Eine Formel, ein Retter, ein „Idiot“: Bogdan Volkov als Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin in Salzburg Foto: Salzburger Festspiele/ Bernd Uhlig

Bei den Salzburger Festspielen ist die letzte Oper des polnisch-russischen Komponisten Mieczysław Weinberg zu erleben. „Der Idiot“ nach Dostojewskis Roman, inszeniert von Krzysztof Warlikowski und dirigiert von Mirga Gražinytė-Tyla, wird laut bejubelt – zu Recht.

Die Leiste ist wund, das Blut verschorft. Über den hageren Körper spannt sich die Haut, im grünlich verfärbten Gesicht beginnt die Verwesung. So liegt er da, der tote Messias in Hans Holbeins Gemälde „Der tote Christus im Grab“, und es ist eine der schönsten und gleichzeitig schrecklichsten Szenen des Abends, als der Regisseur Krzysztof Warlikowski unter der Projektion des alten Bildes einen zweiten, jungen Erlöser drapiert: Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin, den Titelhelden der Oper „Der Idiot“, die der Komponist Mieczysław Weinberg gemeinsam mit seinem Librettisten Alexander Medwedew Mitte der 1980er Jahre aus Fjodor Dostojewskis gleichnamigem Roman gemacht hat – erst 2013 wurde das Stück in Mannheim uraufgeführt.