Daniel Didavi (links) und Mario Gomez – VfB-Matchwinner gegen Erzgebirge Aue Foto: Baumann

Die aufstrebenden Talente sind beim VfB Stuttgart derzeit das große Thema. Doch preist Sportdirektor Sven Mislintat die Routiniers Daniel Didavi und Mario Gomez – nicht nur wegen deren Tore beim 3:0-Sieg gegen den FC Erzgebirge Aue.

Stuttgart - Die beiden Männer, die den VfB Stuttgart mit ihren Toren zum 3:0-Sieg gegen den FC Erzgebirge Aue geführt haben, treten das verlängerte Wochenende mit einiger Verspätung an. Viel länger als nötig bleiben Daniel Didavi und Mario Gomez am Samstagnachmittag in der Kabine sitzen. Es sind weniger die Glücksgefühle, die sie zum Verweilen bewegen. Sondern vielmehr die Spiele der Bundesliga, die auf den an der Kabinenwand befestigten Bildschirmen laufen – und sie an bessere Zeiten erinnern.

Die zweite Liga mit ihren frühen Anstoßzeiten und rustikalen Gegenspielern war ursprünglich nicht Teil der Karriereplanung von Daniel Didavi (29) und Mario Gomez (34), zwei der begabtesten Spieler, die der VfB hervorgebracht hat. Doch hat es sich nach ihrer mit großen Hoffnungen verknüpften Rückkehr vom VfL Wolfsburg so ergeben, dass der VfB abgestiegen ist und seit dieser Saison erstmals auch der Edeltechniker aus Nürtingen und der frühere Nationalstürmer aus Riedlingen ihre Knochen im Unterhaus hinhalten müssen.

Lesen Sie hier: Unsere Analyse zum VfB-Sieg gegen Aue

Niemand kann ihnen vorwerfen, sie würden mit dem Schicksal hadern und nicht versuchen, das Beste daraus zu machen. Ihren Frieden mit dem Karriereherbst in Liga zwei haben sie längst gemacht – nicht nur aufgrund des Gehalts, das in beiden Fällen weiterhin gehobenen Bundesligaansprüchen genügt.

„Ich bin nicht mehr so eitel“, sagt Didavi. Früher sei das „ein bisschen anders“ gewesen, da habe er „noch mehr auf mich geschaut“. Es war die Zeit, als der Spielmacher zu den größten Mittelfeldhoffnungen Deutschlands gehörte und unbedingt in der Champions League spielen wollte. Viele Verletzungen später ist er froh, überhaupt wieder einigermaßen beschwerdefrei Fußball spielen zu können. Auch deshalb ist es Didavi inzwischen „scheißegal, ob ich auf der Acht, der Zehn oder als Falsche Neun spiele – ich will der Mannschaft helfen“.

Lesen Sie hier: Die Nachwuchsarbeit des VfB

Als Stoßstürmer klassischer Prägung sind die Einsatzmöglichkeiten von Mario Gomez stark begrenzt, doch hat sich auch seine Berufseinstellung verändert. Den Ruf der Ich-AG (die er in Wahrheit nie gewesen ist) hat der einstige Champions-League-Sieger abgelegt und begreift sich mehr denn je als Mannschaftsspieler (was nichts daran ändert, dass die drei Tore in den ersten drei Ligaspielen dieses Jahres noch immer ganz nach seinem Geschmack sind). Es sei „etwas Besonderes“, noch einmal beim VfB spielen und die Erfahrung aus 16 Profijahren einbringen zu können, sagt Gomez: „Das muss nicht nur auf dem Platz sein, sondern auch in der Kabine.“

An den Routiniers sollen sich die vielen Talente aufrichten

Genau das ist es, was die VfB-Verantwortlichen von den Routiniers erwarten. Zwar ist (neben dem Aufstieg) die Förderung und Integration der vielen Nachwuchsspieler derzeit das große Stuttgarter Thema – „das funktioniert aber nur, wenn es erfahrene Spieler gibt, an denen sich die Talente aufrichten können“, sagt Sportdirektor Sven Mislintat und berichtet von einem „sehr angenehmen“ Binnenklima im VfB-Kader: Es gebe nicht „die Gruppe der Alten und die Gruppe der Neuen“, vielmehr seien Didavi und Gomez (ebenso wie Holger Badstuber, Gonzalo Castro und Marcin Kaminski) „mittendrin“.

Für Gomez wird nach dieser Saison zumindest beim VfB Schluss sein, bis 2021 läuft der Vertrag von Didavi. Gemeinsam wollen sie ihren Herzensclub zurück in die Bundesliga führen – und müssen dabei nur so weitermachen wie bisher: Sechsmal standen sie bislang gemeinsam in der Startformation und haben nur einmal (gegen Wehen Wiesbaden) verloren, dafür aber viermal gewonnen.