an, dass einzelne Ratsmitglieder mehrfach versucht haben, ihm Fehler nachzuweisen.

Im Hinblick auf anstehende Rodungen waren sich alle einig, dass gefällt werden muss, was die Renovierung beeinträchtigen könnte. Größtenteils handelt es sich dabei eher um Büsche als um Bäume. Die Zukunft einer großen Eiche ist allerdings noch ungewiss. Eine gute Nachricht gab es aber auch: Nach aktuellem Stand wird die Sanierung des Hauptbaus tatsächlich planmäßig im Frühsommer fertig.