Wer eine Immobilie kauft, darf nicht nur auf den reinen Kaufpreis achten. Auch Nebenkosten müssen mit einkalkuliert werden. Foto: picture alliance / dpa/Kai Remm - picture alliance / dpa/Kai Remmers

Von Maklergebühr, über Notar und anstehende Sanierungen bis zur Grunderwerbssteuer: Wer eine Immobilie kauft, sollte die Nebenkosten mit in der Finanzierung haben.

EsslingenMit dem Bezahlen des Kaufpreises alleine ist es nicht getan. „Wer sich den Traum vom Eigenheim verwirklichen möchte, muss eine Reihe weiterer Posten in seine Finanzplanung aufnehmen“, sagt Rainer Sommer, Leiter des ImmobilienCenters Esslingen der Kreissparkasse. Die sogenannten „Nebenkosten“ haben es nämlich in sich: Die zum Erwerb einer Wohnung oder eines Hauses gehörenden Finanzgeschäfte können sich schnell zu einem stattlichen Betrag summieren.

Am geläufigsten sind die Maklerkosten. Dabei handelt es sich um eine Provision, die ein Immobilienmakler für seine Dienste verlangt. „Im Raum Esslingen liegt die Maklerprovision in der Regel zwischen 3 und 5 Prozent des Kaufpreises plus Mehrwertsteuer“, berichtet Rainer Sommer.

In manchen Fällen ist es sinnvoll, vor dem Kauf einen Gutachter hinzuzuziehen. „Gerade beim Erwerb einer älteren Immobilie kann man sich nicht sicher sein, wie der Zustand der Bausubstanz zu beurteilen ist. Wer nicht die Katze im Sack kaufen und später vor unvorhergesehenen Kosten stehen möchte, kann das Objekt von einem Gutachter einschätzen lassen“, sagt Sommer. Die Gutachterkosten richten sich nach dem Aufwand. Mindestens 500 Euro sollten eingeplant werden.

Rechtsgültig wird ein Immobilien-Deal, wenn der Kaufvertrag unterschrieben ist und ein Notar den Eigentümerwechsel im Grundbuch beurkundet. Die Kosten für solche Dienste sind gesetzlich geregelt. Zusammen mit den Gebühren für den Eintrag im Grundbuch sind rund 2 Prozent des Kaufpreises als Nebenkosten zu veranschlagen. Dazu kommt die Grunderwerbssteuer. „Dieser einmalige Betrag bemisst sich nach dem bezahlten Kaufpreis und beträgt in Baden-Württemberg 5 Prozent“, erläutert Sommer. Im Vergleich zur Finanzierungssumme sind die Kosten für einen Umzug gering – aber nicht zu vernachlässigen. „Je nach Größe des Haushalts variieren die Kosten für das Umzugsunternehmen oder den Umzugswagen. Bei vielen schlagen die Umzugskosten aber mit mindestens 2000 Euro zu Buche“, weiß der Immobilienexperte. Kleines Trostpflaster: Die Umzugskosten können unter Umständen steuerlich geltend gemacht werden. Voraussetzung dafür ist, dass sich der Weg zur Arbeit durch den Immobilienkauf verkürzt.

Fördermöglichkeiten ausschöpfen

Für die zu erwartenden Energiekosten einer Immobilie gibt es eine Orientierungshilfe. Der sogenannte Energieausweis bewertet die Energieeffizienz von Gebäuden. Faustregel: Je besser die Immobilie beim Stromverbrauch abschneidet, desto niedriger sind theoretisch die zu erwartenden Energiekosten.

Kosten für Renovierungen und Modernisierungen fallen vor allem beim Erwerb älterer Immobilien an. „Diese sollten unbedingt vor dem Kauf einkalkuliert werden“, rät Rainer Sommer. Der Leiter des ImmobilienCenters empfiehlt darüber hinaus, bereits mit dem Einzug Rücklagen für Instandsetzungen zu bilden: „Manche Schäden treten erst nach einigen Jahren auf. Wer Rücklagen gebildet hat, den trifft das zumindest nicht völlig unvorbereitet.“ Hausgemeinschaften sorgen über das Hausgeld ebenfalls für anfallende Kosten vor. „Es lohnt sich, wenn man sich mit einem Blick in die Jahresabrechnung der Eigentümergemeinschaft über deren Rücklagen informiert“, meint Sommer.

Um die Kosten rund um den Immobilienkauf auf ein Minimum zu reduzieren, empfiehlt der Finanzierungsexperte der Kreissparkasse, Fördermöglichkeiten auszuschöpfen. „Dazu gehören beispielsweise vergünstigte Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW. Förderungen für Renovierungen, um die Energieeffizienz zu steigern, werden ebenfalls bezuschusst“, sagt Sommer. Darüber hinaus bezuschusst der Staat Familien mit Kindern beim Immobilienerwerb durch das im Jahr 2018 eingeführte Baukindergeld.

Wenn allerdings unvorhergesehen und kurzfristig weitere Kredite aufgenommen werden müssen, dann kann der Traum von den eigenen vier Wänden zum finanziellen Albtraum werden. Tipp des Experten: „Richtig und realistisch planen. Dann muss auch nichts nachfinanziert werden“, betont Sommer. red