Schöner stehen: Im Stuttgarter Rosensteintunnel bildete sich bereits nach der Eröffnung am Samstag der erste längere Stau. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Wenige Stunden nach dem Banddurchschnitt staute sich der Verkehr im neuen Rosensteintunnel in Richtung Neckar. Dafür gibt es Gründe.

Der neue Rosensteintunnel in Stuttgart ist kaum 24 Stunden in Betrieb, da ist er schon Stadtgespräch. „Beruhigungseffekt“ und eine Verbesserung der wichtigsten Verkehrsachse in Stuttgart hatten OB Frank Nopper (CDU) und Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Samstag beim Banddurchschnitt um 12.30 Uhr versprochen, immerhin verschlingen die beiden Röhren unter der Wilhelma und dem Rosensteinpark samt neuen Anschlüssen beim Leuze 456 Millionen Euro. Während der Verkehr in Richtung Zuffenhausen durch den Tunnel rollt, stehen Autofahrer in Richtung Neckar aber auch im Tunnel weiter im Stau. Warum ist das so?

Der Knoten ist nicht fertig

Die Antwort: Das Straßenbauprojekt Rosensteintunnel ist noch nicht fertig. Seit Samstag ist zwar das Herzstück für den Verkehr freigegeben, an einigen entscheidenden Bypässen wird aber noch bis 2024 gearbeitet, worauf keiner der Festredner hinwies. Die Autofahrer müssen sich auf die neue Situation einstellen, und die Integrierte Verkehrsleitzentrale, die Einfluss auf Ampelschaltungen nehmen kann, muss mit der neuen Situation zurechtkommen. Die noch fehlende Straßeninfrastruktur kann die IVLZ jedoch nicht ersetzen.

Wer durch den Rosensteintunnel Richtung Neckar fährt, kann zum Beispiel nicht nach Bad Cannstatt abbiegen. Die Abbiegespur ist vorhanden, aber nicht in Betrieb, weil die Rampe, die von der B 10 zur König-Karls-Brücke vorgesehen ist, noch fehlt. Das kann manchen Autofahrer überraschen. Wer aus dem Tunnel kommt und nach Cannstatt will, muss wegen der fehlenden Rampe auf der Uferstraße bleiben und eine Wendemöglichkeit suchen.

Eine Ampel zu viel

Mit der Verlegung der B 10 in den Tunnel hat sich die Bundesstraße in diesem Interimszustand am Neckar quasi verdoppelt. Es gibt sie nicht nur im Tunnel, sondern auch auf der Neckartalstraße, die weiterhin Fahrzeuge aus Richtung Münster und der Pragstraße aufnimmt. Am Tunnelmund am Neckar werden beide Stränge per Ampelschaltung zusammengeführt, wofür wenig Platz ist, und treffen dann sofort auf die Linksabbieger (drei Spuren), die vom Rems- und Neckartal kommend ihren U-Turn in Richtung Innenstadt vollführen. Die Grünzeiten an den Ampeln dort verteilen sich auf drei Stränge. Im endgültigen Bauzustand wird die Verflechtung B 10 neu und alt auseinandergezogen, dann braucht es zu ihrer Zusammenführung auch keine Ampel mehr. Und es wird für die Autofahrer dann deutlich mehr Streckenlänge geben, um sich einzusortieren. Was bleibt, ist die Ampel vor dem U-Turn, der aber im endgültigen Bauzustand 350 Meter vom Rosensteintunnel abgerückt sein und sich am Leuzeknoten befinden wird.

Staus gab es am Sonntag übrigens auf der B 10 auch in Fahrtrichtung Wilhelma. Das hatte aber nichts mit dem Tunnel zu tun, sondern mit dem Ausflugswetter, das viele in den zoologisch-botanische Garten zog. Dessen Parkhaus und auch das Mahle-Parkhaus waren vollständig belegt, Autofahrer suchten nach Abstellmöglichkeiten.