Johannes M. Fischer Foto: Roberto Bulgrin/bulgrin

In der wöchentlichen Kolumne der Eßlinger Zeitung blickt Johannes M. Fischer auf die vergangene Woche zurück. Fasnet hat die Schlagzeilenhoheit endgültig abgegeben – an Corona.

Esslingen - Halligalli lautete das erste Wort des Rückspiegels in der vergangenen Woche und genauso geht es weiter: Der Karnevalszug brauchte noch ein paar Tage, bis er Mitte der Woche endlich schnaufend zum Stehen kann. Und wir konnten uns wieder unserer Lieblingsbeschäftigung widmen: German Angst. Wobei es noch gar nicht ganz ausgemacht ist, ob wir das Thema Corona über- oder untertreiben. Das werden erst die nächsten Wochen zeigen. Womöglich leben wir am Anfang einer Ära. Das Leben in Zeiten der Corona. Vielleicht verschwindet das Thema aber auch wieder unbemerkt, so wie die E-Roller, die im vergangenen Jahr Angst und Schrecken verbreiteten und heute nicht einmal mehr gut sind für einen Witz am Mittagstisch.

Sicher ist, dass die Gedanken rund um das Virus inzwischen alle Gehirnzellen meiner gesamten Umgebung und natürlich auch die meinen erfasst haben, unabhängig davon, was sonst noch so an Bakterien und Viren in meinem Körper herumschwirrt. Irgendwie befinden wir uns wohl alle irgendwie auf hoher See und schwanken zwischen aufgeregter Gelassenheit und gedämpfter Hysterie.

Zwischenzeitlich – also zwischen Fasnet und Corona – passierten in der abgelaufenen Woche aber auch noch andere Dinge: Zum Beispiel wälzen landauf landab im gesamten Kreis ehrenamtliche Kommunalpolitiker Haushaltspläne, sofern sie noch nicht beschlossen worden sind. Allein in Esslingen sind das rund 1000 Seiten Hausaufgabe. Die Gemeindevertreter haben keinen Expertenstab, der ihnen beiseite steht, und sie sind auch keine ausgewiesenen Haushaltsprofis. Trotzdem tun sie sich das an. Bei aller Schimpf und Schande auf Corona und die Politik: Ein kleines Dankeschön sei den Gemeindevertretern, wie sie im stillen Kämmerlein mit dem Bleistift durch die Zahlenkolonnen gehen, an dieser Stelle gegönnt. Belohnt werden sie mit einem herabgesetzten Ansteckungsrisiko: Wer dieser Tage einsam Akten wälzt, steckt sich auch nicht an.