Schon seit Jahren soll der Karstadt-Parkplatz bebaut werden, passiert ist nichts. Als Anfang 2024 auch noch das Warenhaus schloss, befürchteten viele weiteren Stillstand. Zuletzt kam Bewegung in die Sache. Ein Rückblick auf die Entwicklung im vergangenen Jahr.
Anfang 2024 sah es düster aus für das Karstadt-Areal mitten in der Esslinger Innenstadt. Nichts deutete darauf hin, dass die langjährigen Pläne für eine Bebauung des zentral gelegenen Grundstücks in absehbarer Zeit umgesetzt würden – und die Schließung des Warenhauses im Januar ließ die Zukunft noch weniger rosig erscheinen. Nun aber könnte sich das Blatt wenden: Ein neuer Investor hat Interesse angemeldet. Sollte er die Fläche tatsächlich erwerben, könnte sie zügig entwickelt werden.
Nachdem jahrelang die Brache auf dem Parkplatz hinter dem Warenhaus die Gemüter bewegt hatte, prägten Anfang dieses Jahres vor allem die leeren Regale in der Karstadt-Filiale die Diskussion über die Zukunft des zentralen Standorts. Lange hatte man auch im Rathaus und im Gemeinderat dafür gekämpft, dass das Kaufhaus in Esslingen bestehen bleibt. Dafür hatte man auch bei den Plänen für die Bebauung des rückwärtigen Parkplatzes so manche Kröte geschluckt. Genutzt hat es nichts: Nachdem der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzern wiederholt in wirtschaftliche Schieflage geraten war, wurde das Aus der Esslinger Karstadt-Filiale für spätestens Ende Januar 2024 besiegelt.
Esslinger Karstadt schließt für immer seine Pforten
Und diese Frist wurde nicht einmal ausgereizt: Bereits am 16. Januar schloss das einst so beliebte Kaufhaus für immer seine Pforten. Denn an diesem Tag gingen die letzten noch vorrätigen Waren über den Ladentisch, am Abend waren alle Regale leer. Damit endete die Esslinger Karstadt-Ära, die einst im März 1963 als Erfolgsgeschichte begonnen hatte. Damals war an dem zentralen Standort mit großem Besucherandrang das Hertie-Kaufhaus eröffnet worden, das später in eine Karstadt-Filiale umgewandelt worden war. Zunächst war das Warenhaus sehr beliebt, in den vergangenen Jahren wurde jedoch immer wieder gegen eine Schließung gekämpft.
Nachdem die Lichter in der Karstadt-Filiale im Januar für immer ausgingen, war zunächst unklar, wie es an dem Standort weitergehen soll. Der langjährige Investor BPI hatte schon vor Jahren Pläne für eine Bebauung des Karstadt-Parkplatzes mit Wohnungen, Gewerbe- und Handelsflächen vorgelegt, im September 2023 hatte die Stadt Esslingen die Baugenehmigung erteilt. Doch bis in den Herbst dieses Jahres hinein deutete nichts darauf hin, dass dort bald Bagger anrollen könnten.
Stattdessen wurden in der Stadt verschiedene Überlegungen angestellt, wie das vakante Karstadt-Gebäude künftig genutzt werden könnte. Unter anderem kam die Idee auf, die Volkshochschule im ehemaligen Warenhaus anzusiedeln. Zudem hatten sich verschiedene Händler der Initiative Bahnhofstraße Gedanken gemacht, wie man das Umfeld ihrer Läden nach dem Aus des großen Warenhauses aufwerten könnte. Sie hatten angeregt, in den leeren Schaufenstern des Karstadt-Gebäudes Esslinger Künstler ausstellen zu lassen oder die Scheiben mit schönen Motiven zu bekleben. Schließlich wolle man vermeiden, dass Menschen, die vom Bahnhof kommen, erst einmal auf hundert Meter leere Schaufenster schauen, so das Argument.
Provisorien der Karstadt-Filiale sind inzwischen abgebaut
Umgesetzt werden konnten diese Ideen noch nicht. Immerhin wurden im Oktober die Fluchttreppe in der Bahnhofstraße und die provisorische Warenanlieferung in der Martinstraße abgebaut, die vielen schon lange ein Dorn im Auge gewesen waren. Die Provisorien waren im Jahr 2017 installiert worden, um den Betrieb der Karstadt-Filiale während der geplanten Baustelle auf dem rückwärtigen Parkplatz sicherzustellen – die Baustelle wurde jedoch bis heute nicht eingerichtet. Bis zum Herbst hielt sich die Stadt bei Nachfragen zur Zukunft des Karstadt-Areals stets bedeckt, auch von BPI, dem Eigentümer des Grundstücks, war nichts zu erfahren. Anfang November kam dann die überraschende Nachricht von einem möglichen Investorenwechsel: Der Strabag-Konzern hatte Interesse an dem Areal in der Esslinger City angemeldet. Nach Informationen aus dem Rathaus könnte sich Strabag vorstellen, die bisherigen Pläne weitgehend zu übernehmen und zeitnah umzusetzen. Schon im Sommer 2025 könnten die Bagger anrollen. Der Gemeinderat hat bereits Zustimmung signalisiert. Allerdings ist bislang unklar, wie weit die Verhandlungen zwischen Strabag und BPI gediehen sind – der Verkauf ist offenbar noch nicht über die Bühne gegangen.
Die Pläne des potenziellen künftigen Investors
Zustimmung
Der Esslinger Gemeinderat hat bereits Zustimmung zu den Plänen des Strabag-Konzerns signalisiert. Die Mehrheit in dem Gremium hofft auf einen Investorenwechsel auf dem zentral gelegenen Karstadt-Areal und auf eine damit verbundene rasche Entwicklung des Geländes. Bei einem Verkauf des Eigentümers BPI an den Strabag-Konzern würde der aktuelle Bebauungsplan für das Karstadt-Areal weiter gelten, ebenso die bereits erteilte Baugenehmigung für das Vorhaben dort.
Pläne
Strabag hat bereits angekündigt, bei einer Übernahme des Karstadt-Areals lediglich kleinere Änderungen an den bestehenden Plänen vornehmen zu wollen. So seien auf dem Parkplatz weiterhin bis zu 140 Wohnungen sowie eine Tiefgarage vorgesehen. Das bestehende Karstadt-Gebäude solle jedoch nicht mehr für Wohnraum ertüchtigt werden, sondern künftig nur der Gewerbenutzung dienen.