Eine Mutter wird an ihrem Geburtstag mit den Problemen ihrer inzwischen erwachsenen Kinder konfrontiert. Die Schaubühne Sindelfingen zeigt „Sag’s nicht Mama“: Ein Familienfest mit kleinen Haken.
Wer kennt sie nicht, die Verzweiflung der heimgekehrten Kinder. Die Mutter hat Geburtstag, die Welt soll heil sein, sauber, aufgeräumt, aber die inzwischen erwachsenen Kinder haben längst schon herausgefunden, dass es so nicht ist.
Sie bringen einen Haufen Probleme und Überraschungen mit zur Geburtstagsfeier. Sie möchten am liebsten alles schon hinter sich haben. Zudem ist die Mutter, wie könnte es anders sein, eine freundlich bestimmende, ausgesprochen starrsinnige Person, die absolut keine Kenntnis davon nehmen will, dass sie siebzig Jahre alt wird, nicht sechzig, und dass der Vater, dessen Porträt bärtig auf der Wand hockt, seit zehn Jahren tot ist.
Das Stück, das die Schaubühne Sindelfingen seit dem vergangenen Wochenende spielt, heißt schlicht „Sag’s nicht Mama“ und wurde von Judith Mareike Mielke verfasst, einer promovierten Neurowissenschaftlerin aus Westfalen, die in ihrer Freizeit Theater spielt und für ihre Theatergruppe eigene Stücke schreibt. „Sag’s nicht Mama“ ist, mit einer Aufführungsdauer von wenig mehr als einer Stunde, ein knappes, knackiges Stück, das einigen lebensnah gezeichneten Charakteren Gelegenheit bietet, die Bühne zu betreten.
Das sind, gleich zu Beginn, Rüdiger, der Sohn, Hetti und Marion, die Töchter. Sie werden gespielt von Achim Fuchs, Sandra Jornitz und Anna Baruzzi, und sie haben Probleme. Nämlich: Hettis Ehe ging in die Brüche, sie möchte vorerst zurück zur Mutter ziehen. Marion kam im Leben nicht sehr weit, täuscht nur vor, einen Führerschein zu besitzen, arbeitet als Masseuse, möchte ebenfalls zur Mutter zurückziehen. Und Rüdiger hat keine Freundin sondern einen Freund und will ihn heiraten. All das soll ausgesprochen werden beim Geburtstag. Doch dann bekommt die Mutter noch ein Schreiben, es stammt vom Arzt, darin steht: Sie leidet unter einer Herzschwäche. Zuviel Aufregung könnte fatal sein.
Ein Stück ohne Längen
Da stehen sie nun, im gutbürgerlichen Wohnzimmer, und wissen nicht, was sie tun sollen. Man sieht es Hetti, Rüdiger und Marion an. Um den schlimmsten Schock abzulenken, möchten sie Rüdigers Freund Heribert, der sich schon im Anflug befindet, umdirigieren oder zumindest in Marions neuen Freund verwandeln. Das geht gründlich schief – denn erst ist Heribert nicht per Telefon zu erreichen, dann steht der plötzlich in der guten Stube, als die Geschwister fort sind, nur die Mama da ist. Die scheint zunächst etwas verwundert, aber es zeigt sich bald, dass die Mutter und der seltsame Gast ein ganz ähnliches Faible für ganz ähnliche Hüte haben und sich eigentlich sehr gut verstehen.
Gisela Samesch spielt die Mama, die sehr streng sein kann („Rüdiger, wo sind denn deine Manieren?“), sich zuletzt auch als ziemlich clever erweist; Mathias Baier flattert als Heribert ziemlich aufgeregt durchs biedere Bühnenbild.
„Sag’s nicht Mama“ wird von der Schaubühne Sindelfingen unter der Regie von Dino Scandariato gespielt. Längen gibt es hier nicht, ein Schlagabtausch folgt auf den anderen, die Darsteller fühlen sich spürbar wohl in ihren Rollen. Fünf sehr unterschiedliche Charaktere treffen aufeinander, eine sehr seltene Sammeltasse geht kaputt, und es gibt auch sonst viel zu lachen.
55 Jahre Theatergeschichte
Historie
Nachdem im Jahr 1969 aufgrund von Sparmaßnahmen die VHS Studiobühne – das einzige Amateurtheater um Böblingen und Sindelfingen – aufhören musste, wurde im Jahr 1973 auf Initiative von Dieter Hülle die Schaubühne Sindelfingen gegründet. Einige VHS-Schauspieler waren dabei.
Leitung
Seit 2010 wird die Schaubühne von einem Gremium geführt. Es wird laut der Internetseite der Schaubühne von sechs erfahrenen und langjährigen Mitgliedern geführt.
Sag’s nicht Mama
Die Komödie von Judith Mareike Mielke der Schaubühne feierte an am 11. Oktober Premiere. Weitere Aufführungstermine sind am 18., 19. und 20. Oktober sowie am 25., 26. und 27. Oktober.
Kartenverkauf
Tickets gibt es ab 10 Euro auf der Internetseite: www.reservix.de. Für die Aufführungen am kommenden Wochenende sind nur noch wenige Restkarten verfügbar.