Die Rückrufaktion des Süßigkeitenherstellers Ferrero wegen Salmonellen verunsichert viele Verbraucher. Wir beantworten wichtige Fragen dazu.
Die böse Überraschung hat vor allem die Jüngsten getroffen: 150 Fälle von Salmonellen-Infektionen hauptsächlich bei Kindern unter zehn Jahren werden mit Produkten aus dem belgischen Werk von Ferrero in Verbindung gebracht. Die Fälle seien in neun Ländern aufgetreten, auch in Deutschland. Ferrero hat vergangene Woche alle „Kinder“-Produkte aus seinem Werk im belgischen Arlon wegen Salmonellen-Verdachts zurückgerufen und musste den Betrieb schließen. Was dies für Verbraucher bedeutet, zeigt diese Übersicht:
Wie gefährlich ist die belastete Schokolade für Verbraucher?
Salmonellen gehören zur Familie der Enterobakterien und besiedeln den Darm von Tieren, vor allem von Schweinen und Hühnern. Eine Infektion mit den Bakterien kann mehrtägigen Durchfall, Kopfschmerzen, Fieber und Erbrechen verursachen, erklärt Sabine Horlacher vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart. Die Beschwerden klingen bei gesunden Personen meist von selbst wieder ab. „Bei Babys, Kleinkindern und älteren Menschen sind aber auch schwere Verläufe möglich.“
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Welche Produkte sind betroffen, und wohin kann ich sie zurückgeben?
Von einer möglichen Verunreinigung mit Salmonellen sind laut Angaben von Ferrero alle im belgischen Werk hergestellten „Kinder“-Produkte betroffen. Der Konzern hat bereits mehrfach den Rückruf auf weitere Produkte ausgedehnt und eine Liste im Internet veröffentlicht (Kinder.com). Wurden Produkte schon gekauft, kann man diese auch ohne Kassenbon im Einkaufsmarkt zurückgeben oder das Consumer-Service-Team von Ferrero (Telefon 069 / 665 666-0; consumerservice@ferrero.com) kontaktieren. Die Verbraucherzentralen raten dazu, keine „Kinder“-Produkte von Ferrero zu verzehren, bis die Untersuchungen der Behörden und von Ferrero abgeschlossen sind.
Wie gelangen Salmonellen in Schokolade?
Als Ursache für den Salmonellenbefund im belgischen Werk ist laut Ferrero ein Filter am Ausgang von zwei Rohstofftanks mit Buttermilch identifiziert worden. Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung reichen bei Schokolade schon geringe Mengen an Keimen aus, um eine Erkrankung auszulösen. So sind Salmonellen in der fettreichen Schokolade sehr gut gegen die sauren Verhältnisse im menschlichen Magen geschützt und gelangen größtenteils lebend in den Darm. Salmonellen können in Schokolade bis zu mehrere Jahre überleben. Auch weisen sie eine sehr hohe Hitzeresistenz auf.
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Wie werden Verunreinigungen entdeckt?
Häufig sind es die Hersteller selbst, die während einer innerbetrieblichen Kontrolle Keime, Schadstoffe oder Fremdkörper in ihren Produkten entdecken, erklärt Sabine Horlacher vom CVUA – so war es auch beim Unternehme Ferrero. Manchmal stoßen auch Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung bei unangekündigten Besuchen in Produktionsstätten oder Märkten auf mangelhafte Waren. In Deutschland sind Hersteller und Händler gesetzlich verpflichtet, Kunden und Ämter in den jeweiligen Bundesländern über verunreinigte Produkte zu unterrichten, so Horlacher. „In Absprache mit der Lebensmittelüberwachung veranlassen die Unternehmen die Rücknahme der betreffenden Produkte vom Markt.“
Welche Fehler hat man gemacht?
Nach Angaben der Europäischen Lebensmittelbehörde (Efsa) und der EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) seien bereits im Dezember 2021 bei Eigenkontrollen Salmonellen entdeckt worden. Daraufhin habe Ferrero „Probenahmen und Untersuchungen der Produkte und der Umgebung der Verarbeitung erhöht“. Nach negativem Befund sei die Schokolade aber weltweit ausgeliefert worden. Der Hersteller hatte „interne Ineffizienzen“ eingeräumt, die zu „Verzögerungen bei der rechtzeitigen Beschaffung und Weitergabe von Informationen“ geführt hätten. Für die Verbraucherzentralen ist es ein „Skandal, dass Verbraucher erst knapp vier Monate nach dem ersten Vorfall von Ferrero nach und nach über das Ausmaß des Problems informiert werden“. Fraglich sei, ob seitens der Lebensmittelüberwachungsbehörden genug getan wurde.
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Gab es schon häufiger solche Verunreinigungen mit Salmonellen?
Salmonellen gehören laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung zu den Hauptverursachern von Lebensmittelinfektionen. Allerdings werden Salmonellen in Schokolade sehr selten nachgewiesen. Im Rahmen der Berichterstattung zu Erregern in der Lebensmittelkette wurden in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2019 von den zuständigen Behörden der Länder Untersuchungen von etwa 2500 Proben von schokoladenhaltigen Erzeugnissen auf das Vorkommen von Salmonellen an das Bundesinstitut berichtet. In keiner der berichteten Proben aus diesen Jahren waren Salmonellen nachweisbar. Der letzte dem Institut bekannte Salmonellose-Ausbruch in Deutschland in Verbindung mit Schokolade trat im Jahr 2001 auf.