2019 sollte die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen in Betrieb gehen. Jetzt ist die Rede von Ende 2027. Die wiederholten Verzögerungen ärgerten die Bürger. Kommunen mussten ihre städtebaulichen Pläne auf Eis legen.
Lange hat es gedauert, bis die Verlängerung der Linie S 3 von Bernhausen nach Neuhausen Wirklichkeit wird. Die Umsiedlung von Eidechsen, zähe Grundstücksverhandlungen und gesteigerte Anforderungen im Brandschutz haben unter anderem dazu geführt, dass die erste fahrplanmäßige S-Bahn nach Neuhausen erst Ende 2027 rollen soll. Dass der Bau länger dauert, führt auch zu höheren Kosten, 125 Millionen Euro hatte der Verband Region Stuttgart zunächst für das Projekt eingeplant. 2019 wurde bekannt, dass sich die Kosten wohl auf 209 Millionen Euro verteuern – ob es bei diesem Kostenrahmen bleibt, ist allerdings offen. Die Baukosten steigen weiter.
Die Verlängerung der S-Ban nach Neuhausen ist ein wichtiger Baustein zur Verkehrswende auf den Fildern. Dass der Termin für die Fertigstellung immer wieder verschoben wurde, sorgte bei den Beteiligten für Frust. Projektpartner sind die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), der Verband Region Stuttgart, die Stadt Filderstadt, die Gemeinde Neuhausen und der Landkreis Esslingen. Unter ihnen werden die Kosten aufgeteilt. Trotz Kostensteigerung und Verzögerung stimmte die Regionalversammlung 2019 dafür, das Projekt dennoch weiterzuverfolgen. Die Wirtschaftlichkeit sei dennoch unbestritten, teilte der Verband damals mit.
Hauptgrund für die Verzögerung war nach den Angaben des Regionalverbands ein Planänderungsverfahren. „Eine Vielzahl an Einwänden und Stellungnahmen aus dem seit 2017 laufenden Planfeststellungsverfahren führten zu Änderungen“, hieß es damals in der Begründung. Berücksichtigt habe man auch auch die Option, später einen Viertelstundentakt auf der Strecke fahren zu können. Dabei gelten verschärfte Anforderungen an den Lärmschutz. Außerdem hätten sich die Anforderungen beim Brand-, Umwelt-, Arten- und Hochwasserschutz geändert. 2019 hatte der Verband noch damit gerechnet, dass die S-Bahn 2026 in Betrieb gehen kann.
„Wir sind optimistisch, dass der Betriebsstart bis Ende 2027 gehalten werden kann“, sagt Steffen Schäfer, einer der Koordinatoren des Großprojekts. Aus seiner Sicht waren vor allem die Grundstücksverhandlungen ein wichtiger Grund dafür, dass sich die Arbeiten so lange hinzogen. „Um arbeiten zu können, haben wir nicht nur Grundstücke erwerben müssen“, sagt Schäfer. Es ging auch um Nutzungsrechte während der Arbeiten.
Insgesamt ging es um 432 Grundstücke; teilweise mussten mehrere Eigentümer zustimmen. „Wenn die Arbeiten beendet sind, richten wir die Gärten wieder her“, stellt Schäfer klar. Einige Eigentümer fühlten sich zudem benachteiligt, weil in Neuhausen weniger für die Grundstücke gezahlt wurde als in Filderstadt.
Für die Kommunen bedeuteten die Verzögerungen, dass sie ihre städtebaulichen Pläne im Zusammenhang mit der S-Bahn-Verlängerung auf Eis legen mussten. In Neuhausen etwa schlummerten fertige Entwürfe jahrelang in den Schubladen. Den Bürgerinnen und Bürgern zu vermitteln, weshalb der Baustart sich so lange hinauszog, war schwer. Viele sahen da die Verkehrswende, die in der Politik immer wieder vollmundig propagiert wird, blockiert.