Offene Decke, Wände ohne Verkleidung: der Westflügel des Landratsamts wird grundlegend saniert. Foto: Landratsamt Rems-Murr-Kreis

Das Landratsamt ist mit einer Kostenaufschlüsselung unterschwelligen Befürchtungen entgegengetreten. Der Gutteil der Kosten für die Sanierung eines Altbau-Flügels werde von Brandschutz und Energieoptimierung verschlungen.

Ein neuer Sitzungssaal für fast acht Millionen Euro? Das ist zumindest Armin Mößner, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im Rems-Murr-Kreistag, als ein deutlich zu teurer Baustein in der ansonsten längst auf den Weg gebrachten Erweiterung und Sanierung des Waiblinger Landratsamts vorgekommen. Die Verwaltung ist dem unterschwelligen Vorwurf der Luxussanierung jetzt mit einer Kostenaufschlüsselung entgegengetreten.

Kompletter Gebäudeabschnitt wird saniert

Der zuständige Kreistagsausschuss hatte die Verwaltung bereits Ende 2020 damit beauftragt, die Coronapandemie und den damit einhergehenden hohen Leerstand für eine Ertüchtigung des Sitzungssaals zu nutzen, der in vielen Bereichen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik und vor allem nicht mehr den geltenden brandschutzrechtlichen Vorgaben entspricht. Weil eine Machbarkeitsstudie nahelegte, gleich die Sanierung des kompletten Gebäudeabschnitts in Angriff zu nehmen, statt nur den Ratssaal zu renovieren, wurde dies vom Kreistag vier Monate später so beschlossen. In der Folgediskussion hingegen verfestigte sich – insbesondere bei Vertretern der CDU – der Eindruck, die aktuell auf 7,8 Millionen Euro veranschlagten Baukosten würden einzig für die Neugestaltung des Sitzungssaals verwendet.

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Das hat die Verwaltung jetzt noch einmal geradezurücken versucht. Während auf dem Gelände an der AOK-Kreuzung in Waiblingen gerade die Tiefgarage des Landratsamts für den geplanten Erweiterungsbau abgerissen wird, sei parallel die Modernisierung des kompletten Altbau-Westflügels entlang der Mayenner Straße im Gange, so der Finanzdezernent Peter Schäfer am Montagnachmittag vor Mitgliedern des Verwaltungsausschusses. In dem Gebäudeteil, der in den 1950er Jahren errichtet wurde, sei nach Jahrzehnten ein Sanierungsrückstau entstanden, der nun in Angriff genommen werde. Neben der energetischen Sanierung entstünden multifunktionale Sitzungs- und Besprechungsräume, die auch vom Bereich Katastrophenschutz genutzt werden sollen.

Die bisherigen Räume des Krisenstabs entsprächen weder technisch noch medial den heutigen Standards. Gleiches gelte für den Sitzungssaal, der vor der Coronapandemie für die Ausschusssitzungen des Kreistags genutzt wurde und diese Funktion auch künftig wieder haben soll. Für den Saal selbst indes müssen laut der Verwaltung „nur“ 1,4 Millionen Euro aufgewendet werden. Der überwiegende Anteil der Kosten, 5,8 Millionen Euro, sei dem Brandschutz und der energetischen Sanierung geschuldet und daher gar nicht einsparbar.

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Während im Gremium weitgehende Zustimmung zu dem Sachstandsbericht signalisiert wurde, schien Armin Mößner noch immer nicht völlig beruhigt. Auch 1,4 Millionen Euro seien eine Menge Geld, sagte der Murrhardter Bürgermeister, damit baue man andernorts einen ganzen Kindergarten.

Unerhoffter Zuschuss von der KfW

Freuen kann sich der Kreis hingegen über eine kleine Finanzspritze, mit der er nicht mehr gerechnet hatte. Trotz des angekündigten Förderstopps der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kam nun doch ein Bescheid über 1,72 Millionen Euro zur Unterstützung des Erweiterungsbaus am Alten Postplatz. Das Geld kann man gut gebrauchen. Denn erst kürzlich hatte der Finanzdezernent durchblicken lassen, dass der zuletzt mit 55 Millionen Euro festgelegte Kostenrahmen angesichts explodierender Baupreise deutlich gesprengt werde.