Einst hat man Rosen zum Herbstanfang radikal gekappt. Heute lautet die Devise: Man muss die stacheligen Schönheiten nicht schneiden. Ein moderater Schnitt kann aber beim Überwintern helfen.
Im Herbst? Oder doch lieber im Frühjahr? Einst war das gar keine Frage: Rosen wurden mit Beginn der kälteren Jahreszeit radikal zurückgeschnitten. Denn man ging davon aus, dass ihre grünen Triebe sonst erfrieren und dies der Vitalität schadet. Dass die stachelige Schönheit nicht nur zu den beliebtesten Zierpflanzen gehört, sondern auch ganz schön anspruchsvoll sein kann, ist weiter unstrittig. Doch viele Experten sagen heute: Ein Schnitt im Herbst ist nicht nötig. Schneidet man behutsam, kann er aber sinnvoll sein.
Rosen brauchen gute Pflege
Gründe für den Herbstschnitt Ob weiß, gelb oder klassisch rot: Damit sie den heimischen Garten mit ihrer Blütenpracht verzaubert, braucht die Königin der Blumen eine gewisse Pflege. Dazu kann ein leichter Schnitt im Herbst gehören. „Alte und vertrocknete Triebe sollte man entfernen“, empfiehlt der Gärtnermeister und Autor René Wadas. So wird die Pflanze motiviert, im Frühjahr neu auszutreiben. Denn durch das Ausdünnen haben die Triebe mehr Kraft und Licht für ihre Entwicklung. Vorsicht allerdings bei öfter blühenden Rosen: Von ihnen lässt man im Herbst am besten die Finger – und schneidet sie erst im Frühjahr.
Verblühte Blütenstände hingegen können bei allen Rosen weg. Allerdings nur, wenn die Pflanze keine Hagebutten bildet. „Die lässt man besser stehen – den Vögeln zuliebe, als Futter. Und weil sie hübsch aussehen, sprich: dem Auge guttun“, so Wadas, der in der Nähe von Braunschweig eine Pflanzenklinik betreibt.
Schneiden steuert den Wuchs
Gartenfreunde können mit dem Schneiden auch die Wuchsform steuern. Wachsen etwa zu viele Triebe nach innen, nimmt man sie heraus. Ein weiterer Grund für einen Schnitt ist der Schutz vor Fäulnis. Verwelkte, vergilbte oder gar schon verfaulte Blätter sammelt man ab: „So entzieht man Krankheiten wie dem Sternrußtau und Rosenrost den Nährboden“, erklärt Wadas.
Der beste Zeitpunkt Wenn es langsam kühler und nasser wird, aber noch kein Frost in Sicht ist, kann der Schnitt beginnen. Sprich: Anfang Oktober bis Ende November, teils auch bis Anfang Dezember. Man erkennt den richtigen Zeitpunkt auch daran, dass alle Blüten verblüht und Blätter verwelkt sind. Aber Vorsicht: Man sollte nicht zu tief schneiden. „Die Rose beginnt sonst in einem milden Frühwinter mit dem Wachstum und kann bei plötzlichem Frost erfrieren“, warnt der Gartenbauingenieur Christian Schultheis, dessen Familie auf ihrem Hof in Bad Nauheim in fünfter Generation Rosen anbaut, in seinem Ratgeber.
Schnitt gerade ansetzen
Die richtigen Hilfsmittel Wer einer Rose zu Leibe rückt, braucht dafür unbedingt eine scharfe Rosenschere. Ihre Klingen ermöglichen präzises Arbeiten. „Mit stumpfem Gerät verletzt man die Triebe nur“, erklärt Wadas. Der Schnitt sollte zudem gerade geführt werden, um die Wunde möglichst klein zu halten. Und ganz wichtig: keinesfalls mehr als ein Drittel der Pflanze zurückschneiden. „Schräg schneidet man Rosen nur dann an, die in die Vase kommen. Am besten mit einem scharfen Messer“, ergänzt der Experte. Und wie gesagt: keinesfalls mehr als ein Drittel kappen. Das große Ausputzen folgt im Frühjahr.
Rosenblüten und -laub entsorgt man übrigens grundsätzlich im Müll, am besten in der Biotonne – und nicht auf dem Kompost. Eventuell vorhandene Pilzsporen werden dort nämlich vor allem im Winter gar nicht oder nicht vollständig abgetötet. Verteilt man den Kompost dann im Beet, befallen sie auch wieder die Pflanzen.
Rosen benötigen Winterschutz
Das Überwintern „Immergrünen Pflanzen wie der Rose ist Kälte zunächst mal egal“, sagt René Wadas. Sie erfrieren bei Minusgraden nicht, aber sie können vertrocknen. „Auch wenn sie Winterruhe halten, haben sie Durst.“ Man sollte also weiterhin moderat gießen. Da ihre Triebe besonders exponiert sind, empfiehlt es sich, Hochstammrosen und Rosen im Kübel gut mit Vlies einzupacken: „Frost ist dabei weniger das Problem. Man schützt sie so vor der Wintersonne, die sie sonst austrocknen würde “, sagt Wadas.
Grundsätzlich gilt: Alle Pflanzenteile, die von Erde bedeckt sind, sind sicher. „Daher sollte man Rosen unbedingt anhäufeln“, so Wadas weiter. Mulch eigne sich „nicht so gut, da er dem Boden Nährstoffe entzieht“. Apropos Nährstoffe: Im Herbst und Winter wird laut Wadas „auf keinen Fall mehr gedüngt“. Die Nährstoffe würden versickern – oder schlimmer: die Rose dazu verführen auszutreiben.