Fröhlich ziehen die Musikerinnen der Ömägenis durch Neuhausens Straßen und machen lautstark Musik. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Elisabeth Maier

Mit schwarzen Schlapphüten und Sonnenbrillen treffen sich die Omägenis (Abkürzung für „Ohne Mädels geht nix“) vor dem Rathaus in Neuhausen. Ihre mobile Kneipe auf Rädern mit Prosecco und Plastikflaschen haben die Frauen von der Schalmeiengruppe am Rosenmontag auch gleich dabei. „Jetzt ziehen wir von Haus zu Haus und lassen uns von Freunden verköstigen“, sagt Tina Bartsch und lacht. Schon am Nachmittag eröffnen die 20 Frauen die Straßenfasnet in der Hochburg auf den Fildern.

Dieses Jahr heißt ihr Motto „Udomägenis“. Ihre schwarzen Anzüge und Hüte erinnern an Rocker Udo Lindenberg. Musikalisch haben die Mädels aller Altersgruppen aber auch Schlager wie „Die kleine Kneipe“ und „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens im Repertoire. 1994 hat sich die Gruppe gegründet, weil die Fasnets-Musikgruppen fast nur in Männerhand waren. Zum Auftakt ihres Streifzugs durch den Ort spielen sie mit Pauken und Schalmeien vor den Fasnetsmuffeln, die unverkleidet im Café auf dem Schlossplatz sitzen. „Abends ist hier richtig was los bei der Straßenfasnet“, schwärmt Conny Merlinger.

Schabernack in den Lokalen

Darauf freut sich auch Ronald Witt, der Präsident des Narrenbunds Neuhausen. Nachmittags entspannt er sich beim Bier mit den Narren „50 plus“, die im Vereinsheim zusammenkommen. Ab 20 Uhr wird in den Lokalen und auf der Straße gefeiert. „Da treiben wir Schabernack mit den Leuten“, erzählt Witt, „aber das ist bei uns völlig harmlos“. Wer am Rosenmontag in Neuhausen unterwegs ist, muss damit rechnen, dass ihm ein Herzchen auf die Backe gemalt oder die Frisur verwuschelt wird. Mehr passiere bei dem närrischen Treiben aber nicht, verspricht der Präsident. Allzu wilde Übergriffe, wie man sie von der Fasnet in Rottenburg mit Saublasen kennt, gibt es auf den Fildern nicht.

Sehr entspannt geht es bei der Senioren-Fasnet im Narrenheim zu. In der Küche sorgt ein rühriges Team dafür, dass es den Älteren an nichts fehlt. Kaffee, selbst gebackene Kuchen und Nudelsalat stehen bereit. Präsident Witt legt Wert darauf, „dass auch die Senioren ihren festen Platz im Terminkalender haben“. Im grün-rot karierten Jackett sitzt Lotte Gehrung am bunt geschmückten Kaffeetisch. Die 89-Jährige ist schon von Anfang an dabei. Ihr Mann Helmut war jahrzehntelang Hexenmeister und damit aus der Fasnet nicht wegzudenken. Am Schmotziga Doschdig ging es bei Lotte Gehrung wild zu, „denn da sind elf Hexen in den ersten Stock in meine Wohnung gestiegen“. Über diesen Besuch, der zur guten Tradition gehört, freut sich die Seniorin jedes Jahr.

Früher war sie selbst auf den Straßen unterwegs. „Wenn meine Mutter auf Tour war, ist sie meist erst in den frühen Morgenstunden heimgekommen“, erzählt Karin Gehrung-Deuschle. Auch die Tochter und ihre Kinder, Christoph und Katharina, sind in die Fußstapfen von Lotte und Helmut Gehrung getreten. „Nur meinen Mann haben wir nicht dafür begeistern, der kommt aus Denkendorf“, merkt Gehrung-Deuschle mit einem Augenzwinkern an. Im evangelisch geprägten Nachbarort läuft die Fasnet nur nebenher.

In Neuhausen dagegen ist schon die junge Generation sehr engagiert dabei. Der 30-jährige Christoph Deuschle macht Guggamusik bei den Waschlappen Glunkern. Seine 27-jährige Schwester Katharina ist bei den Tanzgarden aktiv. Für den Rosenmontag hat sich die junge Frau mit ihren Freundinnen eine besondere Verkleidung einfallen lassen. Die jungen Damen mischen sich als Bobfahrerinnen unters närrische Volk. „Dafür haben sie ein ausrangiertes Tretauto umgebaut“, verrät Mutter Karin. An ihren Kostümen hätten sie wochenlang gebastelt und getüftelt. Abends beim Streifzug durch die Lokale waren sie einer der vielen Hingucker.

Pinkfarbene Federboa

Die meisten der Senioren tragen keine aufwendigen Kostüme. Mit ihrem schicken schwarzen Hütchen ist Elisabeth Roßkopf dezent verkleidet. „Ich laufe nur nebenbei mit“, findet die 78-Jährige. Dennoch genießt sie es, mit den Fasnetsfans im Narrenheim zu feiern. Und sie findet es schön, „dass wir hier so gut bewirtet werden“. Siglinde Stöffler kommt mit ihrem Mann Egon aus Rohr seit Jahren zum Rosenmontag nach Neuhausen. Mit ihrer pinkfarbenen Federboa und dem eleganten schwarzen Kleid zieht sie Blicke auf sich.

Als Harlekin verkleidet ist Uschi Krieger, die Vizepräsidentin des Narrenbunds. Trotz vieler Küsschen hält die Farbe an ihren rot bemalten Backen bestens. Gemeinsam mit Witt genießt sie es, vor dem stressigen Endspurt mit dem heutigen Kinderumzug und der Fasnetsverbrennung noch etwas zur Ruhe zu kommen. „Wunderbar, dass beim Umzug am Sonntag alles gut gegangen ist“, sagt Witt. Nach der Todesfahrt von Heidelberg, deren Beweggründe zunächst unklar waren, habe man die Sicherheitsvorkehrungen für den Umzug am Sonntag verschärft. Am Rosenmontag blieben die Neuhausener eher unter sich, sagt Witt: „Die Straßenfasnet gehört uns.“