Bettina Wisst gestaltet trotz der Baustelle weiter oben den Bereich vor ihrem Geschäft einladend. Foto: Karin Ait Atmane

An der Reichenbacher Einkaufsmeile wird eineinhalb Jahre lang gebaut. Für die Ladengeschäfte und Gastronomen ist das eine echte Herausforderung.

Die Kreuzung der Hauptstraße mit der Wilhelm- und der Karlstraße ist aufgerissen, vor Schreibwaren Kern sind Bagger und andere Baufahrzeuge am Werk. Bauabschnitt eins der Neugestaltung der Hauptstraße ist in vollem Gang – mit der Folge, dass die Zufahrt eingeschränkt ist. Derzeit kann nicht in der gewohnten Richtung „von oben“ in die Hauptstraße eingefahren werden. Stattdessen ist die Zufahrt aus Richtung Kreissparkasse/Marienstraße möglich, anders als sonst gilt hier keine Einbahnstraßenregelung.

Die ersten drei Wochen seien wirklich schwierig gewesen, sagt eine Geschäftsinhaberin, die nicht namentlich genannt werden möchte: „Erst nach zwei Wochen wurde die Umleitung ausgeschildert.“ Mittlerweile habe sich die Lage ein wenig entspannt, aber viele seien dennoch von der Verkehrsführung verwirrt, stellt Antonio Cerchiara vom Eiscafé Venezia fest: „Klar merken wir das am Umsatz.“ Er trauert zudem um die großen Platanen, die schon vor längerem gefällt wurden. Deren Schatten fehle und sei auch durch Sonnenschirme nicht zu ersetzen.

Ersatzparkplatz in der Schillerstraße

Stark betroffen ist das Feinkostgeschäft Banzhaf Maulick, denn für seinen Mittagstisch fahren viele Kunden mit dem Auto an. Der Umsatz sei um mindestens die Hälfte zurückgegangen, sagt Chefin Kerstin Maulick, anfangs sei der Einbruch sogar noch deutlich größer gewesen. Sie hofft, dass die Kunden den Gewerbetreibenden trotz der Umstände die Treue halten, „weil sonst ganz konkret die Schließung droht“. Alle Geschäfte seien ja weiterhin erreichbar, zu Fuß sowieso, aber auch mit dem Auto. Während der Bauzeit sei das Parken in der Hauptstraße sogar kostenlos. Die Gemeinde will zudem einen Ersatzparkplatz auf dem Grundstück Schillerstraße 34 einrichten, sobald das dortige Gebäude abgerissen und die Fläche hergestellt ist. Von da aus sind es 200 Meter bis zur Hauptstraße.

Bettina Wisst, Inhaberin von Hess Kindershop, findet, dass sich die Lage ganz gut eingependelt hat: „Die Leute wissen jetzt, dass sie von unten her reinfahren können.“ Der Kindershop veröffentlicht auf seiner eigenen Instagram-Seite die Umleitungsstrecke und bietet ähnlich wie in der Corona-Zeit einen Hol- und Bringservice an. Wisst hat draußen vor ihrem Geschäft wie immer Kleidung und Bademoden ausliegen und hat Liegestühle aufgestellt, um den Bereich „ein bisschen einladender zu gestalten“. Das werde trotz der Nähe zur Baustelle ganz gut angenommen. Die Geschäftsfrau betont ähnlich wie Peter Staib von der Werbeinitiative WIR, dass die Gemeinde die Gewerbetreibenden durchweg einbezogen habe, sowohl bei der Neugestaltung als auch bei der Ablaufplanung; die Kommunikation sei sehr gut.

Geschäfte während der gesamten Zeit anfahrbar

Die Gemeinde investiert rund 2,3 Millionen Euro für die neue Hauptstraße. Der erste Bauabschnitt war eigentlich bis Ende Juli terminiert, er wird sich nach aktuellem Stand aber eher bis Anfang September erstrecken. Der zweite Abschnitt bis zum Venezia soll bis Ende des Jahres vollendet sein, der letzte bis zur Marienstraße im zweiten Quartal 2026 erfolgen. Die lange Bauzeit hat auch damit zu tun, dass die Gemeinde abschnittweise vorgeht, sodass die Geschäfte während der gesamten Zeit anfahrbar sind, wenn auch auf wechselnden Wegen. So richtig komfortabel ist das aber nicht; auf dem eigens eingerichteten Wendehammer stehen häufig Baustellenfahrzeuge, sodass das Wenden wieder erschwert ist.

Weitgehend einig ist man sich in der Hauptstraße, dass die Neugestaltung überfällig war, ebenso besteht die Hoffnung, dass die Einkaufsmeile längerfristig gewinnt. Auch ein Marketingkonzept fürs Reichenbacher Zentrum, das der Gemeinderat kürzlich beauftragt hat, wird positiv gesehen. Bis dahin heißt es durchhalten.

Die Gemeinde veröffentlicht auf ihrer Website unter Bauprojekte/Neugestaltung der Hauptstraße aktuelle Mitteilungen zum Stand der Baustelle. Auch ein „virtueller Rundgang“ durch die künftige Hauptstraße ist dort möglich.