Foto: /Das Reichenbacher Bad zog im vergangenen Sommer Gäste „aus halb Baden-Württemberg“ an. Foto: Karin Ait Atmane

Das Freibad beschert der Gemeinde zwar ein Rekord-Defizit. Doch der Gemeinderat und die Verwaltung sind trotzdem zufrieden.

Reichenbach - Es war von den Besucherzahlen her die schwächste Saison, die das Reichenbacher Freibad je erlebt hat. Aber Gemeinderat und Verwaltung sind froh, dass sie im vergangenen Jahr überhaupt öffnen konnten und haben dafür aus der Bevölkerung viel Lob bekommen.

Finanziell gesehen sei das Ergebnis „natürlich dramatisch schlecht“, stellte Bürgermeister Bernhard Richter fest. Knapp eine halbe Million Euro musste die Gemeinde 2020 für den Freibadbetrieb zuschießen. Hohe Kosten, reduzierte Eintrittspreise und die beschränkten Besucherzahlen – pro Halbtagesschicht waren maximal 630 Personen zugelassen – führten zu dem hohen Defizit.

Besucher aus ganz Deutschland

Aber man ist auch ein bisschen stolz, nicht zuletzt beim Blick auf die Statistik. Da Badegäste beim Kartenbuchen ihre Adresse angeben mussten, kann man jetzt nachvollziehen, woher sie kamen: aus „halb Baden-Württemberg“, stellte Sigrid Bayer (SPD) mit Blick auf die Liste fest. „Und wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass aus ganz Deutschland Besucher da waren.“ Wobei die vermutlich ohnehin zu Besuch im Ort waren oder aber falsch gebucht hatten. Letzteres kam tatsächlich immer wieder vor, wie Kämmerer Wolfgang Steiger bestätigte; der Ortsname Reichenbach führte mehrfach zu Verwechslungen. Fehlbuchungen kamen aber auch bei Leuten aus der Region vor, einer zog sogar vor Gericht, weil er die fälschlich reservierte Eintrittskarte nicht bezahlen wollen. Er habe verloren und die Verfahrenskosten tragen müssen, so der Reichenbacher Bürgermeister.

Viele positive Rückmeldungen

Stolz ist man auch darauf, trotz der kurzfristigen Entscheidungen und Vorgaben der Politik als erstes Bad in der Region am 10. Juni geöffnet zu haben. Das Online-Buchungssystem, über das der gesamte Kartenverkauf abgewickelt wurde, war da noch taufrisch. Bei der praktischen Umsetzung habe sich einmal mehr die bestehende Kooperation mit anderen Freibädern der Region bewährt, sagte Richter. Die Bürger wussten die Möglichkeit zu schätzen: Sie hätten viele positive Rückmeldungen bekommen, bestätigten Sigrid Bayer und Claudia Buchta (Grüne). Sehr gut sei auch der Kontakt zu den Mitarbeitern der Firma Bäderlife, die schon seit Jahren das Reichenbacher Freibad betreibt.

Öffnung frühestens am 15. Mai

Das Online-Tool hat durchaus Vorteile: So zeigte es zum Beispiel, wenn ein Bad ausgebucht war, mögliche Alternativen in der Region an. Derzeit werde die Software weiterentwickelt, um sie nutzerfreundlicher zu machen, berichtete die Verwaltung. Der digitale Ticket-Verkauf könnte auch nach der Pandemie als eine Möglichkeit beibehalten werden. Vorläufig, unter Pandemie-Bedingungen, bleibt er der einzige Weg ins Freibad. Insgesamt fahre man „auf Sicht“, so Richter. Folglich gibt es zunächst weiterhin nur Einzeltickets, wobei der Gemeinderat einstimmig dafür war, den reduzierten Preise von drei Euro (ermäßigt 1,50 Euro) beizubehalten. Geöffnet wird abhängig von der Corona-Verordnung, frühestens aber am 15. Mai. Derzeit werden die technischen Einrichtungen im Bad gewartet und überholt, Sonnensegel für die großen Stufen am Beckenrand sind bestellt.

„Wir hoffen und freuen uns, dass wir 2021 das Bad wieder öffnen können“, sagte Erwin Hees (CDU). Alexander Hottenroth (FW) fragte, ob es nicht möglich sei, mehr Leute einzulassen, wenn man die „Kurzschwimmer“, die nur ihre Bahnen ziehen und dann wieder gehen, berücksichtige. Dafür müsste man allerdings technisch deutlich aufrüsten, erklärte die Verwaltung, damit man – wie im Parkhaus – zählen könne, wie viele Personen das Bad verlassen. Das sei mit zu hohen Kosten und großem Aufwand verbunden. Und man hoffe ja, bald die Beschränkungen aufheben zu können.