Auf alten Bahnanlagen fühlen sich Mauereidechsen wohl. Im Bereich des geplanten Neuhauser Bahnhofs wurde eine Population gefunden. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Verlängerung der S 2 von Bernhausen nach Neuhausen verzögert sich, weil Mauereidechsen gefunden worden sind. Nun waren Vertreter der SSB in Filderstadt.

Filderstadt - Wenn man fragen würde, was Mauereidechsen, die Coronapandemie und die Einstufung als Streckenreaktivierung gemeinsam haben, dann hätten wohl die wenigsten eine Antwort darauf – außer vielleicht Leute aus Filderstadt und Umgebung. Denn alle drei Dinge haben bewirkt, dass sich die seit zehn Jahren geplante Verlängerung der S-Bahn von Bernhausen nach Neuhausen weiter verzögert.

Gemeinderat stimmt Plänen für Ausbau zu

Einen kleinen Lichtblick gibt es aber: Am Montag hat der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen, der von der Stuttgarter Straßenbahnen AG vorgeschlagenen Vorgehensweise für die S-Bahn-Verlängerung zuzustimmen. Trotz allem. Diese sieht vor, mehrere Vergabeverfahren bereits vor dem Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses sowie des Förderbescheids des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) voranzutreiben, sodass die eigentlichen Vergaben direkt starten können, wenn der Bescheid erfolgt ist. Diese Vergabeverfahren beziehen sich auf das Abreißen von Gebäuden und Roden von Baufläche. Allerdings können beispielsweise Rohbau, Bauüberwachung oder Projektversicherung erst nach Vorliegen des GVFG-Förderbescheids, aber vor dem des Baubeschlusses erfolgen. Laut Volker Christiani, dem Chefplaner der SSB AG, können „die Bagger im Optimalfall Anfang 2023 rollen“. Das bedeutet: Die Verlängerung ist frühestens im Mai 2027 fertig.

Stadt hofft auf mehr Geld vom Bund

Der GVFG-Förderbescheid war im Gemeinderat ein Thema. Der Antrag auf Zuschüsse vom Bund wurde bereits im März 2020 eingereicht. Mit Hilfe von solchen Geldern will der Staat im Rahmen des sogenannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes den Neu- und Ausbau des Nahverkehrs fördern. Der Antrag der SSB wurde im Februar 2021 aktualisiert. Das Land kam nämlich zum Entschluss, dass der Ausbau der S-Bahn als „Streckenreaktivierung“ eingestuft werden könnte. Als solche werden Bahnabschnitte bezeichnet, auf denen bereits ungenutzte Gleise liegen. Diese sollen wiederaufgenommen werden, was für Filderstadt höhere Zuschüsse mit sich bringen kann. Ob und wie hoch diese ausfallen, ist allerdings noch nicht sicher. Das ist erst der Fall, wenn der Zuschussbescheid insgesamt feststeht.

Die SSB zeigt sich trotzdem zuversichtlich, dass es mehr Geld geben wird als zu Beginn errechnet. Man „freue sich über die höheren Fördermittel“, so Dennis Birnstock, Fraktionsvorsitzender der FDP. Der Ausbau sei eine „Chance für die Zukunft und für Filderstadt“, sagt er weiter. Das sehen auch die anderen Fraktionen so. Allerdings sei die Länge des Ganzen bedauerlich, sagte Walter Bauer, Stadtrat und Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat. Catherine Kalarrytou von den Grünen fügt an, das Beispiel Filderstadt zeige, „wie schwierig es ist, einen S-Bahnausbau zu realisieren“. Für Verzögerungen wegen eine Pandemie oder den Eidechsen könne die SSB nichts, meint sie.

Die geschützten Tiere wurden vermutlich durch „Erdtransporte eingeschleppt“, so Chefplaner Christiani. Eigentlich kommt die Mauereidechse nämlich aus Mittelamerika, vergangenes Jahr wurde sie dann im Bereich des geplanten Neuhauser Bahnhofs gefunden. Da die Population im nächsten Frühjahr umgesiedelt wird, mussten bereits bestehende Planungen überarbeitet werden.

Projekt beschäftigt die Bürger schon lange

Der Bau der S-2-Verlängerung zwischen Filderstadt und Neuhausen, mit Haltestellen in Sielmingen und Neuhausen, umfasst vier Kilometer. Der Verband Region Stuttgart beauftragte die SSB damit, im Jahr 2016 wurde das ursprüngliche Planungsverfahren gestartet. Kosten bisher: rund 209 Millionen Euro, getragen von den Kommunen Neuhausen und Filderstadt, dem Landkreis Esslingen, der Region Stuttgart, dem Land und dem Bund.