Fluglärm ist besonders störend, hier braucht man gut schallisolierende Fenster. Foto: dpa-tmn/Daniel Bockwoldt

Wenn Lärm als Stress empfunden wird, können Bluthochdruck und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems die Folge sein. Das eigene Haus lässt sich dagegen schützen – mit Schallschutzfenstern.

Berlin - Lärm ist lästig und man entkommt ihm selbst in der eigenen Wohnung kaum. Straßen- und Flugverkehr, vorbeifahrende Züge – viele Menschen leiden unter ständigem Krach, den ihre üblichen Fenstern nicht draußen halten. Wer solchen Lärm als Stress empfindet, kann auf Dauer gesundheitliche Probleme bekommen: Bluthochdruck und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sind mögliche Folgen. Die Lösung in manchen Fällen: Schallschutzfenster.

Schallschutzfenster halten den gröbsten Lärm draußen – vorausgesetzt, es sind die richtigen und sie werden fachgerecht montiert. „In Wohngebieten sind Schallschutzfenster sogar gesetzlich vorgeschrieben, wenn der Umgebungslärm bestimmte Grenzen überschreitet“, erklärt Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren. Gegenüber normalen Fenstern haben Schallschutzfenster eine stärkere Verglasung mit asymmetrischem Aufbau und im Glas integrierten Schallschutzfolien. Auch Rahmen und Dichtungen werden extra isoliert. Es gibt diese Fenster mit verschieden hohen Schallschutzwerten: Normale Fenster mit Isolierglas begrenzen Geräusche von außen um etwa 32 Dezibel. Einfache Schallschutzfenster schaffen Werte von 40 bis 42 Dezibel, sogenannte Verbundfester bis 50 Dezibel und Kastenfenster 55 Dezibel, zählt Jürgen Benitz-Wildenburg vom ift Rosenheim, einem Prüfinstitut für Fenstertechnik auf.

„Werden draußen 80 Dezibel gemessen, innen sollen aber 30 Dezibel erreicht werden, braucht man Fenster mit einem Schallschutzwert von 50 Dezibel“, so Benitz-Wildenburg. Bei einem niedrigen Außenschalldruckpegel von 60 Dezibel würde schon die normale Isolierverglasung für ein leises Innengeräusch ausreichen. Schallschutzfenster wären in diesem Fall also nicht erforderlich.

Die Messung des Außenschalls sollte der Handwerker möglichst exakt durchführen, damit der Schalldämmwert passt. Es selbst mit unprofessionellen Hilfsmitteln zu machen, ist wenig sinnvoll. „Mit dem Handy vor die Tür zu gehen und den Lärm aufzunehmen, bringt nicht viel. Das ergibt Abweichungen von mindestens fünf bis zehn Dezibel“, sagt Benitz-Wildenburg. Das klingt nach wenig, ist es aber nicht: Durch Fenster, die mit zehn Dezibel zu wenig gedämmt wurden, höre man den Lärm mit mindestens doppelter Lautstärke als bei exakter Auslegung, so der Experte. Umgekehrt macht es keinen Sinn, sicherheitshalber 20 Dezibel mehr als notwendig zu kaufen. „Das ist eher unangenehm, weil es zu stark isoliert. Man kommt sich dann vor wie in einem Schallschutzraum.“ Aber man kann sich vorab informieren: Städte und Gemeinden, auch die Deutschen Bahn haben sogenannte Lärmkarten erstellt, in denen man sich über die Situation in seinem Wohnumfeld informieren kann.

Das Fenster selbst ist nicht die einzige Komponente, die beim Lärmschutz eine Rolle spielt. „Für den Schallschutz muss man die gesamte Wand mit dem Fenster und allen Fugen betrachten. Der Schallschutz kann in der Summe immer nur so gut sein, wie das schwächste Glied der zusammengesetzten Bauteile“, erklärt Frank Koos vom Verband Fenster + Fassade.

In der Regel haben Hauswände bessere Schallschutzwerte als normale Fenster. „Wo das aber nicht der Fall ist, dringt der Lärm auch durch die Hauswände hinein“, erklärt Bauherren-Berater Ellinger. Auch winzige Öffnungen oder Undichtigkeiten etwa beim Rollladen können Schall durchlassen. „Vor allem die Ausführung der Anschlussfugen ist maßgeblich für die Schalldämmung des gesamten Bauteils“, so Experte Koos. Diese müssen innen und außen umlaufend abgedichtet und mit Dämmstoff verfüllt werden. Zudem empfiehlt es sich, den Rollladenkasten zu dämmen. „Das wird in vielen Fällen nicht gemacht, und die Bewohner wundern sich dann, dass der Lärm kaum nachlässt“, beobachtet Bauherrenberater Ellinger.

Schallschutzfenster werden von den meisten Menschen angeschafft, damit sie nachts ruhig schlafen können – aber Ruhe herrscht nur, wenn die Fenster geschlossen sind. „Ein geöffnetes oder auch nur angekipptes Schallschutzfenster bietet keinerlei Schalldämmung mehr“, sagt Ellinger. Die Fachleute sprechen hier von einem Schlüssellocheffekt.

Aber es gibt eine Lösung: „Ein Schalldämmlüfter unter oder neben dem Fenster kann hier Abhilfe schaffen“, sagt Benitz-Wildenburg. „Er bringt frische Luft ins Zimmer, lässt den Schall aber draußen.“