Äußerst idyllisch plätschert das Wasser unterhalb und oberhalb der Wasserfälle dahin. Am Wasser entlang führt ein breiter Waldweg. Fotos: Danner Quelle: Unbekannt

Bruder Pauli treibt sein Unwesen mit Fuhrleuten und ein Esel wählte den Ort fürs Kloster aus.

Von Stephanie Danner

Ein bisschen von allem bietet der Sagenrundweg zwischen Oppenau und der Schwarzwaldhochstraße: Natur, Wasser, alte Gemäuer, Geschichte - und für die Einkehr ist auch gesorgt. Die familientaugliche Wanderung beginnt am Parkplatz bei den Wasserfällen Allerheiligen. Wer die Straße überquert, passiert ein hohes Tor, gebaut aus Schwarzwaldholz. Ein befestigter breiter Waldweg führt hier am Lierbach entlang. Immer wieder queren Holzbrücken. Das Wasser plätschert vor sich hin, an manchen Stellen ist der Bach gut zugänglich. So kann man schon das erste Mal von Stein zu Stein hüpfen. Nach einigen hundert Metern ist der erste Wasserfall in Sicht. Noch sechs weitere werden folgen. Die Allerheiligen Wasserfälle sind die größten natürlichen Wasserfälle des Nordschwarzwaldes. Sie liegen zwischen 500 und 600 Meter über Meeresspiegel und fallen in sieben Stufen insgesamt 90 Meter in die Tiefe.

Beim untersten Wasserfall lädt ein kleiner Teich dazu ein, die Füße zu baden. Danach heißt es: Schuhe schnüren. Denn der Aufstieg durch die wildromantischen Wasserfälle steht an. Über 250 Stufen erklimmen die Besucher den Weg. Erschlossen wurde die Schlucht erst 1840. Damals noch mit Leitern, erst später kamen Treppen und Brücken hinzu. Auf Plattformen hat man immer wieder einen schönen Ausblick auf die hinabfallenden Wassermassen. Wobei diese - je nach Wetter und Jahreszeit - unterschiedlich ausfallen. In trockenen Sommerwochen sind die Wasserfälle schön anzusehen, aber wenig spektakulär. In Zeiten mit viel Regen versprechen sie ein reizvolles Naturschauspiel, bei dem die Wanderer durchaus ein paar Wassertropfen von der Gischt abbekommen.

Oberhalb der Wasserfälle folgt man einem Waldweg und trifft dort auf die erste Sagen-Tafel. Diese Schilder sind immer wieder am Wegesrand zu finden. So soll „Bruder Pauli“ vom nahen Kloster gewildert haben und deshalb verbannt worden sein. Als Geist soll er nun sein Unwesen treiben: „Schon oft spielte er Fuhrleuten üble Streiche oder leerte Geschirre von Heidelbeersuchern aus.“

Wer sich davon nicht erschrecken lässt und weitergeht, kann einen Abstecher zum Ehrenmal des Schwarzwaldvereins machen. Über einen Trampelpfad geht es dorthin. Das Ehrenmal wurde 1925 zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet. Wer dort oben steht, kann bereits die Klosterruine Allerheiligen erblicken. Bis dorthin ist es nicht mehr weit. Zum Klostergelände gehört auch ein Barockgarten mit Zierteich, der direkt am Lierbach liegt.

In einem der Klostergebäude, im ehemaligen Gesindehaus, ist ein kleines Museum untergebracht. Es ist frei zugänglich und kostet keinen Eintritt. Dort ist ein Schaubild und ein Modell der Klosteranlage zu sehen. Im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts stiftete Uta von Schauenburg das Kloster Allerheiligen. Weshalb sie genau diesen Ort auswählte, soll wieder eine Sage erklären: Im Traum wurde ihr aufgetragen, einen Esel mit einem Sack Goldstücke loszuschicken. Wo er den Sack fallen lässt, solle sie das Kloster errichten. „Auf der Höhe wurde der Esel müde und schüttelte seine Last ab, die ins Tal rollte. Wo der Sack liegen blieb, wurde das Kloster erbaut.“

Urkunden zufolge wurde im 13. Jahrhundert an dem Kloster gebaut. 1470 beschädigte ein Brand große Teile des Klausurgebäudes. Weitere Brände folgten, zuletzt 1804 durch einen Blitzschlag. In den Folgejahren wurden Gebäudeteile abgetragen und anderswo wiederverwendet. Nach dem Jahr 1824 war Allerheiligen ein Steinbruch. Nur ein Teil des Konventgebäudes und eine kleine Wirtschaft wurden verschont. So bot sich einem Wirt 1844 die Gelegenheit, einen gutbesuchten Gasthof zu entwickeln. Noch heute kann man im „Klosterhof“ einkehren und sich stärken. Zu touristischer Bekanntheit verhalf der Klosterruine Karl Baedeker, der sie 1853 in seinen Reiseführer aufnahm.

Wer sich genug über die Geschichte und Entwicklung erkundigt hat, macht sich auf den Rückweg - entweder entlang der Wasserfälle wieder hinab oder man folgt dem Sagenrundweg. Zunächst geht es über Waldwege, doch irgendwann werden die Pfade schmaler. Links fällt das Gelände steil ab. Mit Kindern ist etwas Vorsicht geboten, doch der Weg ist machbar und an einigen Abschnitten durch Geländer gesichert. Auch wenn es ein Stück bergan geht oder Geröll auf dem Weg liegt - das macht es gerade für Kinder spannend.

Ein Stückchen weiter wird man belohnt. Der Ausblick an der sogenannten Engelskanzel - auch hier steht wieder ein Sagenschild - ist herrlich. Der Felsvorsprung liegt über den Wasserfällen und öffnet den Blick ins Lierbachtal. Dort hinab geht es schließlich wieder. An heißen Tagen bietet der Weg durch den Wald angenehmen Schatten. Schon bald sind von oben die Fahrzeuge zu hören, die unten durch die Schwarzwaldstraßen kurven. Man weiß: Der Parkplatz kann nicht weit sein.

Geschichte, Tipps und Informationen

Uta von Schauenburg: Uta von Calw wurde 1115 geboren und galt als eine der reichsten Erbinnen im Süden des Reichs. Mit 16 Jahren heiratete sie den gleichaltrigen Welf VI. Damit wurde sie Tante von Heinrich dem Löwen - einem Welfen - und Friedrich Barbarossa - einem Staufer. So war sie eng verwandt mit den beiden verfeindeten Fürstenhäusern. Nach dem Tod ihres einzigen Sohnes zog sich Welf VI. auf seine Güter in Oberschwaben zurück. Uta lebte von ihrem Mann getrennt auf der Schauenburg bei Oberkirch und nannte sich fortan Uta von Schauenburg.

Anfahrt: Mit dem Auto steuert man von Esslingen aus die Schwarzwaldhochstraße (B 500) an. An der Abzweigung Ruhestein biegt man nach Allerheiligen ab. Die einfache Fahrstrecke beträgt 150 Kilometer.

Mit der Bahn fährt man bis Oppenau. Von dort gibt es an Wochenenden und Feiertagen den Bus der Panoramalinie 7125. Haltestelle „Allerheiligen“.

Parken: Es gibt einen Parkplatz bei der Klosterruine, ein weiterer befindet sich am Tor zu den Wasserfällen. Dort beginnt der Rundweg.

Der Sagenrundweg: Der Sagenrundweg ist 3,7 Kilometer lang. Festes Schuhwerk ist von Vorteil. Für Kinderwagen oder Rollstühle ist die Strecke nicht geeignet.

Weiteres Ziel: Ganz in der Nähe der Wasserfälle befindet sich der Lotharpfad. Der ein Kilometer lange Erlebnispfad führt mitten durch eine von Orkan Lothar (1999) umgeworfene Waldfläche. Der Lotharpfad liegt direkt an der B 500 in Richtung Freudenstadt in der Nähe vom Schliffkopf.

www.klosterhof-allerheiligen.de