Der Kreisjugendring informiert über politische Themen und nimmt die Anliegen der Jugendlichen entgegen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Etwa 100 junge Menschen haben bei der zweiten Jugendkonferenz des Landkreises über politische Themen diskutiert, von Bildung über Klimaschutz bis zur Digitalisierung.

EsslingenIst Schulrecht wichtiger als das Demonstrationsrecht? Wie können junge Menschen mit Behinderung leichter Arbeit finden und wie steht die Politik im Landkreis zum neuen europäischen Urheberrecht? Zum zweiten Mal waren junge Menschen zur Jugendkonferenz des Landkreis Esslingen eingeladen. 20 Politiker aus Land- und Kreistag waren in den großen Sitzungssaal des Landratsamts gekommen, um sich ihren Fragen zu stellen. Rund 100 Teilnehmer zwischen 13 und 20 Jahren haben sich angemeldet.

Das erste Mal fand die Veranstaltung im Herbst 2017 statt. Damals sei die Konferenz ein voller Erfolg gewesen: „Die Rückmeldungen waren durchweg positiv“, betont Organisatorin Katharina Schaller vom Jugendreferat des Landkreises. Sie freut sich, dass es seitdem auch in vielen Städten und Gemeinden solche Konferenzen gibt. „Ich erlebe immer wieder engagierte Jugendliche, die wirklich Lust haben, sich zu beteiligen“, sagt sie. Auch der Kreisjugendring war beteiligt, informierte an Ständen über Themen wie die anstehende Kommunalwahl und sammelte Anliegen der jungen Teilnehmer.

Politiker dürfen eine Minute reden

„Die Veranstaltung ist eine gute Möglichkeit, sich an politischen Themen zu erproben und an die Debattenkultur herangeführt zu werden“, betonte Landrat Heinz Eininger bei seiner Begrüßung. Jetzt sei es wichtig, die gesammelten Themen an den Jugendlandtag weiterzugeben. Den ganzen Vormittag über haben die jungen Menschen in kleineren Gruppen über Mobilität, Demokratie oder Bildung und Beruf diskutiert. Gerade diese Workshops haben vielen gefallen: „Da konnte man eine Menge Infos mitnehmen“, meint Vanessa Lecai (18).

Die Gruppen arbeiteten Fragen aus, die am Nachmittag in der Plenumsdiskussion an die Fraktionen gestellt wurden. Eine Minute hatte jeder Politiker Zeit zu antworten. Wer länger redete, dem wurde das Mikro aus der Hand genommen. Wenn den Teilnehmern eine Antwort zu unverständlich war, konnten sie gelbe oder rote Karten heben. Die mussten sie allerdings kaum einsetzen.

Bei jedem Thema durften die Jugendlichen dann noch mal nachhaken. Viel Applaus gab es bei kritischen Fragen zum europäischen Urheberrecht, dem Klimaschutz oder der Digitalisierung von Schulen. Wie es denn sein könne, dass Politiker, die das Internet nicht verstehen, über dessen Zukunft entscheiden, fragte ein Teilnehmer. Ein anderer anderer ärgerte sich, dass an manchen Schulen die Hälfte der PCs nicht funktioniere.

„Ich denke schon länger, dass die Jugend wieder viel politischer wird“, sagt Marianne Erdrich-Sommer, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag. „Es hat mich überrascht, wie konzentriert und vorbereitet die jungen Leute hier gesessen sind.“ Ihr sei wichtig, dass auch unbequemere Themen, die den Jugendlichen wichtig sind, nicht unter die Räder kommen: „Es darf keine Zensur geben, indem die Alten sagen, bei was die Jungen mitreden dürfen.“ So weit liege man da aber gar nicht auseinander, meint Peter Nester, Fraktionsvorsitzender der CDU in Denkendorf und Kreisrat: „Die meisten Themen, welche die jungen Leute bewegen, bewegen auch uns.“

Julia Reichle (15) sieht die Fragerunde mit den Politikern etwas kritisch: „Viele sind den Fragen ausgewichen und haben die Veranstaltung eher wie eine Wahlkampagne gesehen.“ Sarah Im Wolde (15) ergänzt: „Die Politiker haben nicht immer gesagt, was sie in Zukunft genau machen und wie sie die Themen umsetzen wollen. Wir standen vorher in der Mittagspause mit zwei Politikern an einem Tisch, und das war viel entspannter, weil man einen persönlichen Dialog hatte und richtig nachfragen konnte. In der Plenumsdiskussion ging das nicht.“

Frederik Reiff (16) wundert sich, wie oft die Politiker mit den Jugendlichen einer Meinung waren, wo ihre Parteien auf kommunaler oder Landesebene doch teils ganz andere Ansichten verträten. „Das hat dann nicht ganz so gewirkt, als ob wir ernst genommen werden.“ Die Möglichkeit, Fragen zu stellen findet er aber gut und wichtig. Nils Christensen (16) wünscht sich mehr solcher Veranstaltungen: „Die Jugend macht einen großen Teil der Bevölkerung aus und sollte auch mit einbezogen werden.“